Duisburg. Der MSV Duisburg blamiert sich im FVN-Pokal beim Fünftligisten SSVg Velbert. Der MSV könnte nun zum ersten Mal seit 1987 im DFB-Pokal fehlen.

Druckt Plakate! Postet es auf Facebook! Verfasst eine Insta-Story: Der Fußball-Drittligist MSV Duisburg befindet sich offiziell in der Krise. Das 0:2 (0:2) bei der fünftklassigen SSVg Velbert in der zweiten Runde des Niederrheinpokals dokumentiert den Status mit Stempel und Siegel.

Trainer Torsten Lieberknecht nannte die Leistung gegen den Oberligisten miserabel. Leroy Mickels, nach 37 Minuten für einen indisponierten Sinan Karweina eingewechselt, sprach von der schlechtesten Leistung der Saison. Das ist fast noch gestrunzt. Die Schadensbilanz ist so lang, dass man gleich ein ganzes Gutachter-Team braucht, um jede Delle zu erkennen.

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Der Reihenfolge nach: Die Zebras kassierten die dritte Pflichtspiel-Niederlage in Folge und spielten wie schon beim 1:3 gegen Meppen und dem 1:3 in Chemnitz ihre Favoritenrolle wie Laiendarsteller. Zum ersten Mal in dieser Saison blieb die Mannschaft ohne Tor in einer Partie mit Wirkung.

Empfahl sich nicht für weitere Aufgaben: MSV-Stürmer Petar Sliskovic.
Empfahl sich nicht für weitere Aufgaben: MSV-Stürmer Petar Sliskovic. © Mark Bohla

Zum ersten Mal seit 1987 könnte der MSV im Lostopf des DFB-Pokals fehlen. Erreicht die Truppe nicht mindestens Rang vier in der Liga, war es das. Dann fehlen auch gleich 100.000 Euro in der Kasse. Von der Blamage, die Köpi-Trikots nur zweimal im Geschäftsbetrieb getragen zu haben, nicht zu sprechen. Die möglichen Einnahmen auf dem Weg ins Niederrhein-Pokalfinale fehlen ebenfalls. Ist vielleicht nur Klimpergeld. Aber, wer den Pfennig nicht ehrt…

Was hinzukommt: Trainer Torsten Lieberknecht sprach von Konkurrenzkampf, den er entfachen wollte. Die Bankdrücker nahmen ihn nicht an. Ein Beispiel: Sinan Karweina verschuldete mit einer Schlampigkeit das 0:1 durch Max Machtemes (22.), als das Zebra den Ball direkt am eigenen Strafraum herschenkte. Nach 37 Minuten erlöste ihn der Trainer und brache Leroy Mickels. Freilich, Vincent Gembalies in der Innenverteidigung, Max Jansen in der Mittelfeldzentrale, Ahmet Engin auf Außen, Petar Sliskovic in der Sturmspitze verzichteten auf die dringende Bitte um Weiterbeschäftigung.

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Ausfälle nicht kompensiert

Der Trainer entschuldigte seine Probanden später damit, dass sie sich besonders viel vorgenommen hätten.

Wirklich?

Keine Nerven gegen einen Fünftligisten in der zweiten Runde des Niederrheinpokals vor gerade einmal gut 1500 Zuschauern? Da möchte man sagen: Gut, dass solche Jungs in einem Ligaspiel gegen einen echten Konkurrenten vor 15.000 Zuschauern in der heimischen Arena die Bank vor dem Wegfliegen bewahren. Ohne Moritz Stoppelkamp (am Knie verletzt), Yassin Ben Balla (ebenfalls am Knie verletzt), Vincent Vermeij (bis zur 46. Minute geschont), Marvin Compper (über 90 Minuten geschont) und Leo Weinkauf (Grippe) geht es nicht.

Torhüter Jonas Brendieck wirkte beim 0:2 etwas unentschlossen. Ihm sei aber alles verziehen: Die Vorderleute sangen für ihn das Lied: „Im Tor da steht ein armer Mann.“ Der Freistoß zum Tor erfolgte von einer Position etwa zehn Meter jenseits des Velberter Strafraums. Der Ball war so lange in der Luft, dass Schnee drauf lag. Oder anders formuliert: Er war so lange in der Luft, dass alle Meidericher ihn komplett vergessen hatten. Jedenfalls fiel das Teil dann vom Himmel. Lukas Boeder dachte: „Huch, wo kommt der denn jetzt her.“ Robert Nnaji (33.) dachte: „Auf dich habe ich nur gewartet“ und traf zum 2:0.

Eine hohe Fehlerquote

Die Hausherren hatten drei oder vier weitere glasklare Dinger. Erneut nach einem Freistoß aus der eigenen Abwehr und dann nach einem Fehlpass von Torhüter Brendieck hatte Sebastian Spinrath die vorzeitige Entscheidung auf dem Fuß. Velberts Trainer Marcus John sprach nachher von einem perfekten Drehbuch, ein 3:0 oder 4:0 wäre ihm dagegen ein bisschen zu „kitschig“.

Velberter Pokalheld: Torschütze Robert Tochukwu Nnaji. feiert seinen Treffer zum 2:0.
Velberter Pokalheld: Torschütze Robert Tochukwu Nnaji. feiert seinen Treffer zum 2:0. © Mark Bohla

Fest steht: Abwehr kann der MSV nicht mehr. Die Fehlerquote ist inzwischen besorgniserregend hoch. Vorne konnten die fahrig angreifenden Zebras einen Kopfball auf die Latte von Sliskovic (18.) und einen Kopfball an den Pfosten von Vermeij vorweisen. Lukas Daschner, der überspielt wirkte, stand auch einmal gut. Leroy Mickels schoss aus jeder möglichen oder unmöglichen Position. Weil man in so einem Spiel so vielleicht die Wende erzwingt, wie er nachher meinte.

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Der MSV belagerte den Velberter Strafraum wie die Griechen einst Troja. Nur hatte niemand ein Holzpferd dabei. Dafür suchten Arnold Budimbu und Lukas Scepanik vier Beine mehr vors Tor zu stellen. Keine wirklich wirksame List von Trainer Torsten Lieberknecht.

Innenverteidiger Lukas Boeder schaute nach dem Spiel voraus, versprach, dass man sich nun im Training tüchtig anstrenge und dann am Freitag gegen Kaiserslautern ein anderes Gesicht zeigen werde. Das erinnert an das Zitat von Marvin Compper. Der hatte die Niederlage in Chemnitz als eine zum richtigen Zeitpunkt eingeordnet. Seine Kollegen waren davon offenbar nicht überzeugt.

Die MSV-Fans auch nicht: Gallig sangen sie vor dem Abpfiff: „Gegen Velbert kann man mal verlieren.“ Kann man nicht. Nicht als MSV Duisburg!