Jena. Nach dem 2:1-Sieg in Jena kann der MSV Duisburg am Mittwoch Tabellenführer werden – bei einem Sieg und einem Patzer der Konkurrenz.
Seinen Jenaer Trainer-Kollegen bekam MSV-Coach Torsten Lieberknecht am Samstag nach dem Spiel nicht mehr zu sehen. Lukas Kwasniok verlor beim FC Carl Zeiss Jena im Ernst-Abbe-Sportfeld irgendwo zwischen Kabine und Presseraum seinen Job. So ist das Geschäft, der Fußball-Drittligist MSV Duisburg verschärfte mit einem 2:1 (1:0)-Sieg die Krise beim Schlusslicht.
Am Dienstag ist Torsten Lieberknecht genau ein Jahr beim MSV im Amt, nach einer Heimniederlage gegen den SSV Jahn Regensburg war die Zeit für Trainer Ilia Gruev damals beim MSV abgelaufen. Bei der Pressekonferenz in Jena saßen nun anstelle von Kwasniok Präsident und Geschäftsführer auf dem Podium.
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Beim kurzen Statement von Torsten Lieberknecht werden sie gedacht haben: „Diese Sorgen möchten wir haben!“ Der Duisburger Coach freute sich über den Sieg, war aber trotzdem unzufrieden. „Wir hätten das in Unterzahl viel besser machen müssen“, resümierte der 46-Jährige.
Es folgten bizarre Szenen. Jenas Präsident Klaus Berka verkündete die Beurlaubung des Trainers, vor den Pforten des Presseraumes brauste unter den wütenden Fans, die sich dort formiert hatten, Jubel auf. Die Verantwortlichen, so Berka, hätten die sportliche Situation analysiert und eine einstimmige Entscheidung getroffen. Für die Analyse hatten sich die Bosse indes nicht mehr viel Zeit genommen.
Umstrittener Platzverweis
Inklusive Nachspielzeit musste der MSV vor 4627 Zuschauern 90 Minuten in Unterzahl gegen verunsicherte Thüringer spielen. Schon in der vierten Minute flog Linksverteidiger Arne Sicker vom Platz. Schiedsrichter Franz Bokop hatte eine Notbremse gegen gegen den fallenden Maximilian Rohr erkannt. Eine undurchsichtige Szene – ausgerechnet in der Hauptstadt des optischen Handwerks. Der Platzverweis war höchst umstritten.
So war Lieberknechts Matchplan früh Makulatur. Der Trainer nahm Mittelfeldspieler Lukas Daschner vom Feld, Migel-Max Schmeling komplettierte die Abwehrkette. Mit Daschner verlor der MSV im Zentrum ein kreatives Element. Jena konnte zunächst kein Kapital aus der Überzahl schlagen, und der MSV agierte viel zu zaghaft, ohne Zug zum Tor. Lediglich Moritz Stoppelkamp verbuchte per Freistoß eine Torchance für die Duisburger.
Lob an die Mediziner
Das war Lieberknecht zu wenig, er sprach dies in der Pause in der Kabine an und verordnete seinem Team mehr Offensivdrang. Ähnliches dürfte auch Jenas Trainer Lukas Kwasniok seinen Jungs mit auf den Weg gegeben haben. Der Tabellenletzte setzte den MSV unter Druck und ging in der 59. Minute in Führung. Nico Hamann flankte von rechts, Maximilian Rohr verlängerte per Kopf, Dominik Bock stand am langen Pfosten sträflich frei und traf zum 1:0. Fünf Minuten später hätte Bock nachlegen können, er traf per Kopf aber nur die Latte. Glück für den MSV, Pech für Jenas Trainer, der vermutlich noch im Amt wäre, wenn der Spieler besser gezielt hätte.
So blieben die Gäste im Spiel – und drehten es. Leroy-Jacques Mickels setzte sich auf der linken Seite durch, bediente mit einem langen Pass Vincent Vermeij, der per Kopf auf Moritz Stoppelkamp ins Zentrum ablegte. Der MSV-Kapitän erzielte mit seinem neunten Saisontreffer den Ausgleich.
Hatte Vermeij in der 81. Minute das Jenaer Tor noch knapp verfehlt, netzte er fünf Minuten später nach einer Stoppelkamp-Ecke mit einem Volleyschuss zum 2:1. Endlich ein Tor nach einem Eckball – darauf darf angestoßen werden.
„Das war ein Sieg des Willens“, freute sich Moritz Stoppelkamp, der aber auch einräumte: „Wir können besser Fußball spielen.“ Der 32-Jährige sprach zudem der medizinischen Abteilung einen Dank aus. „Am Donnerstag hatte ich nicht gedacht, dass ich hier spielen würde“, so Stoppelkamp, der sich im Spiel zuvor gegen 1860 München Blessuren am Knie und am Knöchel zugezogen hatte.
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Viel Zeit zur Regeneration bleibt Stoppelkamp und Co. nicht. Schon am Mittwoch geht es mit dem Nachholspiel gegen den SV Meppen in der Duisburger Arena weiter. Dann muss Lieberknecht die Rotsperre von Arne Sicker kompensieren. Migel-Max Schmeling dürfte dann zu seinem zweiten Startelf-Einsatz kommen.
Sollte die SpVgg Unterhaching heute Abend nicht in Ingolstadt gewinnen, hat der MSV am Mittwoch die Chance, mit einem Sieg gegen Meppen die Tabellenspitze zu erklimmen.