Duisburg. Bernard Dietz erinnert sich an das Uefa-Cup-Spiel des MSV Duisburg beim DDR-Oberligisten FC Carl Zeiss Jena. Der MSV stand im Rampenlicht.

Beim Zusammenbruch der DDR waren Marvin Compper (34) und Moritz Stoppelkamp (32) schon auf der Welt. Die übrigen Spieler des Fußball-Drittligisten MSV Duisburg sind zu jung, um „dabei gewesen zu sein“. Am Samstag spielen die Zebras beim FC Carl Zeiss Jena. Die Reise in den Osten ist auch eine Rückkehr an einen Ort, der in der MSV-Historie von großer Bedeutung ist. 1978 spielte der MSV im Uefa-Cup gegen Jena – und erreichte nach einem 0:0 in Thüringen und einem 3:0-Sieg nach Verlängerung an der Wedau das Achtelfinale.

MSV-Ikone Bernard Dietz kann sich noch gut an die Reise in eine fremde Welt jenseits des Eisernen Vorhanges erinnern. Der heute 71-Jährige war in der Saison 1978/79 Vizekapitän und führte die Zebra-Mannschaft am 18. Oktober 1978 in Vertretung von Rudi Seliger, der nicht spielte, an. Dietz erinnert sich an eine merkwürdige Atmosphäre.

Kontakt mit DDR-Bürgern gab es kaum. Vom Bus ging es direkt ins Hotel, vom Hotel am nächsten Tag ins Stadion, dann wieder per Bus zurück in den Westen. Dietz nahm bei den Gastgebern wenig fröhliche Gesichter wahr: „Die Stimmung war sehr gedrückt. Das war deprimierend.“

Konsequente Abwehrarbeit: Der „verrückte Holländer“ Kees Bregmann (rechts) klärt hier die Situation.
Konsequente Abwehrarbeit: Der „verrückte Holländer“ Kees Bregmann (rechts) klärt hier die Situation. © imago/Horstmüller | imago sportfotodienst

Der MSV reiste mit dem Bus nach Jena. Der Grenzübertritt war spannend und nervenaufreibend. Bernard Dietz: „Zwei Spieler von uns hatten eine westdeutsche Zeitung dabei. Das war verboten und das hätten sie wissen müssen. So hingen wir anderthalb Stunden länger an der Grenze fest.“

Auf dem Ernst-Abbe-Sportfeld – das Stadion des FC Carl Zeiss Jena ist auch heute noch nach dem Physiker und Optiker benannt – lieferten sich beide Mannschaften vor 15.000 Zuschauern einen heißen Kampf. Der MSV stand tief, agierte mit fünf defensiven Spielern. Der „Flieger“ Gerhard Heinze hielt im Duisburger Tor den Kasten sauber.

Die Zebras erzielten gegen die Mannschaft von DDR-Kult-Trainer Hans Meyer ein 0:0, das alle Optionen für das Rückspiel offen hielt.

Auch im Wedaustadion stand es am 1. November 1978 nach 90 Minuten 0:0. In der Verlängerung riss Bernard Dietz die Türe zum Achtelfinale auf. Enatz hatte schon die Zebras am letzten Bundesliga-Spieltag der Saison 1977/78 mit seinem Siegtreffer zum 1:0 gegen den FC Schalke 04 in den Uefa-Cup geschossen.

Dietz, der knapp zwei Jahre später mit der deutschen Nationalmannschaft als Kapitän Europameister werden sollte, brachte den MSV in der 98. Minute vor 30.000 Zuschauern in Führung. Kurt Jara (107.) und Norbert Fruck (119.) machten den Sack zu.

Aus gegen Mönchengladbach

In der ersten Runde hatte der MSV Lech Posen (5:0, 5:2) ausgeschaltet. Im Achtelfinale setzten sich die Zebras gegen Racing Straßburg (0:0, 4:0) durch. Gegen Honved Budapest (1:2, 3:2) gelang dem Team von Trainer Rolf Schafstall dank der Auswärtstorregel der Einzug ins Halbfinale. Hier scheiterten die Meidericher am späteren Pokalgewinner Borussia Mönchengladbach (2:2, 1:4). Mit acht Treffern war MSV-Stürmer Ronald Worm hinter dem Mönchengladbacher Allan Simonson, der neun Treffer erzielte, der zweitbeste Torschütze im Wettbewerb.

Der MSV Duisburg, der in jener Saison in der Bundesliga – erfolgreich – gegen den Abstieg kämpfte, machte sich auf der internationalen Bühne einen Namen. Bernard Dietz denkt gerne an diese Zeit zurück: „Wir lebten von einer unglaublichen Kameradschaft. Ich möchte keine Sekunde missen.“

Die Aufstellungen im Hinspiel: FC Carl Zeiss Jena: Grapentin – Weise, Kurbjuweit, Brauer – Schnuphase – Krause, Lindemann, Sengewald – Töpfer (75. Neuber), Raab (55. Trocha), Vogel.

MSV Duisburg: Heinze – Fenten, Bregman, Dietz, Jakobs, Dronia (80. Grillemeier) – Brocker – Weber, Jara – Worm – Alhaus (60. Fruck).