Duisburg. Der MSV Duisburg führte beim Mitabsteiger 1. FC Magdeburg bis in die Nachspielzeit mit 1:0. Dann schafften die Gastgeber aber noch den Ausgleich.
Fußball-Drittligist MSV Duisburg schenkte in der Nachspielzeit den möglichen Auswärtssieg beim 1. FC Magdeburg her. Vor 16.963 Zuschauern traf Tobias Müller nach mehr als 92 Minuten zum 1:1 (0:1)-Ausgleich für den Mitabsteiger. Das muss ärgern, weil der Treffer so spät das 1:0 von Leroy-Jacques Mickels aus der 14. Minute egalisierte. Unverdient war das Tor freilich nicht. Die Zebras hatten in der zweiten Halbzeit mit dem Rücken zur Wand gespielt und zu wenig selbst nach vorn unternommen. Ein weiterer Wermutstropfen: Linksverteidiger Arne Sicker zog sich eine Muskelverletzung im Oberschenkel zu. Die Partie rieb heftig an den Nerven. Wenn wieder Schorf auf den Wunden ist, darf man auch sagen: Mit einem Punktgewinn in Magdeburg meldete sich der MSV ordentlich aus der verlängerten Winterpause zurück.
Zunächst bremste der Mega-Stau auf der A 2 gestern auch viele MSV-Fans. So nach und nach füllte sich der Block der Zebra-Freunde. Präsident Ingo Wald schaffte es nach einer halben Stunde in einen Hexenkessel, der offiziell MDCC-Arena heißt. Per Telefon ließ er sich vorher über den Gang der Dinge informieren. Sportdirektor Ivica Grlic musste gar bis zur Pause auf die Nachrichten aus der Freisprechanlage vertrauen.
Und bis dahin gab es durchaus einiges, was gespitzte Ohren verlangte. Denn auf dem Rasen herrschte reger Verkehr – und wie von Trainer Torsten Lieberknecht vorhergesagt, riss Vollgas-Fußball mit. Gegen eine MSV-Elf, die wie beim 11:0 im Niederrheinpokal gegen den SC 20 Oberhausen aufgestellt war, legten die Hausherren los wie die berühmte Feuerwehr. Arne Sicker war schon zweimal überlaufen, da waren gerade vier Minuten vorbei. Torhüter Leo Weinkauf gönnte sich in hinterster Linie einen Abspielfehler. Die Hausherren wussten die Panne – zum Glück für die Meidericher – nicht zu nutzen. So rannten und rannten die Blau-Weißen.
Mickels trifft mit großer Eleganz
Die Weiß-Blauen aus Duisburg schauten sich das an und gaben den Hausherren mit einem Schlag das Nachsehen. Tim Albutat, über den viel ging, bediente auf links Leroy-Jacques Mickels. Der Mittelfeldmann als Ersatz für den verletzten Connor Krempicki schaute kurz, legte sich die Kugel auf den rechten Fuß und schickte ihn mit größter Eleganz ins Tor. Nach 13 Minuten hatte der MSV mal kurz klargemacht, wie Fußball so geht. Die Fans der Gastgeber bekamen das Gegentor gar nicht richtig mit. Sie waren gerade mit kompliziertem Satzgesang beschäftigt.
Die Magdeburger Kicker hatten den Schlag durchaus registriert. Fort war der Schwung. Der MSV beherrschte die Szene und wenn der stets anspielbare Stürmer Vincent Vermeij nur einen Hauch genauer gezielt hätte, dann wäre sein Kopfball in der 24. Minute nicht nur an den Pfosten getropft. Doch die Hausherren kamen vor allem über Standardsituationen zurück. Dass Schiedsrichter Jonas Weickenmeier mit der Goldwaage bei strittigen Situationen arbeitete, machte dem Gast die Aufgabe nicht leichter.
Gelb auch gegen den Trainer
Zur Pause hatten Arne Sicker, Joshua Bitter, Yassin Ben Balla und Vincent Vermeij bereits Gelb gesehen. Trainer Lieberknecht, der sich über die vielen Pfiffe ärgerte, sah dann ebenfalls die Karte. Vielleicht dachte sich der Unparteiische: Wenn die Zebras schon quietschgelbe Trikots tragen, dann passt doch die Pappe oberprima. Mit Wut im Bauch und einer Führung im Rücken gingen die Zebras in die Pause. Sie rüsteten sich für den Sturm der Hausherren, der prompt durchs Stadion pfiff. Trainer Lieberknecht hatte in der verlängerten Länderspielpause aktives Verteidigen geübt.
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Diese Qualität war nun gefragt. Die Zebras machten es lange ordentlich, auch wenn sie Glück bei einer guten Gelegenheit von Marcel Costly (47.) hatten und auf einen mitspielenden Torhüter Weinkauf bei einem Pass durch die Kette wenig später vertrauen musste. Nach einer Stunde schoss Christian Beck aus bester Position übers Tor. Der Knoten schürzte sich enger.
Und wo blieben die Konter der Zebras, wo der Trainer so ein Tor doch so gern sieht? Da war lange wenig Hoffnung. Erst nach 20 Minuten wollte der Ball wieder am Fuß eines Zebras kleben. Wirklich ins Spiel fand die Mannschaft jedoch nicht mehr. Mit viel Geschick und einem Glück rettete sich der MSV nur ins Nachsitzen. Dann traf den Gast ein Blitz aus wolkenlosem Nachthimmel.