Duisburg. Der Dachschaden beim MSV: Wir erklären die genauen Hintergründe für die Absage des Meppen-Spiels und sagen welche Übergangslösung geplant ist.
Sanieren oder komplett neu bauen: Neben der Frage, welche große Lösung langfristig für das kaputte MSV-Dach angestrebt wird, hat die Stadionprojektgesellschaft ganz aktuell eine Baustelle: Die komplette Konstruktion mit rund 600 Lichtstegplatten an allen vier Tribünen musste inzwischen entfernt werden. Sonst hätte das nächste Heimspiel der Drittliga-Kicker am Samstag, 21. September, 14 Uhr, gegen 1860 München aus Sicherheitsgründen genauso abgesagt werden müssen wie die ursprünglich für den 31. August geplante Partie gegen den SV Meppen. Wir erklären, wo genau das Problem liegt, ob jetzt einige Fans je nach Wetter nass werden und welche Übergangslösung geplant ist.
Lichtdurchlässige Polycarbonatplatten
Zur Erklärung: Beim Bau der 2005 fertiggestellten Arena ist das Dach aus Wellblech an allen vier Tribünen mit lichtdurchlässigen Polycarbonatplatten um jeweils rund acht Meter bis zu den Außen- beziehungsweise Grundlinien verlängert worden. „Damit sollte der Rasen noch mehr Licht abbekommen und möglichst viele Zuschauer bei schlechtem Wetter geschützt werden“, sagt Dirk Broska, Geschäftsführer der Stadionprojektgesellschaft. Bei einer ausverkauften MSV-Arena mit 31.500 Fans betraf das laut Broska rund ein Drittel des Publikums.
Im Sommer 2018 bemängelte ein Gutachter bei einer turnusgemäßen Begehung der Arena, dass einige der so genannten Lichtstegplatten offenbar durch Hagel beschädigt waren. „Es ging erst um die Nord-Westseite, später um die Osttribüne, um kleine Risse in den Platten, durch die Wasser eindringen konnte“, so Broska. „Ein weiterer Gutachter bescheinigte uns aber, dass keine Gefahr in Verzug ist.“
Sperrung des Stadions bereits Anfang 2019
Das sah das Bauamt anders und sperrte das Stadion Anfang 2019 für mehrere Tage. Nach einigem Hin und Her musste letztlich doch kein Spiel abgesagt werden. Damals spielte der KFC Uerdingen als Gast in der MSV-Arena und konnte seine Partie Ende Januar gegen die Würzburger Kickers planmäßig absolvieren. Die kompletten Platten auf der Osttribüne wurden entfernt. „Die Versicherung übernahm den Schaden in Höhe von 30.000 bis 40.000 Euro“, so Broska. Übrig blieb nur noch das Gestänge, die Unterkonstruktion aus Aluminium.
Als sich das Gestänge minimal bewegte
Seitdem waren dort nicht mehr alle Zuschauer geschützt und „seitdem hatten wir die Auflage, nach stürmischem Wetter einen Gutachter ins Stadion zu bestellen“, sagt Broska. Solche so genannten Sichtbegehungen gab es zuletzt nach einem Wochenende Mitte August. „Es sind keine Sturmschäden festgestellt worden. Allerdings bewegte sich das Gestänge minimal, obwohl es ja längst wieder nahezu windstill war.“
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Der Gutachter habe genauer hingeschaut und bemerkt, dass die Schraubverbindungen derart verrostet und die Schrauben selbst locker waren. „Wir mussten davon ausgehen, dass dies auch an den anderen Tribünen der Fall war, wo noch Lichtstegplatten vorhanden war“, sagt Broska. Bevor Schrauben und Platten herunterfallen, wurde das Spiel gegen Meppen abgesagt werden.
Spiel gegen 1860 soll stattfinden
Das Spiel gegen 1860 soll dagegen stattfinden. Der Grund: „Wir haben uns entschieden, alle Platten samt Unterkonstruktion zu entfernen“, so der Geschäftsführer der Stadionprojektgesellschaft. Dies sei inzwischen mit Hilfe von Baukränen und teils brachialer Gewalt gelungen. „Einige der tausenden Schrauben sind auf die Tribünen und den Rasen gefallen“, sagt Broska. „Wir machen permanent alles sauber, damit sich niemand, auch kein Spieler, verletzt.“
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Die Aktion koste die Stadionprojektgesellschaft bis zu 200.000 Euro. Broska will mit der Versicherung sprechen, inwieweit sie diesmal einspringen kann.
Da das komplette Stadiondach langfristig saniert oder neu gebaut werden soll, wird es für die nun vorhandenen Lücken nur eine Übergangslösung geben. Die lautet Wellblech, sagt Broska. Das Material also, aus dem das sonstige Dach eh schon ist. „Das ist die günstigste Variante.“ Wie teuer die Maßnahme wird, sei noch unklar.
Ergebnis des Statikers wird Anfang Oktober erwartet
Klar ist aber, dass noch ein bisschen Zeit vergehen wird, bis die Zuschauer auf den betreffenden Plätzen davon profitieren. Ein Statiker muss erst noch berechnen, wie die Konstruktion genau aussehen muss. Bis Anfang Oktober soll das Ergebnis feststehen.
Für den Einbau des Wellblechs sollen spielfreie Phasen genutzt werden. „Ich hoffe, dass wir mit der ersten Tribüne Mitte November fertig sind“, so Broska. Gestartet werde wohl mit der Westtribüne, weil sich dort unter anderem die Technikräume befinden, die wir schnellstmöglich vor der Witterung schützen wollen.“
Fans sollen vor schlechtem Wetter geschützt werden
Es könne aber sein, dass es mit der Nordkurve los geht, dort, wo die heimischen Fans stehen. „Das ist im Vergleich die kürzere Seite. Da wären wir schneller fertig“, so Broska. Die Arbeiten an allen Tribünen sollen bis etwa Mitte Dezember dieses Jahres fertig sein. „Wir machen uns kurzfristig Gedanken, wie wir bis dahin alle Fans vor schlechtem Wetter schützen können“, so Broska. „Wanderbewegungen während des Spiels werden allerdings nicht möglich sein.“