Duisburg. Moritz Stoppelkamp war beim 4:1-Sieg des MSV Duisburg gegen die SG Sonnenhof Großaspach der überragende Mann. Der MSV ist Tabellenführer.

Neuzugang Leroy-Jacques Mickels kam am Samstag beim MSV Duisburg auch noch zu seinem Drittliga-Debüt. Für zehn Sekunden. Dann pfiff Schiedsrichter Sascha Stegemann das Fußball-Spiel zwischen dem MSV und der SG Sonnenhof Großaspach ab. Doch mit der Auswechslung in der Nachspielzeit ermöglichte Trainer Torsten Lieberknecht dem Mann des Tages den großen finalen Abtritt. Als Moritz Stoppelkamp, der beim 4:1 (1:1)-Sieg der Zebras zwei Treffer erzielte und ein Tor vorbereitete, den Platz für Mickels räumte, feierten ihn die Fans mit stehenden Ovationen.

Nach dem Spiel genoss Stoppelkamp den Gang in die Fankurve. „So etwas tut jedem Fußballer gut“, sagte der 32-Jährige später. Und das mit einem Lächeln. In der letzten Saison hatte sich Stoppelkamp nach den Spielen immer wieder tapfer den Fragen der Journalisten gestellt. Das Lächeln war ihm dabei abhanden kommen. Nun ist es wieder da.

Connor Krempicki hat hier Torwart Maximilian Reule ausgespielt und trifft zum 4:1 ins Tor.
Connor Krempicki hat hier Torwart Maximilian Reule ausgespielt und trifft zum 4:1 ins Tor. © FUNKE Foto Services | STEFAN AREND

Trainer Torsten Lieberknecht will nicht mehr über die vergangene Saison sprechen. Er wolle das Alte hinter sich lassen, sagte der 45-Jährige bei der Pressekonferenz. Doch das Alte lässt sich so leicht nicht abschütteln. Es haftet an den Fingern wie eine widerspenstige Zellophanverpackung. Hätte Stoppelkamp doch schon in der letzten Saison so funktioniert wie am vergangenen Samstag, werden sich viele Fans gedacht haben. Und der Mann selbst blickte auch zurück: Dieser Abstieg sei unnötig gewesen.

Vielleicht ist es die neue Hierarchie in der Mannschaft, die Stoppelkamp beflügelt. Er ist nun Chef der Truppe, er trägt die Kapitänsbinde. „Es ist eine Ehre, in der Stadt, in der du geboren bist und das Fußballspielen erlernt hast, die Mannschaft aufs Feld zuführen“, gab der gebürtige Buchholzer zu Protokoll.

Nach der Pause unter Druck

Am Samstag setzte sich Stoppelkamp in einer kritischen Phase mit seinem Doppelpack entscheidend in Szene. Großaspach hatte die Duisburger Führung durch Vincent Vermeij, die „Stoppel“ mit einer scharfen Hereingabe vorbereitet hatte (25.), in der 42. Minute durch Dimity Imbongo Boele egalisiert und setzte die Zebras nach der Pause gehörig unter Druck. „In dieser Phase hätten wir zwingend treffen müssen“, klagte Großaspachs Trainer Oliver Zapel später.

In der 54. Minute schlenzte Stoppelkamp die Kugel nach einem Zuspiel von Joshua Bitter zum 2:1 über Gästetorwart Maximilian Reule ins Netz. Zwei Minuten später knallte Stoppelkamp den Ball unter die Latte. „In der letzten Saison wäre der wieder herausgesprungen“, merkte der Torschütze an. Diesmal lag der Ball am Ende hinter der Linie. Nicht nur das Lächeln ist zurück – auch das Spielglück hat im Zebra-Stall wieder Einzug gehalten.

Mit dem dritten Tor innerhalb von sechs Minuten stellte Connor Krempicki in der 60. Minute den Endstand her. Er nahm einen langen Pass auf, umspielte den Gästekeeper und schob zum 4:1 ein. Es ist bislang – am Montag spielt noch Carl Zeiss Jena gegen den FC Ingolstadt 04 – der höchste Sieg des ersten Spieltages. Der MSV steht damit an der Tabellenspitze.

Daschner setzte Akzente

Torsten Lieberknecht freute sich, dass seine Mannschaft, den Zuschauern „wieder etwas präsentiert hat.“ Lieberknecht: „Das war ein wichtiger Moment für den MSV.“ Dem Coach blieb aber nicht verborgen, dass sein Team phasenweise Probleme hatte. So auch nach der sechsminütigen Pause, als der Schiedsrichter die Mannschaften aufgrund eines wuchtigen Hagelschauers in die Kabinen geschickt hatte (74.). In der Schlussphase hätten die Gäste noch Ergebniskosmetik betreiben können – oder gar müssen, wie SG-Coach Oliver Zapel anmerkte. „Wir sind fahrlässig mit der Situation umgegangen“, klagte Lieberknecht.

Als der Hagelschauer einsetzte, schickte Schiedsrichter Sascha Stegemann   für sechs Minuten in die Kabinen.
Als der Hagelschauer einsetzte, schickte Schiedsrichter Sascha Stegemann für sechs Minuten in die Kabinen. © FUNKE Foto Services | STEFAN AREND

Grundsätzlich ging aber das 4-2-3-1-Spielsystem des Zweitliga-Absteigers auf. In der Abwehrkette lieferte Marvin Compper über weite Strecken eine solide, abgeklärte Leistung ab, stand beim Gegentreffer allerdings zu weit vom Torschützen weg. In der offensiven Dreierkette setzte Lukas Daschner im Zentrum viele Akzente. Der Youngster verbuchte im ersten Durchgang zwei hochkarätige Torchancen.

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Bei der Besetzung der Stürmerposition entschied sich Lieberknecht für Vincent Vermeij, Petar Sliskovic kam erst in der 81. Minute als Einwechselspieler auf den Platz. Vermeij traf – und das nun schon im zweiten Spiel in Folge. Besser kann sich ein Stürmer für das Vertrauen des Trainers nicht bedanken.

Die nächsten drei Gegner – Ingolstadt, Münster und Braunschweig – haben es in sich und vermutlich mehr Qualität als Auftaktgegner Großaspach.

Moritz Stoppelkamp will den furiosen Start – es war übrigens der erste Auftaktsieg einer MSV-Mannschaft seit 2010 (3:1 beim VfL Osnabrück) – aber nicht kleinreden. Stoppelkamp: „Wir haben die Messlatte jetzt sehr hoch gelegt. Daran müssen wir uns in den kommenden Wochen orientieren.“