Almancil. . Der Mittelfeldspieler blickt auf ein unerfreuliches Halbjahr zurück. Im Abstiegskampf müssten die Spieler nun mehr Verantwortung übernehmen.

Als sich einige Spieler des Fußball-Zweitligisten MSV Duisburg am Donnerstag auf dem Trainingsplatz anbrüllten, hatte Lukas Fröde bereits frei. Weil der Mittelfeldspieler am Vortag eine Halbzeit im Test gegen den SC Portimonense bestritten hatte, absolvierte er am Vormittag nur eine Laufeinheit, jonglierte danach in Badelatschen ein wenig mit dem Ball und schaute zu, als die Giftpfeile über den Trainingsplatz schossen.

Was sich auf dem Platz des Ria-Park-Hotels abspielte, war allerdings kein Eklat. „Beschimpft euch“, hatte Trainer Torsten Lieberknecht seinen Jungs vor Beginn einer Spielform aufgetragen. Und mit etwas Anlaufschwierigkeiten gelang es den Protagonisten auf dem Feld, sich dem Vokabular zu bedienen, das in den letzten Monaten bei manchem Stammzuschauer bei den Heimspielen zum Standard-Wortschatz gehörte.

Es ist die zentrale Frage, die seit der deutlichen Ansprache von Torsten Lieberknecht nach dem Heimspiel gegen Dynamo Dresden am 23. Dezember im Raum steht: Wie kann diese vom Weg abgedriftete Mannschaft wieder zurück in die Spur finden? Wenn Brüllen hilft, dann sollen sie brüllen.

Komplizierte Ursachenforschung

Zurück zu Lukas Fröde. Er verkörpert die Situation der Zebras. Im Sommer erschien alles bestens. Im Trainingslager in Österreich verlängerte der defensive Mittelfeldspieler seinen bis Sommer 2019 datierten Vertrag vorzeitig bis 2020. „Wir sind noch lange nicht am Ende“, sagte Fröde damals und bediente sich der allgemeinen Sprachregelung: Die Mannschaft sei breiter aufgestellt.

Sechs Monate später ist Ernüchterung eingekehrt. Der MSV schwebt in Abstiegsgefahr, und Fröde blickt auf eine für ihn enttäuschend verlaufene Hinserie zurück. Der frühere Bremer ist von seiner starken Form aus der Vorsaison entfernt.

Kraftakt: Andreas Wiegel (unten) schultert Lukas Fröde im Training. Kevin Wolze (r.) schaut zu.
Kraftakt: Andreas Wiegel (unten) schultert Lukas Fröde im Training. Kevin Wolze (r.) schaut zu. © E.L.

Was ist passiert? Lukas Fröde, der übrigens bereits nach dem letzten Spiel in der letzten Saison eindringlich davor gewarnt hatte, dass die neue Spielzeit schwer werden könnte, sagt: „Es gibt immer Phasen, in denen es schwieriger wird. Das passiert auch den Spielern an der Weltspitze. Wir sind alle nur Menschen.“

Die Ursachenforschung ist kompliziert. Fröde verweist auf viele Faktoren. „Es ist schwierig zu messen. Du gerätst irgendwann in einen Strudel, aus dem du nicht so einfach herauskommst.“ Der Mittelfeldspieler will die Dinge nicht pauschal verteufeln: „Es war nicht optimal. Aber es war auch nicht alles schlecht.“ Fröde spricht das Köln-Spiel an, das die Mannschaft als Tabellenletzter mit nur zwei Punkten auf dem Konto gewinnen konnte. Danach ging es aufwärts, die Mechanismen funktionierten, das Team schaffte den Anschluss an die Nichtabstiegsplätze.Und am Ende wieder ein Rückschlag.

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Für Fröde ist die Situation längst eine Kopfsache geworden. Viele Spieler – und er nimmt sich dabei nicht aus – hätten sich in den letzten Monaten zu sehr mit den eigenen Problemen beschäftigt und dabei die Mannschaft aus den Augen verloren. „Dabei haben wir auch das Verantwortungsgefühl verloren. Wir wissen, dass wir alle wieder mehr Verantwortung übernehmen müssen.“

Spiel ohne Grenzen

Torsten Lieberknecht hört solche Sätze gerne. Der Trainer vermisste zuletzt Führungsspieler in seinem Kader. Fröde gehört zu jenen, die das Heft in die Hand nehmen müssen.

Am Donnerstag-Nachmittag mussten die Zebras auf dem Trainingsplatz nicht mehr schimpfen. Sie durften lachen: beim Völkerball und beim Klassiker „Spiel ohne Grenzen.“