Duisburg. . Das Ergebnis des MSV Duisburg bei Fortuna Düsseldorf war nicht verkehrt, es entsprach vielmehr den Mängeln der Zebras. Eine Analyse.

  • Trainer Gruev sprach von einem „verkehrten Ergebnis“. Ein Irrtum
  • Der MSV steht aufgrund vieler Mängel im Tabellenkeller
  • Spektakel helfen dem Aufsteiger in der 2. Liga nicht weiter

Es macht richtig Spaß, dem Zebra beim Kicken zuzuschauen. Die Süddeutsche Zeitung schrieb nach dem 1:3 des MSV Duisburg in Düsseldorf von „Spektakel-Fußball“. Auf Sky hörte man, dass die Partie am Montag „das beste Zweitliga-Spiel der Saison“ sei. Die FAZ lobte: „Ein rassiges Derby“. N-tv fand den Schlagabtausch „begeisternd“ und die „2. Liga schön“. Aber: Jetzt muss endlich Schluss mit lustig sein.

Man mag keine Clownerien mehr auf der rechten Abwehrseite sehen. Es reicht für mehr als ein Spieljahr mit Slapstick-Einlagen wie dem Vierfach-Pfosten-Treffer in der zweiten Hälfte. Auch über den Aberwitz, dass Fortuna-Trainer Friedhelm Funkel seinen alten Klub über den grünen Klee lobte, kann man nicht wirklich lachen.

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Zebras hausen in einer Schießbude

Denn die Lage ist ernst. Und zwar nach allen entscheidenden Kriterien: Nur die Zahl der mehr geschossenen Tore trennt den MSV vom Relegationsrang. 19 Treffer hat die Abwehr bisher geschluckt. Nicht mal in Fürth schlägt es so oft ein. Die Zebras hausen in einer Schießbude. Eine alte Bauernregel besagt: „Hagelt es pro Spiel der Gegentore zwei, bist du beim Abstieg mit dabei.“

Die Mannschaft von Ilia Gruev kassierte in den letzten vier Partien 14 Hütten. Macht 3,5 pro Kick. In vier Heimspielen sammelte man ebenfalls nur einen Punkt. Aus den letzten vier Spielen gab es nur einen Zähler. Wenn 38 Punkte zum Saisonende das Maß der Dinge für den Klassenerhalt sind, dann liegen die Zebras jetzt um mehr als zwei Punkte hinter den Plandaten und einem Sonnenbad am sicheren Ufer zurück.

© Juergen Schwarz/Getty

Immerhin, nach vorne geht viel. Wirklich? 29 Mal schoss der MSV am Montag aufs Tor der Fortuna. Zehn glasklare Chancen und 25 Torschüsse bleiben aus dem 1:6 gegen Nürnberg in Erinnerung. Gegen Kiel wurde Torhüter Kenneth Kronholm von den Sportagenturen als bester Spieler seiner Mannschaft gekürt. Unterm Strich stehen aber nur drei Tore in den Partien. Chancen sind lediglich das Mittel, der erfolgreiche Abschluss der Zweck. Genau da zwickt es. Die Auswertung der Möglichkeiten ist mangelhaft.

Es geht noch mehr zum Thema Spaßbremse: Die Zebras kassierten fünf Treffer nach Standardsituationen (drei nach Ecken, einen Freistoß und einen Elfmeter). Auf der Gegenseite steht nur der Ehrentreffer von Moritz Stoppelkamp per Elfer gegen Nürnberg. Bei Ecken und Freistößen gelingt dem MSV im Gegensatz zur Vorsaison bisher gar nichts.

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Gegner sind gut vorbereitet

Wo liegen die Probleme? Die Kollegen von Ilia Gruev, die nach dem Spiel den MSV für seinen Mut und Offensivgeist loben, haben den Neuling vorher klug ausgeguckt. Sie haben die Schwäche auf beiden Außenpositionen, besonders auf der rechten Seite, ausgemacht. Friedhelm Funkel führte es am Montag früh vor. Kollege Michael Köllner aus Nürnberg hatte gesehen, dass die hoch pressenden Duisburger bei Ballverlust ein Loch vor der Abwehr lassen. Von dort folgten dann die bösen Pässe durch die Schnittstelle.

Kiel und Düsseldorf nutzten im zweiten Durchgang fahrlässige Ballverluste im Mittelfeld zu entscheidenden Treffern. Die Schnittstellenkonter sind dann schwer zu verteidigen. Die Innenverteidigung besteht die Eins-gegen-Eins-Situationen im Strafraum nicht mehr zureichend.

MSV-Trainer Gruev irrt

Trainer Ilia Gruev sprach nach dem 1:3 in Düsseldorf vom „falschen Endergebnis“ angesichts des Spielverlaufs. Der Fußball-Lehrer irrt. Das Ergebnis entspricht exakt dem Gezeigten: Mängel in der Abwehr, Pannen beim Abschluss, verschossene Elfmeter und zwei beste Freistoßgelegenheiten inklusive. Das 1:6 gegen Nürnberg hat als Lektion offenbar nicht gereicht. Bei einer Pleite darf man von Pech sprechen. Das Modell ging jedoch in Serie. Gruev benutzt gern das Wort „seriös“. Jetzt muss dem Wort die Tat folgen. Spektakel braucht’s nicht. Auf Lob kann man verzichten. Auf Punkte keineswegs.

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Der Trainer hat Recht, wenn er erklärt: Keine Mannschaft ist im Oktober oder November bereits abgestiegen. Offenbar ist auch, dass die Formation mit großer Leidenschaft und unbändigem Willen ihrer Arbeit nachgeht. Können ist im Kader ebenfalls vorhanden. Das Zebra ist konkurrenzfähig. Der Coach ist Fachmann genug, mit diesen Produktionsmitteln zu arbeiten. Mithin, die Lage ist keineswegs hoffnungslos, nur ernst. Was auch heißt: Der Spaß ist vorbei. Wer hätte gedacht, dass man sich nach einem herbstgrauen 1:0-Sieg sehnt?