Lotte/Duisburg. . Bei den Sportfreunden Lotte mäht der Macher auch den Rasen. Der Trainer würde seine Mannschaft selbst dem Busfahrer überlassen. Das Portrait.
- Die Sportfreunde Lotte sorgen als Aufsteiger in der 3.Liga für Furore und belegen Platz vier
- Der „Macher“ Manfred Wilke besorgt die Sponsoren und mäht ab und an den Stadionrasen
- Für die Profis des MSV Duisburg ist das Spiel gegen die Ostwestfalen eine Premiere
114 Jahre Vereinsgeschichte – trotzdem gibt es immer wieder etwas Neues. Fußball-Drittligist MSV Duisburg spielt am Sonntag bei den Sportfreunden Lotte (14 Uhr). Eine Premiere für den MSV – die Ostwestfalen waren noch nie Gegner der Zebra-Profis.
Der Verein für Laufspiele schaffte im Frühjahr nach achtjähriger Regionalliga-Zugehörigkeit den Sprung in die 3. Liga, indem er sich in den Aufstiegsspielen gegen Waldhof Mannheim durchsetzte. Zwei Jahre zuvor hatte der Klub das Ziel noch knapp verpasst. Lotte hätte beinahe dem heutigen Bundesliga-Spitzenreiter RB Leipzig den Weg versperrt. Nach einer 0:2-Niederlage im Hinspiel, stand es im Rückspiel nach 90 Minuten 2:0. Die Sachsen erreichten in der Verlängerung schließlich ein 2:2.
Als Pokalschreck gefürchtet
Nun ist Lotte drittklassig und ist als Tabellenvierter gut dabei. Zudem machte sich das Team als Pokalschreck einen Namen, indem es die Bundesligisten Werder Bremen und Bayer Leverkusen ausschaltete. Volle Lotte eben. Mit einem Sieg können die Sportfreunde am Sonntag den MSV sogar von der Tabellenspitze verdrängen.
Hinter dem Erfolg im Tecklenburger Land steht Macher Manfred Wilke. Der 65-Jährige ist Fußball-Obmann – ein Begriff, der eher in die Bezirksliga als in den Profifußball passt. Wilke ist aber mehr. Wieviel Geld er selbst in den letzten Jahren in den Verein gepumpt hat, ist nicht bekannt. Aber er hat ein Netzwerk mit 250 Sponsoren aufgebaut. Der Fußball-Obmann fungiert ab und an auch als Platzwart. Er mäht gerne den Rasen im Lotter Stadion. So etwas entspannt.
Nur 2026 Zuschauer im Schnitt
Die Drittliga-Begeisterung hält sich in Lotte in Grenzen. Der Zuschauerschnitt liegt aktuell bei 2026 Besuchern. Damit allein ist kein Spielbetrieb zu finanzieren.
Vor zwei Jahren ging der Klub ein Risiko ein. Er verpflichtete mit Ismail Atalan einen Trainer aus dem Amateurbereich. Das Risiko zahlte sich aus, der 36-Jährige ist mit dem sportlichen Aufstieg des Klubs eng verbunden.
Freiberger ist der Torjäger
Am vergangenen Samstag nahm der Coach die 0:3-Niederlage im Derby beim VfL Osnabrück auf seine Kappe. Er habe bei der Halbzeitansprache die falschen Worte gefunden. „So, wie wir aus der Halbzeit gekommen sind, muss es ja an irgendjemanden gelegen haben – und das ist der Trainer“, stellte sich der Coach vor seine Mannschaft.
Nach dem Pokaltriumph über Bayer Leverkusen (6:5 nach Elfmeterschießen) stellte er sich hinter sein Team: „Diese Mannschaft kann auch ein Busfahrer trainieren. So gut ist sie.“
Besonders gut ist Lottes Stürmer Kevin Freiberger. Er steht mit sieben Treffern derzeit auf Rang vier der Torjägerliste der 3. Liga. Kingsley Onuegbu und Co. dürfen neidisch sein.