Duisburg. . Am ersten Prozesstag um den Lizenzentzug und die Kündigung von Roland Kentsch, Ex-Geschäftsführer des MSV, herrschte Verwirrung bei den Zeugen.

  • Am Mittwoch begann der Prozess zwischen Roland Kentsch und der MSV-Verwaltungsgesellschaft
  • Zeugen konnten sich im Detail nur schlecht erinnern
  • Am Donnerstag sagt Walter Hellmich aus

Um große Millionenbeträge und um die Farbe von Klarsichtfolien ging es am ersten Prozesstag im Streit zwischen dem ehemaligen Geschäftsführer Roland Kentsch und der MSV Duisburg Verwaltungsgesellschaft. Richterin Antje Reim versuchte gemeinsam mit ihren zwei Beisitzern, die Ereignisse der Schicksalstage für das Zebra im Mai und Juni 2013 nachzuvollziehen.

Für Menschen mit Freude an knalligen Farben blieb nach acht Verhandlungsstunden im brütend heißen Sitzungssaal in Erinnerung: Roland Kentsch soll am 13. Juni 2013, dem Tag seiner Kündigung, Udo Kirmse als „Ratte“ bezeichnet haben. Das erzählte der damalige MSV-Boss, wenn auch erst auf Nachfrage der Richterin. Dann: Man handelte in diesen Tagen offenbar nach dem Prinzip: „Es wird schon gut gehen.“ Der damalige Aufsichtsratsvorsitzende der MSV GmbH und Co KG, Dr. Gert Görtz, prägte den Satz, den Antje Reim zustimmend wiederholte. Es ging dabei um die Bedingungen, die nicht allein in dem Vertrag mit Walter Hellmich enthalten waren. Bedingungen in Kredit – oder Stundungsverträgen duldet die DFL nicht. Unter anderem deshalb verloren die Zebras am 29. Mai vor drei Jahren ihre Zweitliga-Lizenz. Und schließlich: Der neue MSV-Vorsitzende Ingo Wald war bereit, ein privates Darlehen in Höhe von 100 000 Euro zu geben. Mehr aber nicht „sonst wäre meine Ehe gefährdet gewesen“, so Wald.

Roland Kentsch war gestern anwesend, sagte aber nichts. Auf der MSV-Bank saß ebenso schweigend Geschäftsführer Peter Mohnhaupt. Sein Vor-Vorgänger im Amt klagt gegen die Kündigung. Hintergrund ist, dass auf dem Kündigungsschreiben nur eine Unterschrift ist. Es müssen aber zwei sein. Der MSV versucht dies zu heilen. Man versuchte darzulegen, dass man Kentsch ein unterschriebenes Protokoll der maßgebenden Gesellschafterversammlung vorgelegt habe. Darin sei eine Vollmacht, dass Kirmse die Kündigung aussprechen dürfe, enthalten. Das Schriftstück gibt es. Aber hat es Kentsch auch so vorgelegen?

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Robert Philipps und Ingo Wald, die bei der Kündigung mit dabei waren, berichteten: Dieses Schreiben habe Kirmse in einer Klarsichtfolie überreicht. Udo Kirmse meinte sich an einen braunen Briefumschlag erinnern zu können. Was genau drin war, habe er aber nicht überprüft. Bernard Dietz wusste nicht mehr sicher, wo man sich zur entscheidenden Sitzung getroffen hatte. Das damalige Vorstandsmitglied Sebastian Runde soll per Telefon zugeschaltet gewesen sein. Runde erinnerte sich aber gestern nicht einmal mehr, dass das Treffen überhaupt stattgefunden habe. So etwas sorgte für Irritationen bei den wenigen Zuhörern. Darunter waren lediglich zwei Fans.

4,5 Millionen Euro Schadenersatz

Dann geht es um möglichen Schadensersatz, der durch die gescheiterte Lizenzierung fällig werden soll. 4,5 Millionen Euro stehen im Raum. Der MSV hätte das Geld gern, und zwar von Kentsch. Dazu will man zeigen, dass der Geschäftsführer nicht ausreichend auf die Gefahren und Risiken hingewiesen habe und Fehler machte. Wald und Kirmse berichteten, dass der Geschäftsführer stets suggeriert habe, man bekomme das schon hin. Zudem will man aufzeigen, dass es eine Alternative zu dem gewählten Rettungsplan gab. Die Richterin machte aber auch deutlich, dass es darauf ankommt, dass Kentsch auch von dieser Alternative wusste. Dr. Gert Görtz stützte den ehemaligen Geschäftsführer gestern. Er sagte aus, dass nach seiner Einschätzung die Bedingung im Hellmich-Vertrag nicht von Kentsch formuliert worden sei. Es geht darum, dass sich der mächtige MSV-Gönner vorbehalten habe, bei der Besetzung des Geschäftsführer-Postens mitzusprechen. Zu all dem erfährt man heute mehr, wenn Hellmich selbst als Zeuge gehört wird. Gerald Kassner von Schauinsland-Reisen sagt dann auch aus.

Zum Schluss noch was Blumiges: Ingo Wald erinnerte sich an den 23. Mai, so um halb vier Uhr, als die vermeintlich belastbaren Unterlagen nach Frankfurt gingen. Erst hatte Walter Hellmich noch rasch ein Darlehen von 600 000 Euro gegeben. Dann hat man sich abgeklatscht. Zu früh gefreut.