St. Johann. . Der Trainer des Duisburger Zweitliga-Aufsteigers spricht über das Trainingslager, seine Neuzugänge und die Perspektive seiner Mannschaft im neuen Umfeld.
Am Mittwochabend landete der Tross des Fußball-Zweitligisten MSV Duisburg nach dem Ende des Tirol-Trainingslagers auf dem Düsseldorfer Flughafen. Damit ist der Höhepunkt der Vorbereitung für Branimir Bajic & Co. abgeschlossen. Zwischen den verbleibenden zwei Vorbereitungsspielen gegen den VfL Bochum (Samstag, 18.30 Uhr) und gegen den FC Porto (18. Juli, 18 Uhr) geht es um die Feinabstimmung. Bis alle Puzzleteile wie gewünscht zusammenpassen, werden noch einige Monate ins Land ziehen.
2. Liga wird "ganz anders" für den MSV Duisburg
„Im taktischen Bereich“, sagt Trainer Gino Lettieri, „müssen wir einiges machen, da gibt es noch viel zu üben. Das wird auch nicht bis zu unserem ersten Meisterschaftsspiel gegen den 1. FC Kaiserslautern abgeschlossen sein.“ Der frühere Bielefelder hat seine Gefolgschaft bereits auf verschiedene Spielsysteme vorbereitet. „Wir switchen von Fall zu Fall auch im Spiel um. Ich erwarte von den Jungs, dass das klappt“, so Lettieri. Von einem Lernprozess will der zweifache Familienvater in der neuen Spielklasse nichts wissen. „In der 2. Liga muss man vom Leistungsniveau her mehr bringen. Das ist ganz anders als in der 3. Liga. Jeder Einzelne bei uns weiß das und kann es realistisch einschätzen.“
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Ob sein Team im einen oder anderen Punktspiel nur Sparringspartner für Gegner mit Riesenetats sein wird, vermag Gino Lettieri im Vorfeld nur schwer einzuschätzen. „Die Frage, ob wir in einigen Partien chancenlos sind, ist heute schwer zu beantworten. Wir sehen, wo wir Ende Juli gegen Kaiserslautern stehen und auf welchem Level wir uns bewegen. Grundsätzlich muss sich der MSV Duisburg vor niemandem verbeugen und gerade zu Hause vor keinem verstecken. Die Teams, die zu uns in die Schauinsland-Reisen-Arena kommen, müssen erst einmal bei uns bestehen. Wir gehen durchaus selbstbewusst in die Saison“, sagt der Zebra-Coach.
MSV-Neuzugang Poggenberg wurde schon operiert
Was die Neuzugänge anbelangt, setzt Lettieri aufgrund der Verletzungen nicht gerade zu Jubelsprüngen an. Verteidiger Dan-Patrick Poggenberg wurde mittlerweile in der Unfallklinik am gebrochenen Schienbein operiert. Andreas Wiegel unterzieht sich heute einer Untersuchung. Danach wird sich herausstellen, ob er sein Knie wieder voll belasten kann. Bei Simon Brandstetter zwickte während des Österreich-Aufenthalts sowohl die Wade als auch der Adduktorenbereich. Lettieri: „Die Neuen müssen sich an das Klima und daran gewöhnen, dass jedes Training eine Einheit ist, die an die Substanz geht. Wenn sie die nächsten Wochen überstehen und diesen Prozess kennen, dann wird eine Steigerung kommen.“ Der Deutsch-Italiener schiebt deutlich nach: „Die Spieler, die schon letztes Jahr da waren, sind alle weiter als unsere Neuzugänge. Da sieht man schon einen gewissen Unterschied.“
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Der prominenteste Zugang Thomas Bröker kommt zwar vom Bundesligisten 1. FC Köln, hat aber den Rucksack der fehlenden Wettkampfpraxis zu tragen. „Bröki fehlen die Spiele aus seiner Kölner Zeit. Einer, der durchgehend eingesetzt wurde, hat ganz andere Voraussetzungen als ein Spieler, der nur gelegentlich aufgelaufen ist“, weiß der Trainer um die Problematik, die auch Winter-Neuzugang Martin Dausch nach seiner Reservistenrolle bei Union Berlin in den ersten Monaten bei den Zebras durchlebte. Dausch: „Bröki hatte in Köln nur vier kurze Einsätze. Wir dürfen ihn deswegen hier nicht zu sehr unter Druck setzen und müssen ihm Zeit geben.“
Während Dausch schon in der 2. Liga Duftmarken hinterlassen hat, ist die Umgebung für Gino Lettieri komplett neu. „Ich freue mich auf die 2. Liga“, sagt der gebürtige Züricher, „ich habe hart dafür gearbeitet und sehr viel investiert, um dorthin zu gelangen.“ Dabei halfen Lettieri keine 200 Bundesliga- oder sogar Länderspiele. Lettieri ackerte sich durch den Amateursektor nach vorne. „Mein Ziel war und ist es, so hoch wie möglich zu trainieren. Jetzt in der 2. Liga dabei zu sein, ist auch eine Belohnung.“ Dabei vergisst der Trainer nicht, dass seine Mannschaft ebenfalls viel Kraft eingesetzt hat. „Die Jungs“, sagt er, „haben es sehr gut umgesetzt, unsere intensive Arbeit fortgeführt und den Aufstieg, den ich nicht als selbstverständlich erachtet habe, geschafft. Dafür gebührt dem ganzen Team ein großes Lob.“
Lettieri ist kein Typ, der viel Rummel oder sogar Hype mag. Er arbeitet lieber intensiv und zielgerichtet außerhalb des Scheinwerferlichts. Das wird in der kommenden Saison nicht mehr möglich sein. „Das Medienaufkommen“, sagt der ehemalige Darmstädter, „ist höher, man steht automatisch mehr im Fokus, befindet sich mehr unter Beobachtung.“ Unmittelbar nach Abpfiff werden Gino Lettieri künftig die Mikros vor die Nase gehalten. „Das war letzte Saison bei mehreren Livespielen auch der Fall, dass man zwei Minuten nach Spielende ein Statement abgegeben hat. Damit komme ich klar.“
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Duisburgs Trainer wird seinen Stil nicht ändern
Lettieri wird sich vom Stil her nicht ändern. Wenn ihm etwas nicht passt, fährt er binnen Sekunden hoch. In der 3. Liga war der Schiedsrichter-Assistent häufig direkter Ansprechpartner. Künftig gibt es den Vierten Offiziellen, der zwischen den Coachingzonen deeskalierend einwirken soll. „Ich sehe darin weder einen Vor- noch einen Nachteil. Als wir im DFB-Pokal gegen Nürnberg und Köln gespielt haben, ist mir gar kein Vierter Offizieller aufgefallen“, sagt der Trainer gelassen. Ein einziges Mal musste Lettieri beim MSV in der 3. Liga auf die Tribüne. Beim 0:0 gegen Dresden wurde es dem Unparteiischen Markus Schmidt zu viel. „Es gab damals zwei verschiedene Meinungen über die Regelauslegung. Ich habe den Schiedsrichter nicht beleidigt und bin im Nachhinein auch nicht bestraft worden. Für so etwas kann man eigentlich keinen auf die Tribüne schicken“, so Lettieri.
Beim Rückspiel in Dresden (2:0) sahen sich Lettieri und Schmidt wieder. „Wir haben ein paar Worte gewechselt. Alles war gut“, schildert der Duisburger Coach, unter dem es intern zweimal krachte. Lettieri: „Bei uns hat es nach dem 2:4 in Bielefeld und nach dem 0:1 in Münster geraucht. Das hatte aber nichts mit den Ergebnissen zu tun, sondern damit, dass wir uns von der Spielweise her selbst geschwächt haben.“ Am Ende ging für den MSV alles gut, „weil unser Teamgeist die größte Waffe war. Das soll jetzt auch so bleiben“, hofft Lettieri auf eine positive Saison.