Essen. Olaf Thon landet bei der Wahl zum Mittelfeldspieler vorne. Auch Fritz Szepan, Dariusz Wosz und Michael Lameck sind in der Legenden-Elf.
Olaf Thon ist überrascht, als der Anruf kommt. „Normalerweise habe ich bei solchen Wahlen nie eine Chance, weil ich zwischen allen Positionen hänge“, sagt er. Tatsächlich war der Gelsenkirchener zu Beginn seiner Karriere beim FC Schalke eher für seine geschossenen Tore bekannt, in den folgenden Jahren aber ging es zunächst beim FC Bayern und dann wieder auf Schalke zunehmend darum, Gegentore zu verhindern. Als er 1997 mit Königsblau den Uefa-Cup gewann, agierte der Kapitän Thon als Libero. Zuvor war er 1990 als Mittelfeldspieler mit der deutschen Nationalmannschaft Weltmeister geworden, sein Treffer zum 5:4 im Elfmeterschießen gegen England ebnete den Weg zum Titel.
Im Mittelfeld spielte Thon über weite Teile seiner Karriere, deshalb ist er dort auch bei der Wahl zur Legenden-Elf des Ruhrgebiets eingeteilt. Zwölf Spieler standen für vier Plätze zur Wahl – und dabei holte Thon mit 54 Prozent die mit Abstand meisten Stimmen. „Super, die WAZ-Leser haben Ahnung“, witzelt der 57-Jährige und fügt dann in vollem Ernst hinzu: „Das freut mich sehr und ich kann mich nur bei allen bedanken, die abgestimmt haben.“
Fritz Szepan: Schalker Held mit dunklen Schatten
Die zweitmeisten Stimmen erhielt ein weiterer früherer Schalker: Fritz Szepan (41 Prozent), ein Herzstück des legendären Schalker Kreisels, zwischen 1934 und 1942 sechsmal Meister mit den Gelsenkirchenern. Szepan war Denker und Lenker der Mannschaft, nahm zudem als Kapitän der Nationalmannschaft an den Weltmeisterschaften 1930 und 1934 teil. Sportlich war er über jeden Zweifel erhaben, und dennoch liegen dunkle Schatten über seinem Leben. Denn anders als viele andere Profis, die betont unpolitisch blieben, bekannte sich Szepan immer wieder zum Nationalsozialismus, ließ sich für NS-Propaganda einspannen – und profitierte von der Schreckensherrschaft, als er 1938 für einen Spottpreis das Kaufhaus Rhode & Schwarz kaufte, nachdem die jüdischen Vorbesitzer Sally Meyer und Julie Lichtmann enteignet wurden.
Erst sehr viel später, nämlich 1969, wurde Dariusz Wosz geboren, von den WAZ-Lesern auf Rang drei gewählt (26 Prozent). Die 1,69 Meter große Zaubermaus, geboren in Polen und aufgewachsen in Halle in der damaligen DDR, führte den VfL Bochum als Kapitän und spielstarker Kreativkopf gleich zweimal in den Europapokal. Wosz, der während eines erfolgreichen Intermezzos bei Hertha BSC auch Champions League spielte, wurde nach Jupp Tenhagen zum zweiten VfL-Spieler in der deutschen Nationalmannschaft, für die er 17 Spiele bestritt – bis heute ist nur Paul Freier hinzugekommen. Und Wosz ist der einzige Bochumer, dem die Ehre eines Abschiedsspiels zuteil wurde.
Michael Lameck ist beim VfL Bochum nicht wegzudenken
Den vierten und damit letzten verfügbaren Platz im Mittelfeld belegt Michael Lameck, der sich mit 25 Prozent der Stimmen knapp gegen Größen wie Ingo Anderbrügge, Andreas Möller, Matthias Sammer und Michael Zorc durchsetzte. „Ata“ ist mit 518 Bundesligaspielen Rekordhalter beim VfL Bochum, für den der gebürtige Essener von 1972 bis 1988 spielte.
Die personifizierte Vereinstreue, nur Charly Körbel (Eintracht Frankfurt, 602) und Manfred Kaltz (Hamburger SV, 581) absolvierten mehr Spiele für einen einzigen Klub. Lameck nämlich lehnte viele gut dotierte Angebote, darunter vom FC Bayern, ab, blieb an der Castroper Straße und wurde zum Gesicht der Unabsteigbaren. Noch heute ist er seinem Klub treu und organisiert unter anderem die Auftritte der Bochumer Traditionsmannschaft.
- Bei der Torwart-Wahl hatte BVB-Ikone Hans Tilkowski die meisten Stimmen erhalten. In der Abwehr wurden Bernhard Dietz, Klaus Fichtel und Jürgen Kohler gewählt. In der dritten Runde können Sie jetzt über die Mittelfeldspieler abstimmen. Hier geht es zum Voting.