Mönchengladbach. Der strittige Handelfmeter beim 1:1 zwischen Borussia Mönchengladbach und Mainz 05 hat Gladbachs Trainer Lucien Favre auf die Palme gebracht. Im Gespräch mit einem Reporter redete er sich nach dem Spiel in Rage, schimpfte auf die “absurde Regel“. Mit Fußball habe das alles nichts mehr zu tun.

Die ersten Sätze kamen noch recht bedächtig, doch dann platzte es aus Lucien Favre heraus: Wild gestikulierend und mit weit aufgerissenen Augen machte er seinem Unmut über den strittigen Handelfmeter Luft, durch den Mainz 05 gegen Borussia Mönchengladbach am Sonntag zum 1:1-Ausgleich gekommen war. Gladbachs Rechtsverteidiger Julian Korb hatte eine Flanke von Junior Diaz im Strafraum aus kurzer Entfernung mit der Hand geblockt, Schiedsrichter Gräfe unterstellte Absicht.

"Das ist für mich ein Skandal, diese Regel hilft dem Fußball nicht", schimpfte Favre nach dem Spiel ins Mikrofon eines Sky-Reporters. "Das ist kein Fußball. Die Leute, die diese Regel gemacht haben, die haben nie in ihrem Leben Fußball gespielt." In seiner Wut wechselte der Schweizer auch mal ins Französische, unterstellte den Regelmachern, man wolle auf diese Art mehr Tore provozieren. "Diese Leute sollten nichts mit Fußball zu tun haben. Diese Leute, die das gefordert haben, müssen aufhören!"

Favre zeigt den Regelhütern den Vogel

Seine Worte unterstrich Favre mit vollem Körpereinsatz. Er verschränkte seine Arme hinter dem Rücken und torkelte von links nach rechts, um zu verdeutlichen, vor welchem Dilemma die Verteidiger stehen: "Du hast kein Gleichgewicht, wenn du so läufst." Doch genau so müssten sich die Spieler laut Favre im Strafraum verhalten, wenn sie keinen Handelfmeter verursachen wollten.

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Damit schien der Auftritt von Gladbachs Trainer beendet, er wandte sich schon zum Gehen, kam dann aber noch einmal zurück. Er stellte klar: "Es geht nicht um das Tor." Die Aktion habe er von der Bank aus gar nicht so genau sehen können. Doch als ehemaliger Fußballer seien solche Entscheidungen generell schwer zu ertragen. "Das ist absurd", sagte er und tippte sich mit dem Finger an die Stirn: "Diese Leute sind total dumm!"

Mainz-Manager Heidel hat Mitleid mit dem Schiedsrichter

Elfmeter-Verursacher Julian Korb sah die Situation so: "Ich stehe nur fünf Meter vom Ball weg, er springt mir an die Hand. Das war auf jeden Fall keine Absicht. Wo soll der Arm denn hin?", erklärte der Rechtsverteidiger. Schiedsrichter Manuel Gräfe zögerte nicht und zeigte auf den Punkt. Jonas Hofmann nutzte die Gelegenheit und traf zum 1:1. Damit blieben beide Teams weiterhin unbesiegt, Gladbach gar schon seit zwölf Pflichtspielen.

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"Das ist natürlich glücklich für uns, eine richtige Torchance hatten wir ja nicht", bekannte der Mainzer Manager Christian Heidel. "Früher war es einfach: Geht die Hand zum Ball, ist es Elfmeter, ansonsten angeschossen und kein Elfmeter", meinte Heidel, der Referee Gräfe keinen Vorwurf machte. "Der Schiedsrichter ist bei diesen Entscheidungen immer das ärmste Schwein."

Gladbacher offenbaren Schwächen im Abschluss

Ohne den Elfmeter hätten die Gastgeber die Partie nach dem sehenswerten 1:0 durch Max Kruses Rechts-Links-Kombination wahrscheinlich gewonnen. Denn die mit sieben Defensivspielern sehr kompakt verteidigenden Mainzer hatten in der Tat so gut wie keine Torchance. "Das notwendige Glück braucht man in Gladbach, das ist eine starke Mannschaft. Für uns war das wieder ein Entwicklungsschritt", befand der Mainzer Clubchef Harald Strutz.

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Noch mehr als über den Strafstoß hätte sich Favre über das Abschluss-Unvermögen seiner Profis ärgern müssen. Schon im Europa- League-Spiel in Zürich am Donnerstag haben die Gladbacher nach besten Tormöglichkeiten den Sieg liegen lassen. Gegen Mainz hatten sowohl der eingewechselte Thorgan Hazard (85.) als auch Raffael (89.) in der Schlussphase die Chancen zum Sieg.

Favre trauert zwei verlorenen Punkten nach

Der Brasilianer Raffael scheiterte gar aus fünf Metern kläglich, als er Gäste-Verteidiger Stefan Bell auf der Linie anschoss. Möglicherweise ist die hohe Belastung ein Grund für die Abschlussschwäche. "Vielleicht ist es ein bisschen Unkonzentriertheit und ein bisschen Nachlässigkeit", meinte Torschütze Kruse. Favre betonte, dass sich sein Team immerhin die Chancen erspielt habe. Enttäuscht war der Gladbacher Coach allemal: "Uns fehlen zwei Punkte." (mit dpa)