Mönchengladbach. . Nach über zwei Jahren kommt es wieder zu einem rheinischen Derby in der Fußball-Bundesliga. Fans, Spieler und Verantwortliche von Borussia Mönchengladbach fiebern dem Spiel entgegen - und sind guter Dinge. Schließlich sind die Fohlen seit sieben Spielen ungeschlagen gegen den 1. FC Köln.

Der Psychologe spricht von Freizeitstress, wenn der Mensch neben Berufleben, Uni oder Schule von einem Termin zum anderen hetzt. Einfach mal abhängen sei ein gutes Rezept, um zu entspannen. Die Fans von Borussia Mönchengladbach möchten in diesen Tagen gar nicht abhängen. Einzig die schwarzweißen Fahnen mit der Raute und die großen Banner werden abgehangen, um sie für das nächste Spiel gleich wieder einzupacken.

Ein Highlight jagt bei Borussia Mönchengladbach das nächste. Die Gladbach-Anhänger pendeln zwischen Hennes-Weisweiler-Allee, Europas Metropolen und einem ganz besonderen Spiel, das schon seit Mitte April die Fan-Foren bestimmt. „Mehr Brisanz und mehr Highlights hintereinander geht nicht“, weiß Max Eberl, Sportdirektor der Borussia. Am Donnerstag feierte der Fußball-Bundesligist im ersten Gruppenspiel der Europa League die Rückkehr auf die internationale Bühne, nur drei Tage später folgt „das beste Spiel des Jahres“ (Patrick Herrmann).

Köln ist Gladbachs Lieblingsgegner

Zwei Jahre lang musste man in der Domstadt und auch am Niederrhein darauf warten, dass man in der Bundesliga nicht mehr nur von Borussia Dortmund gegen den FC Schalke spricht. Die Duelle mit Bayer Leverkusen waren für die Fans nicht mal Derbys in einer Light-Version. Der 1. FC Köln ist der einzig wahre Rivale für das Rheinderby (17.30 Uhr/live in unserem Ticker) und die Zuversicht bei den Borussen ist groß. „Schön, dass Köln wieder mitspielt - das sind sichere sechs Punkte“, ist der der durchaus ernst gemeinte Tenor im Fanlager der Fohlen. Der „Effzeh“ ist gegen Mönchengladbach seit sieben Spielen sieglos (2 Remis, 5 Niederlagen) und in der Bundesliga-Historie gewann der Klub mit der Raute gegen kein anderes Team so oft wie gegen die Domstädter.

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Statistiken aber interessieren in Gladbach nicht. „Das wird kein Selbstläufer“, weiß Eberl. Nur mit der körperlichen Präsenz würde man keinen Dreier einfahren. „Das wird harte Arbeit“, so der Manager. „Hitzig und kampfbetont“ fügt André Hahn hinzu. Der Neuzugang vom FC Augsburg steht vor seinem ersten rheinischen Derby, weiß dennoch um die Bedeutung der Begegnung: „Dieses Spiel bedeutet alles für die Gladbacher. Das trichtern uns die Fans bei jedem Training ein. Sie freuen sich auf das Spiel und sind heiß drauf.“ Das Wort „heiß“ benutzt auf diese Partie angesprochen jeder Spieler der Borussia. „Die Emotionen bei so einen Derby sagen alles aus“, erklärt Max Kruse, der Derbys aus Hamburg kennt. Das werde „kein normales Bundesligaspiel“, obwohl es auch nur um drei Punkte ginge. „Für uns und die Fans ist es extrem wichtig, dass wir dieses Spiel gewinnen.“

"Wollen, dass das Derby auf dem Platz stattfindet“

Beide Klubs sind in dieser Saison noch ungeschlagen, der Effzeh sogar noch ganz ohne Gegentor in der Bundesliga. Das stört Gladbach-Spieler Granit Xhaka. „Wenn die Leute sagen, dass der Torwart noch kein Tor kassiert hat, dann wird es Zeit, dass er mal die Bälle aus dem Netz holt“, grinst der Schweizer vor seinem ersten Derby. Am Sonntag werde es so weit sein: „Ohne zu lachen, ey, ich meine das voll ernst.“ Wer die Tore mache, sei egal. „Hauptsache, er muss hinter sich greifen.“

Auf das Sportliche will sich Gladbachs Trainer Lucien Favre konzentrieren, auch wenn er „weiß, dass es für die Fans ein spezielles Spiel ist.“ Der Fußballlehrer warnt vor der Defensivstärke des Gegners und vor der Kompaktheit. Torwart Timo Horn sei nur ein Geheimnis des Erfolgs. Ob er sein Team nach dem Remis gegen Villarreal für das 81. rheinische Bundesliga-Derby erneut umbauen werde, wollte er nicht verraten. „Ich muss erst mit den Spielern sprechen und herausfinden, wie sie sich erholt haben“, erklärt der Coach auf der Pressekonferenz am Donnerstag. Ein paar Änderungen werde es sicherlich geben.

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Nach über zwei Jahren treffen Borussia Mönchengladbach und der 1. FC Köln in Deutschlands Eliteliga wieder aufeinander. Sportlich verspricht es ein Leckerbissen zu werden. Auf den Rängen und im Umfeld des Stadions wird man die Partie fernab von Fahnen und Bannern noch aus einem anderen Blickpunkt betrachten. „Nach wie vor haben Gewalt, Diskriminierung oder üble Anfeindungen im Fußball nichts verloren!“, sagt Kölns Sportdirektor Jörg Schmadtke. Und Eberl ergänzt: „Wir wollen, dass das Derby auf dem Platz stattfindet.“