Mönchengladbach. Borussia Mönchengladbach muss im Kopf-an-Kopf-Rennen um Europa einen kleinen Rückschlag hinnehmen. 1:1-Unentschieden hieß es am 30. Spieltag der Fußball-Bundesliga gegen stark spielende Stuttgarter, die bis kurz vor Schluss den Sieg in der Hand hielten.
Das ausgegebene Ziel, auch in diesem Jahr die Bundesliga-Tabelle wieder einstellig abzuschließen, kann man Borussia Mönchengladbach wohl nicht mehr nehmen. Nach der Erfolgsserie der letzten fünf Spiele allerdings sind ganz andere Wünsche am Niederrhein gewachsen. Europa winkt und sogar die Königsklasse frohlockt. Mit der über weite Strecken schwachen Leistung im Heimspiel gegen den VfB Stuttgart aber gaben die Gladbacher Rang vier ab. Als alles nach einer Niederlage gegen die Schwaben aussah, rettete Juan Arango seiner Mannschaft immerhin noch einen glücklichen Punkt.
Aber von Beginn an. Während Gäste-Trainer Huub Stevens sein Team auf zwei Positionen änderte - Timo Werner spielte für Vedad Ibisevic und Georg Niedermeier für Gotoku Sakai - schickte Lucien Favre die zuletzt in Nürnberg siegreiche Elf auf den Platz. Tony Jantschke führte seine Mannschaft erstmals als Kapitän im heimischen Stadion auf den Rasen.
Zehn Minuten beschnupperten sich die Teams, ehe Chaoten in der Stuttgart-Kurve Begalos zündeten. Schiedsrichter Florian Meyer unterbrach die Partie kurz bis die Pyrotechnik erloschen waren; der VfB aber war kurz darauf Feuer und Flamme. Ibrahima Traoré, dessen Transfer zur Borussia bald verkündet werden soll, leitete einen Angriff über rechts ein. Werner traf die Direktabnahme nicht richtig und der verunglückte Versuch fiel Daniel Didavi vor die Füße. Aus acht Metern hämmerte der Stuttgarter den Ball in die Maschen zur Führung des VfB (12.).
Die großen Chancen hatte nicht Gladbach, sondern Stuttgart
Die anfangs etwas lethargisch wirkenden Akteure der Borussia legten nach dem Gegentor eine Schüppe zu und das Spiel wurde ruppiger. Arvoleda Gruezo, Werner und Julian Korb sahen Gelb und binnen zwei Minuten hatte Christoph Kramer gleich zwei Chancen im gegnerischen Strafraum. Scheiterte der ehemalige Bochumer in der 25. Minute noch an Niedermeier, zupfte Antonio Rüdiger einen Angriff später am Trikot Kramers. Der Unparteiische sah aber kein Elfmeter-würdiges Foul. Spielerisch hatten die Hausherren damit aber fast ihren Köcher leergeschossen in der ersten Hälfte.
Zwar scheiterten Juan Arango per Kopf und Patrick Herrmann im Nachschuss an VfB-Schlussmann Sven Ulreich (37.), die richtig großen Chancen hatten die Gäste. Christian Genter versuchte sich aus 20 Metern, scheiterte aber nur knapp; Martin Harnik verwertete fast einen dicken Patzer von Korb (38.), den Torwart Marc-André ter Stegen genauso entschärfte wie auch den Schuss von Werner, nachdem Arango im eigenen Sechszehner weggerutscht war. Den Schlusspunkt auf eine unterdurchschnittliche Halbzeit der Hausherren setzte Torschütze Didavi, der eine Flanke von Traoré knapp über die Latte köpfte.
Die erste Hälfte gehörte wohl zu den schwächsten Auftritten der Gladbacher im eigenen Stadion in dieser Saison. Favre sah kämpferische Schwaben, die seiner Mannschaft schon früh den Schneid abkauften, engagiert verteidigten und völlig verdient mit 1:0 in die Pause gingen. "Wir mussten unser Tempo ändern", sagte Keeper ter Stegen nach dem Spiel kritisch. Havard Nordtveit (47.) und Arango (51.) besserten immerhin direkt dem Seitenwechsel zwar die Torschussstatistik der Rheinländer auf, der VfB aber spielte auf den zweiten Treffer und nutzten dabei immer wieder die Fehler in der Defensive der Gastgeber.
Glückliches 1:1 fällt kurz vor Schluss
Die machte Gladbach auch in der Offensive. Die Verantwortung wurde selbst aus aussichtsreichen Positionen immer wieder abgegeben. So legte Raffael zwei starke Soli aufs Parkett, schoss aber nicht selbst, sondern legte nach einer Stunde auf Kruse ab, sieben Minuten später nahm er Herrmann mit ins Spiel - beide Male erfolglos. "Vielleicht hätten wir variabler spielen müssen", ärgerte sich der Offensivspieler. Es hatte den Anschein, als wolle die Borussia den Ball ins Tor tragen; ein Bein, Rücken oder Kopf aus Stuttgart war aber immer mindestens dazwischen.
Favre brachte Granit Xhaka und Branimir Hrgota für Kramer und Auswechselkönig Herrmann (70.), später noch Amin Younes für Nordtveit (81.), am clever ausgerichteten schwäbischen Bollwerk kam die Borussia nicht vorbei. Erst drei Minuten vor dem Abpfiff verwertete Arango eine Flanke von Kruse zum glücklichen 1:1-Ausgleich. Über die eigene Leistung wird man in Gladbach noch sprechen müssen, ließ die erste Halbzeit doch einige Wünsche offen. Der Punkt aber könnte in der Endabrechnung um die Europapokalplätze noch wichtig werden.
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