Mönchengladbach. . Borussia Mönchengladbach kommt in diesem Jahr noch nicht richtig in Fahrt und lässt offensiv alles vermissen, was die Mannschaft in der Hinrunde auf Platz drei der Fußball-Bundesliga katapultierte. Gladbach-Coach Favre will “Konsequenzen ziehen“.
Sprach Lucien Favre nach der dritten Niederlage in Folge etwa davon, das Handtuch zu schmeißen? War der Schweizer nach dem fünften sieglosen Spiel nacheinander so verärgert, dass er über Aufgeben nachdenkt? Wohl kaum. Dennoch sorgte der Trainer von Borussia Mönchengladbach nach der 0:1-Heimniederlage gegen Bayer Leverkusen mit seinen Aussagen für reichlich Verwirrung und ließ einen Moment aufhorchen.
„Ich muss es schaffen, bessere Ergebnisse zu erreichen, sagte der im französischsprachigen Kanton Waadt aufgewachsene Favre. Er werde das schaffen „und wenn ich es nicht schaffe, werde ich die Konsequenzen selber ziehen.“ Auch wenn seine Wortwahl am Ende nur auf eine sprachliche Barriere zurückzuführen ist, war der Coach der Borussia, der in der Szene nicht nur als akribischer Arbeiter, sondern als Perfektionist verschrien ist, sichtlich frustriert.
Favre muss auf Ursachenforschung gehen
Seine Mannschaft konnte auch im dritten Spiel im Jahr 2014 nicht an die Leistung aus der Hinrunde anknüpfen. Verschwunden ist der Spielwitz, weg die unbekümmerte Offensivpower und keine Spur mehr von der beeindruckenden Kombinationssicherheit, die Gladbach Ende des vergangenen Jahres auf Platz drei in der Tabelle katapultierte.
Der Trainer muss sich auf Fehlersuche, auf Ursachenforschung für diese spielerischen Schwächen begeben, die dafür sorgten, dass der Klub nun nicht mehr der Verfolger vom Rheinrivalen aus Leverkusen ist, sondern den hetzenden Atmen der Mannschaften spürt, die ebenfalls noch ein Wörtchen mitreden wollen, wenn es um die Qualifikation für Europa geht.
An der Einstellung der Spieler, so versichern die Protagonisten selbst, habe es nicht gelegen. „Ich hatte bei keinem Spieler das Gefühl, dass er nicht 100 Prozent gegeben hat“, entgegnete Mittelfeldspieler Christoph Kramer der eine Woche alten Kritik von Borussias Sportdirektor Max Eberl. Die Stimmung im Team sei gut, man habe sich gegenseitig gepusht und „ich glaube nicht, dass es an der Einstellung von irgendeinem Spieler lag“. Auch Mannschaftskapitän Martin Stranzl sagt: „Wenn mir im Training etwas auffallen würden, wenn sich jemand hängen lassen würde oder Blödsinn macht“, würde er auch mal mit der Faust auf den Tisch hauen. Das sei aber nicht der Fall, erklärt der Österreicher.
Gladbach muss Offensiv Lösungen finden
Vielmehr liegt es daran, dass die Borussia ungeahnte Probleme im Spielaufbau und Umschaltspiel hat. Gerade die Kleinigkeiten, auf die Favre so viel Wert legt – Ballannahme und Ballkontrolle – gelingen seiner Elf dramatisch häufig nicht. Einfach Pässe im Umschaltspiel werden dem Gegner in den Fuß gespielt und sorgen dann für Torgefahr in der eigenen Hälfte. Diese Dinge seien in der Hinrunde nicht passiert, erklärt Nationalstürmer Max Kruse, der, ebenso wie Raffael, seiner Form hinterherläuft.
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„Unsere Gegner hatten Zeit, unsere Spielweise zu analysieren“, warnte der Trainer vor dem Spiel gegen die Werkself. Jetzt müsse man Lösungen dafür finden, nicht mehr ausrechenbar zu sein. Mehr Kreativität ist gefordert bei der Mannschaft vom Niederrhein. Aber die ließ die Borussia gegen Bayer vermissen. „Es ist ja nicht verboten zu schießen“, sagte Stranzl nach der Niederlage: „Jeder Spieler ist 20 Meter vor dem Tor selbst gefragt, Entscheidungen zu treffen.“ Habe man in der Hinrunde noch meist die richtige Wahl getroffen, sieht es nun anders aus. Zu kompliziert versuchen die Offensiven, Chancen zu kreieren. „Lösungen zu finden, ist einfacher, wenn man sechs Spiele in Folge gewonnen hat“, wenn dieser Erfolg nicht da sei, „fängt man ein bisschen an zu überlegen, trifft man plötzlich nicht mehr die richtigen Entscheidungen und dann sieht es aus, als sei man nicht mehr kreativ genug.“
Es ist nicht alles schlecht, sagt der Kapitän. Aber ein positives Ergebnis würde dem Kopf gut tun. „Bis dahin ist es eine schwierige Situation für jeden Einzelnen“, so Stranzl: „Jeder Spieler ist jetzt gefragt“, um wieder in die Spur zu finden und Optimismus auszustrahlen.
Auch für Trainer Lucien Favre. Die Konsequenzen, die der Coach ankündigte, werden wohl weniger mit seiner Person, als viel mehr mit Veränderungen in der Startaufstellung zu tun haben.