Leverkusen. . Borussia Mönchengladbach hat sich am dritten Spieltag geschlagen geben müssen. Bei den bislang ungeschlagenen Leverkusenern setzte es eine 2:4-Niederlage, bei der Sidney Sam überragte und Stefan Kießling sein 100. Bundesligatreffer erzielte.

Gladbachs Sportdirektor Max Eberl traf seine Wortwahl vor der Partie mit Bedacht und wie sich schon nach 28 Minuten des rheinischen Nachbarschaft-Duells herauskristallisierte mit Recht. Borussia Mönchengladbach war am dritten Spieltag in der Rolle des "Herausforderers" nach Leverkusen zu Bayer 04 gefahren, wurde dieser Rolle aber nur in den ersten zehn Minuten gerecht. Danach übernahmen die Hausherren in der BayArena das Ruder und legten vor allem in der Offensive einen Gang zu.

Im strömenden Regen konnte die Elf von Trainer Lucien Favre den Leverkusenern zu wenig entgegensetzen. Die schnellen Kombinationen der Werkself im Mittelfeld und über die Seiten brachten Gladbach immer wieder ins Schwimmen. Vor allem die schnellen Sidney Sam und Stefan Kießling sorgten im Minutentakt für Gefahr für das Tor von Borussias Schlussmann Marc-André ter Stegen - und das, obwohl die "Fohlen" das Spiel eigentlich mit mehr Ballbesitzt unter Kontrolle hatten.

Stellenweise Lehrbuchfußball in Leverkusen

Dennoch: Die Führung der Leverkusener besorgte Kießling vom Elfmeterpunkt (22.). Nach einer Ecke köpfte Ömer Toprak Juan Arango den Ball an die Hand - Strafstoß. Eine Fehlentscheidung, wie der Schiedsrichterbeobachter der Partie bestätigte. Arango stand in der Situation mit dem Rücken zur Situation und konnte den Ball gar nicht kommen sehen. Kießling war das egal und verwandelte sicher vom Punkt. Der 100. Bundesligatreffer für den Stürmer und das am 50. Geburtstagswochenende der Liga. Das 1:0 spielte der Werkself in die Karten, denn die Mannschaft vom Niederrhein, die mit der Erfolgself aus dem Hannover-Spiel antrat, wollte wütend den Rückstand korrigieren.

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Von David Nienhaus, aufgezeichnet in der Mixedzone

Das offenbarte den Gastgebern Raum zu kontern. Der starke Lars Bender spielte Kießling den Ball in den Lauf und der Angreifer bediente mit viel Übersicht Sam im Rücken der Abwehr (28.). Dieses Tor steht im Lehrbuch genau neben dem von Max Kruse, das er gegen Hannover schoss. Ein paar Seiten weitergeblättert stehen die Aktionen von Gonzalo Castro, der aus 18 Metern ter Stegen prüfte (33.) und der butterweiche Pass von Sam auf Kießling, der sein 101. Tor nur wegen des Pfostens nicht bejubeln durfte. Und auch in der 45. Minute wollte dieser Treffer nicht fallen, als Kießling erneut von Sam bedient wurde. Das Team von Trainer Sami Hyypiä hätte schon 3:0 führen müssen.

Während die Bundesliga-Legenden Beckenbauer, Seeler und Co dem Geburtstagskind über die Videowände in der Arena gratulierten, musste Favre seine Elf auf die zweite Hälfte einstellen. Zu korrigieren gab es genug: zu groß waren die Räume zwischen den Linien, zu leicht war es für Leverkusen, über die rechte Seite zu kombinieren, zu viele Fehlpässe leisteten sich die Gladbacher im Vorwärtsgang und zu selten - oder besser gesagt: gar nicht - kam seine Mannschaft zum Torabschluss.

Bayer Leverkusen vom Ausgleich nicht geschockt

Die Worte Favres wirkten. Erst prüfte Arango mit dem ersten Torschuss der Gladbacher in der 53. Minute Bernd Leno im Leverkusener Tor, dann schickte Kruse Patrick Herrmann in den Strafraum. Sein sechstes Tor im siebten Spiel gegen Bayer wollte dem Nationalspieler nicht gelingen, aber er legte für den aufgerückten Martin Stranzl auf, der aus zwölf Metern den Anschlusstreffer erzielte (54.). Das Spiel war wieder offen. Nur drei Minuten später dann war die Partie sogar wieder ausgeglichen. Leno konnte eine Flanke von links nicht festhalten und klatschte sie vor Arangos Zauberfuß ab, der zum 2:2 traf. Eine verrückte Partie am Rhein, in dem der Herausforderer nun Ernst machte.

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Die Werkself schockte der Ausgleich aber nicht. Wieder nur 180 Sekunden später war es erneut der überragende Sam, der unter den Augen von Bundestrainer Joachim Löw die komplette Hintermannschaft der Borussia austanzte und sah, dass Granit Xhaka ihm viel Raum ließ. Sam nahm Maß und brachte seine Mannschaft aus 18 Metern sehenswert wieder in Führung. Und damit nicht genug. Sam legte per Hacke für Castro auf, der aus gleicher Distanz auf 4:2 erhöhte. Damit waren die Gäste bedient. Zwar brachte Favre mit Amin Younes und Branimir Hrgota noch zwei Offensivkräfte, ein erneutes Aufbäumen brachte die Borussia aber nicht zustande.

Mönchengladbach ist und bleibt der Lieblingsgegner von Bayer Leverkusen, die damit nun saisonübergreifend acht Spiele in Folge gewonnen haben: Vereinsrekord. Gladbach konnte nur in der zweiten Hälfte streckenweise überzeugen und wird bis auf weiteres nur der "Herausforderer" in diesem rheinischen Duell bleiben.