Rottach-Egern. . Mit 22 Jahren gehört Patrick Herrmann zu den jüngeren Spielern bei Borussia Mönchengladbach. Mit fast 100 Bundesligaspielen ist er allerdings einer der erfahrensten. Führungsansprüche stellt der Offensivmann aber noch nicht. Das erzählt der Offensivspieler im Interview.

Herr Herrmann, Sie gehören zum Stamm von Borussia Mönchengladbach. Sind Sie damit auch Führungspersönlichkeit auf dem Platz?

Patrick Herrmann: Führungsspieler haben wir andere. Mit Martin Stranzl und Filip Daems und anderen haben wir da schon genug. Wir haben eine sehr junge Mannschaft und brauchen keinen, der jetzt vorne weg marschiert. Wir müssen alle an einem Strang ziehen und dann haut das schon hin.

Eine sehr junge Mannschaft, in der Sinan Kurt und Mahmoud Dahoud sechs und fünf Jahre jünger sind als Sie. Wie kommt man sich da als 22-Jähriger vor?

Herrmann: Alt. Aber ich muss jetzt nicht mehr so viel tragen, wenn viele Junge dabei sind. Ich kann mich noch daran erinnern, als ich ganz jung zu den Profis kam – da ist die Sichtweise auf die Dinge noch eine ganz andere.

Das heißt?

Herrmann: Man fühlt sich super, wenn man als Nachwuchsspieler bei den Profis mittrainieren darf. Für mich war das damals das Größte, am Training teilzunehmen und die Geschwindigkeit mal aufzusaugen und die Erfahrung zu machen.

Sie sind routiniert, aber was müssen Sie noch verbessern an Ihrem Spiel?

Herrmann: Ich bin 22 Jahre alt. Für einen jungen Spieler gibt es noch viele Dinge zu verbessern und auch bei mir ist noch viel Luft nach oben. Ich habe zum Beispiel die eine oder andere Chance liegen lassen, vielleicht sollte ich zum Beispiel einfach ein bisschen abgezockter werden.

Können Sie dabei von den neuen Spielern Max Kruse und Raffael profitieren?

Herrmann: Beide sind für mich persönlich ein Zugewinn, wenn es um das Kombinationsspiel geht. Vielleicht können wir darüber die eine oder andere Chance mehr rausspielen. Daran hat es in der vergangenen Saison etwas gehapert.

Weil Marco Reus und Roman Neustädter fehlten?

Herrmann: Wir haben einfach eine komplett andere Spielweise an den Tag gelegt. Ich habe mich mit Marco und auch Roman, der gute Pässe gespielt hat, sehr gut verstanden.

Der Konkurrenzkampf in der Offensive ist nun allerdings enorm.

Herrmann: Wir haben mit Raffael und Kruse zwei neue Spieler im Offensivbereich dazubekommen, die den Konkurrenzkampf erhöhen. Ganz klar. Aber gerade im spielerischen Bereich haben wir damit auch Qualität gewonnen. Sie werden uns weiterhelfen.

Herrmann hat WM 2014 noch nicht abgehakt 

Sie werden ziemlich sicher wieder auf der rechten Außenbahn zum Einsatz kommen. In der Mitte klappte das in der vergangenen Saison doch auch ganz gut.

Herrmann: Es wäre auch kein Problem für mich gewesen, weiter in der Mitte zu spielen. Das hatte unserem Spiel in der vergangenen Saison gut getan, als wir umgestellt hatten. Als Flügelspieler muss man aber alle drei Positionen in der Offensive spielen können – auch während einer Partie.

Raffael wirkt wie Juan Arrango sehr zurückhaltend.

Herrmann: Als neuer Spieler in einem Verein lernt man ziemlich viele Menschen auf einmal kennen, da ist es ganz normal, wenn man etwas zurückhaltend ist. Er ist aber in der Tat etwas ruhiger. Auf dem Platz hat er seine Qualität allerdings schon gezeigt.

Was sind Ihre persönlichen Ziele für die kommende Saison?

Herrmann: Ich möchte mich einfach weiterentwickeln. Vergangene Saison war auch spielerisch wieder eine neue Erfahrung für mich. Ich habe jetzt fast 100 Bundesligaspiele und ein paar sollen schon noch dazukommen.

Und mit der Mannschaft? Sie wirken sehr locker im Umgang miteinander.

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Herrmann: Es ist Lockerheit in der Mannschaft, aber im Training ist jeder voll da und gibt Gas. Das wird auch wieder eine schwierige Saison, aber wir haben gute Leute dazubekommen. Eine Einschätzung, wo wir landen werden, ist schwierig. Aber eine Saison wie die letzte sollten wir wieder hinbekommen.

Und Sie wollen sich wieder für die Nationalmannschaft empfehlen?

Herrmann: Die U21-Europameisterschaft ist ziemlich blöd gelaufen. Da bin ich jetzt raus. Natürlich will ich weitere Länderspiele machen, aber man muss auch realistisch sein, dass das in Deutschland sehr schwer ist. Es ist nicht mein primäres Ziel, aber ich habe ja noch eine lange Karriere vor mir und wenn es noch mal klappen sollte, wäre es eine schöne Sache.

Haben Sie die WM 2014 schon abgehakt?

Herrmann: Ich war jetzt einmal bei der Nationalmannschaft und habe noch kein A-Länderspiel auf meinem Konto. Das war eine schöne Erfahrung für mich, aber wir müssen auch die Saison abwarten. Wenn es vielleicht noch mal für einen kleinen Einsatz reichen würde, wäre das schon ein riesiges Ding für mich.

Damit würden Sie wahrscheinlich wieder Begehrlichkeiten bei anderen Vereinen wecken. Sie haben sich bewusst für eine Vertragsverlängerung bei der Borussia entschieden.

Herrmann: Für mich war es wichtig, dass ich Spielpraxis bekomme. Außerdem habe ich dem Verein, der mich zum Profi gemacht hat, viel zu verdanken. Hier habe ich mein großes Ziel erreicht, hier kann ich mich weiterentwickeln. Ich habe mich unter Lucien Favre schon verbessert und möchte weiter daran arbeiten. Das war für mich ein logischer Schritt.

Gladbach schwitzt am Tegernsee

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