Mainz. Als Schiedsrichter Dr. Felix Brych auf Elfmeter für Borussia Mönchengladbach in Mainz entschied, schnappte sich Startelfdebütant Branimir Hrgota das Spielgerät und verwandelte frech. Damit war im ersten Moment nicht jeder Borusse einverstanden.

Gegenüber den Journalisten in Mixed Zone fand Gladbachs Manager Max Eberl etwas altersweise, besonnnene Worte. Eberl ließ die Szene noch mal auf sich wirken, grinste und sagte, er habe es „nicht so gerne, wenn man Elfmeter so schießt“, man könne Elfmeter so oder so verwandeln, sagte der Sportdirektor über den Schuss vom Punkt, den Youngster Branimir Hrgota in Manier von Antonín Panenka anno 1976 verwandelte. Vor laufenden Fernsehkameras hörte sich die Reaktion noch deutlich aufbrausender an: „Wenn er ihn nicht gemacht hätte, hätte ich ihm den Kopf abgerissen“, denn dafür stünde zu viel auf dem Spiel in der Bundesliga.

Stranzl sollte eigentlich schießen

Auch interessant

Doch im Basketball gibt es die Redewendung, „wer trifft hat recht“ – und das trifft in diesem Fall auch auf den jungen Schweden zu. Hrgota war eigentlich gar nicht eingeteilt, den Strafstoß – Mike Hanke war bei Stande von 1:0 vom Mainzer Bo Svensson gefoult worden - zu schießen. Nachdem Kapitän Daems, der etatmäßige Schütze vom Kreidekreis, nur auf der Bank saß, sollte eigentlich Innenverteidiger Martin Stranzl verwandeln, danach sei Granit Xhaka eingeteilt gewesen, erzählte Borussias Trainer Lucien Favre auf der Pressekonferenz. Hrgota, so scherzte ein Journalist, sei im teaminternen Reihenfolge höchstens die Nummer elf gewesen. Wenn überhaupt…

Nach Scherzen war dem Schweizer Fußballlehrer in der 39. Minuten nicht zu Mute. Wie ein Derwisch rannte Favre in seiner Coaching-Zone herum, schrie: „Martin, Martin“ – doch der Trainer wurde nicht erhört. Nach kurzer Diskussion mit Stranzl und Xhaka schnappte sich der 20-Jährige den Ball, den Chef habe er gar nicht gehört, sagte der Angreifer, und lupfte den Ball frech in die Mitte an Mainz-Schlussmann Heinz Müller vorbei. „Ich habe ihn reingemacht. Ich glaube, das war schon in Ordnung“, sagte der Gladbacher Matchwinner nach der Partie lächelnd und Stranzl ergänzte: „Ich wollte den Elfmeter schießen, aber Branimir ist auf mich zugekommen und hat gesagt, er macht ihn rein“, zuckte der Österreicher mit den Schultern. „Da habe ich gesagt: gut, mach ihn.“ Wenn sich ein Spieler so sicher sei, warum solle man ihm die Möglichkeit nicht geben?

Ein Schnäppchen aus Schweden

„Er war sich sicher und hat getroffen, dann akzeptiere ich das gerne“, gratulierte Favre nach dem Spiel. Sein Nervenkostüm war erst nach den Toren zwei und drei von Hrgota richtig beruhigt. Es war ein Startelfdebüt nach Maß für den Stürmer, der vor der Saison für 400.000 Euro von Jönköpings IF aus der zweiten Schwedischen Liga an den Niederrhein kam. Überraschend setzte Gladbachs Trainer auf den Skandinavier. Zwölf-Millionen-Mann Luuk de Jong saß nur auf der Bank und auch der deutsche U21-Nationalstürmer Peniel Mlapa musste zuschauen. Und sahen die Show von bosnischen Schweden; einen verwandelten Strafstoß, ein Abstaubertor mit guter Antizipation und einen technisch sehenswerten Lupfer.

Auch interessant

„Ich gratuliere dem Scout, der diesen Spieler entdeckt hat“, sagte Frave auf der Pressekonferenz kühl. In den vergangenen Wochen habe sich der schwedische U21-Spieler im Training gezeigt, was er kann. Deshalb habe er von Anfang an gespielt. Gladbach gewann die Partie beim FSV Mainz 05 mit 4:2 und kann sich noch minimale Hoffnungen für das Erreichen der Europa League machen. Am letzten Spieltag kommt der frisch gekürte Meister FC Bayern München ins Rheinland – ob Hgrota dann wieder eine Show abliefern kann, wusste Favre noch nicht, im Fußball können viel passieren. Einen Spieler nach so einer Vorstellung aus der Mannschaft zu nehmen, sei aber „wirklich schwer.“

Sicher ist aber: den nächsten Strafstoß wird Hrgota nicht schießen – auf jeden Fall nicht so. Wenn es sich überhaupt noch mal gegen Stranzl und Co. durchsetzen kann. Dann bleibt auch der Kopf dran.