Freiburg. Dass Freiburg-Stürmer Max Kruse bei Borussia Mönchengladbach einen Vertrag bis 2017 unterschreiben wird, ist nur eine Frage der Zeit. Der SC-Stürmer nutzte die Partie gegen seinen vermeintlich neuen Klub zu einem Schaulaufen. Lob gab es für seine professionelle Einstellung von Trainer Streich.

Matchwinner Max Kruse winkte erleichtert in die Fankurve, aus den Stadionlautsprechern tönte der Gassenhauer "An Tagen wie diesen". Doch die Anhänger des SC Freiburg befanden sich trotz des wichtigen 2:0 (0:0)-Erfolgs gegen den Konkurrenten Borussia Mönchengladbach und den eindrucksvoll untermauerten Europacup-Ambitionen im Gefühlschaos. Mit seinem ersten Bundesliga-Doppelpack hatte Kruse (69./90+2) die Breisgauer glücklich gemacht - und gleichzeitig den Abschiedsschmerz an der Dreisam verstärkt.

"Es ist noch nichts unterschrieben"

Auch am Ostersamstag wollten weder die Gladbacher noch die Freiburger Verantwortlichen den wohl bereits feststehenden Wechsel des Stürmers an den Niederrhein bestätigen. Die Fans des Sportclubs aber wissen offenbar längst, dass Torjäger Kruse ("Es ist noch nichts unterschrieben") nach der Saison nach nur einem Jahr in Süddeutschland Richtung Mönchengladbach weiterziehen wird.

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Den Frust ließen sie auf ihre Weise heraus und skandierten immer wieder: "Ihr habt den Kruse nicht verdient." Einen größeren Liebesbeweis für den wohl schon verlorenen Sohn, der mit Jubel statt Pfiffen empfangen wurde, konnte es kaum geben.

Nach seinem Schaulaufen vor den Augen von Bundestrainer Joachim Löw gab sich der Gefeierte bei seinem Interview-Marathon aber gewohnt bescheiden. "Ich fühle mich nicht als Matchwinner. Ich freue mich aber, dass das Publikum hinter mir und der Mannschaft steht. Ich bin ein Teil davon", sagte Kruse, der vor der Saison für 750.000 Euro vom FC St. Pauli nach Freiburg gewechselt war. Mittlerweile hat der Mann mit den neongelben Stollenschuhen neun Treffer und sieben Vorlagen auf dem Konto.

Streich lobt Kruses Ruhe

Kein Wunder, dass Gladbach die Ablösesumme von 2,5 Millionen Euro nicht schreckte. "Kruse ist ein sehr guter Bundesliga-Spieler", sagte Borussia-Sportdirektor Max Eberl und fügte schmunzelnd hinzu: "Man kann Freiburg zu einem tollen Spieler gratulieren." Eberl machte keinen Hehl daraus, dass ihn die Gala des leichtfüßigen Angreifers beeindruckt hat - vor allen Dingen unter diesen Vorzeichen. "Bundesliga-Spieler müssen sehr viel Druck ertragen." Kruse habe eindrucksvoll gezeigt, dass er damit umgehen könne. In den Tagen vor dem Spiel hatten die Medien im Breisgau und am Niederrhein vom besonderen Spiel des Max K. geschrieben. "Da lag der Fokus", meinte Kruse, "leider ein bisschen zu sehr auf mir."

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Auch Freiburgs Trainer Christian Streich, der nur selten einzelne Spieler heraushebt, fand lobende Worte für seine Nummer 20 und bezeichnete den ersten Treffer des Stürmers als "wunderbar". 'Max hat super gespielt, sich mit einem Tor belohnt und dann noch eins geschossen. Ich wusste, dass er die Ruhe hat", sagte der 47-Jährige und schob nach: "Dass er Vollgas gibt, ist aber keine Erwähnung wert."

In den Katakomben war Kruse auch bei seinen künftigen Gladbacher Mitspielern ein Thema. "Ich weiß zwar nicht, ob er kommt. Aber es ist immer gut, wenn ein Stürmer kommt, der viele Tore macht", sagte Borussias Abwehrchef Martin Stranzl. Auf die Frage, ob nur der Fußball solche Geschichten wie am Samstag schreibe, meinte der Österreicher: "Ja!".

Dank Kruse konnten die Freiburger (39 Punkte) nach zuvor vier Partien ohne Sieg nicht nur ihre Negativserie stoppen, sondern auch Gladbach (38) in der Tabelle überflügeln. Die Europa League winkt. Geht es nach dem Noch-Freiburger Kruse, der beim Team von Trainer Lucien Favre wohl einen Vertrag bis 2017 unterzeichnen wird, dann könnten sich ruhig beide Teams für das internationale Geschäft qualifizieren. (sid)