Mönchengladbach. . Wolfgang Stark war nach dem Spiel gefragter, als jeder Fußballer in Mönchengladbach. Der Unparteiische hatte in der 15. Minute ein Tor von Patrick Herrmann erst gegeben, dann zurückgepfiffen. Der Schiedsrichter erntete dafür Lob von allen Seiten.
Herr Stark, beschreiben Sie mal Ihr Vorgehen aus der 15. Minute.
Wolfgang Stark: In der Szene wurde ein Steilpass gespielt, der von einem Gladbacher mit der Hacke verlängert wurde. Bei dieser Aktion stand der Spieler Herrmann im Abseits. Mein Assistent an der Seitenlinie hatte Zweifel, ob der Gladbacher Spieler den Ball mit der Hacke weitergeleitet hatte und wenn er Zweifel hat, lässt er das Spiel zunächst weiterlaufen. Als der Ball dann aber im Tor war, haben wir noch mal über das Kommunikationssystem gesprochen und ich bin zu ihm an die Linie gegangen, um ihm die Frage zu beantworten, ob der Spieler Younes den Ball eindeutig berührt hat. Mein Assistent sagte mir, wenn dem so ist, war es Abseits. Somit haben wir dann zusammen entschieden, dass das Tor irregulär war.
Und dann?
Stark: Wir haben gleich den Spielführer Stranzl informiert und der Assistent ist auch zum Gladbacher Trainer gelaufen und hat ihm die Situation erklärt. Die Spieler auf dem Platz haben die Situation sofort akzeptiert.
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Sie wurden von allen Seiten gelobt für diese mutige Entscheidung, allerdings wurde kritisiert, dass die Entscheidung zu lange gedauert habe.
Stark: Das lass ich mal so im Raum stehen. Natürlich kann man sich darüber unterhalten, ob die Situation zu lange gedauert hat. Aber für uns steht im Vordergrund, dass wir die richtige Entscheidung treffen. Die ist im Zweifelsfall ja sogar spielentscheidend.
Können Sie sich in Ihrer Laufbahn an eine ähnliche Situation erinnern?
Stark: So eine Konstellation hatte ich bislang noch nicht. Aber das Kommunikationssystem hilft uns bei solchen Entscheidungen ganz klar. Allerdings bin ich noch mal zum Assistenten raus gelaufen, um mit ihm die Situation noch mal in Ruhe zu besprechen. Wir müssen uns ganz sicher sein und für uns war wichtig, dass die Entscheidung richtig ist.
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Hatte die Entscheidung spürbare Auswirkungen auf dem Platz?
Stark: Es ist von außen ein bisschen Hektik reingekommen, weil die Zuschauer nicht genau wussten, warum das Tor nicht gegeben wurde. Aber die Spieler haben nach dieser Situation wirklich sehr fair weitergespielt. Die Partie war natürlich umkämpft, aber aufgepusht oder unnötig hart war das Spiel deshalb nicht. Da muss man auch mal ein Kompliment an die Spieler aussprechen.
Gladbachs Trainer hat gesagt, dass er nicht durch eine falsche Entscheidung gewinnen will und ihm die Situation so wesentlich lieber ist.
Stark: Da sieht man, dass Herr Favre ein absoluter Sportsmann ist. Dem ist nichts hinzuzufügen.
Hätten Sie sich gewünscht, auch die Fans unterrichten zu können? Es gab ein gellendes Pfeifkonzert im Borussia-Park.
Stark: Das ist natürlich ein kleines Problem, wenn die Fans unwissend sind. Im American Football kann der Hauptschiedsrichter dem Publikum mitteilen, warum welche Entscheidung getroffen wird. Das ist für die Zuschauer dann nachvollziehbar. Aber wir haben durch die Reaktionen auf dem Feld und bei den Verantwortlichen gesehen, dass unsere Linie richtig war.
Ist American Football vielleicht ein Vorbild in dieser Sache?
Stark: Die Frage ist doch, wo fängt man an und wo hört man auf. Man kann das doch nicht abhängig machen von der Resonanz des Publikums. Außerdem gibt es im American Football so viele Unterbrechungen, dass es da wesentlich einfacher ist, die Fans zu informieren. Diese Unterbrechungen haben wir im Fußball nicht. Insgesamt sind wir doch dann wieder ganz schnell bei der Diskussion: Video- oder Fernsehbeweis: Ja oder Nein? Wir sind jetzt mit dem Kommunikationssystem gut ausgestattet und das ist eine große Hilfe für uns. Unterm Strich gilt doch aber: Fußball ist doch ein ganz einfacher Sport. Den muss man nicht unnötig kompliziert machen.