Mönchengladbach. Für typische Derby-Stimmung sorgt vor dem Nachbarschafts-Duell zwischen Borussia Mönchengladbach und Fortuna Düsseldorf besonders ein Rechtsstreit zwischen beiden Klubs. Auf dem Platz scheinen die Rollen der rheinischen Rivalen eindeutig verteilt.

Borussia Mönchengladbach und Fortuna Düsseldorf haben Derby scheinbar verlernt. 16 Jahre nach dem bislang letzten Auftritt der Fortunen bei den „Fohlen“ sorgt vor dem Nachbarschafts-Duell der Fußball-Bundesliga am Samstag (15.30 Uhr/Sky und Liga total!) alleine eine Klage der Borussen gegen die Landeshauptstädter wegen vergleichsweise läppischer 50.000 Euro für etwas aufgeheizte Stimmung zwischen den rheinischen Konkurrenten. Selbst die Rückkehr zahlreicher Fortunen an ihre frühere Wirkungsstätte schürt weniger Rivalität als vielmehr Kaffeeklatsch-Stimmung.

Die nüchterne „Business as usual“-Haltung im Gladbacher Lager kann da kaum noch verwundern. „Gegen Düsseldorf zu spielen, ist nicht das Gleiche wie gegen den 1. FC Köln. Der FC ist unser Rivale“, meint Gladbachs Nationaltorhüter Marc-Andre ter Stegen, und auch Thorben Marx stellt klar: „Das wirklich große Derby ist gegen Köln.“

Feiert Gladbach den 400. Heimerfolg der Bundesliga-Geschichte

Fortuna-Trainer Norbert Meier, einer der Düsseldorfer Ex-Borussen, sind solche Aussagen nur recht: „Wir waren 15 Jahre weg, und das Bundesliga-Geschehen ist weiter gegangen. Wir können uns darauf einigen, dass beide Vereine nicht weit auseinander liegen und die Anfahrt nicht so weit ist.“

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Derby hin, S-Bahn-Duell her - an Ehrgeiz dürfte es beiden Teams nicht mangeln. Schließlich würden die Borussen durch ihren ersten Sieg in der laufenden Saison gegen die Fortuna im dritten Anlauf (0:0 im Hinspiel und 0:1 n.V. in der zweiten Pokalrunde) ihre Ambitionen auf eine neuerliche Europacup-Teilnahme stärken.

Generell erscheinen Gladbachs Chancen auf den 400. Heimerfolg seiner Bundesliga-Geschichte nach zuletzt acht Pflichtspielen ohne Niederlage mit nur drei Gegentoren auch gar nicht schlecht. Doch nach der Nullnummer zum Rückrundenstart bei Abstiegskandidat 1899 Hoffenheim bereitet Trainer Lucien Favre die mangelnde Effizienz seiner Offensivabteilung Kopfzerbrechen. „Wir müssen auf den richtigen Moment warten, der letzte Pass muss besser werden“, sagte der Schweizer.

Gladbach mit Geduld

Obwohl Düsseldorf nach der teilweise kurios zustande gekommenen 2:3-Heimpleite in der Vorwoche gegen den FC Augsburg angeschlagen anreist, erwartet Favre kein leichtes Spiel: „Fortuna ist gut organisiert und steht sehr kompakt. Wir müssen Geduld haben und auf eine Lücke in ihrem Defensivverbund warten.“

Löcher in der Abwehr wollen die Düsseldorfer, die seit 1984 auf einen Sieg in Gladbach warten, den Platzherren allerdings keine bieten. Denn im Falle einer weiteren Niederlage droht dem Aufsteiger trotz der beachtlichen Hinrunde eine stärkere Verwicklung in den Abstiegskampf als erhofft. Entsprechend nutzt Fortunas Abwehrspieler Adam Bodzek die Herabsetzung seines Teams zum Gladbacher „Derby-Ersatzpartner“ zur Motivation: „Köln spielt ja nicht erste Liga. So lange müssen die Gladbacher schon mit uns vorliebnehmen.“

Lambertz mit Gladbach-Vergangenheit

Der Deutsch-Pole erscheint ohne jegliche Borussia-Vergangenheit in seinem Team fast schon wie ein Paradiesvogel. Fortunas Sportchef Wolf Werner feierte am Bökelberg ebenso sein Erstliga-Trainerdebüt wie Meier, der in den 90er Jahren auch 50-mal für den Ex-Meister im Oberhaus spielte. Das Rauten-Trikot trugen außerdem schon Kapitän Andreas Lambertz sowie Nando Rafael, Andrej Woronin, Johannes van den Bergh und Tobias Levels.

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Levels, wie van den Bergh immer noch im rund 40 km von Düsseldorf entfernten Mönchengladbach wohnhaft, läuft mit einer zusätzlichen Belastung auf: Sein Wechsel zur Fortuna ist zum Zankapfel zwischen beiden Vereinen geworden. Gladbach fordert von Düsseldorf noch 50.000 Euro an Leihgebühr nach, die jedoch nach Ansicht der Fortuna-Führung durch den endgültigen Transfer des Abwehrspielers über den Rhein hinfällig geworden sein soll. Im April entscheidet das Landgericht Düsseldorf. (sid)