Mönchengladbach. Die Hinrunde endet für Borussia Mönchengladbach versöhnlich. Die Mannschaft vom Niederrhein geht als Tabellenachter in die Winterpause und feiert sieben Spiele ohne Niederlage. Leidtragender der positiven Wendung: Granit Xhaka. Der Schweizer Nationalspieler wurde zum Bankdrücker und will 2013 wieder angreifen. Dann “werden die Karten neu gemischt“, sagt der 20-Jährige.
Nein, das Trainingsgelände neben dem Borussia-Park in Mönchengladbach lädt nicht zum besinnlichen Beisammensein ein. Der Himmel ist wolkenverhangen, unaufhörlich durchnässt der Nieselregen bei kalten sechs Grad die Fan-Kutten der 50 hart hartgesottenen Anhänger. Es ist Mittwoch. Lucien Favre hat seine Spieler zur letzten Übungseinheit des Jahres gebeten. In den letzten Stunden vor dem Urlaub merkt man der Mannschaft den Spaß auf dem Platz an. Es wird gelacht, gegrätscht und trotzdem unterbricht der Schweizer Fußballlehrer häufig die Szenerie. Einer, der Extraschichten schiebt und ganz besonders zuhört, wenn Favre beginnt zu erklären, ist Granit Xhaka.
Xhaka ist nicht nach Spaß zumute, und das schlechte Wetter ist sinnbildlich für die Stimmung des Schweizer Nationalspielers. Dabei ist der 20-Jährige eigentlich ein Sunnyboy. „Die Sonne schien immer für mich“, blickt der defensive Mittelfeldspieler auf seinen steilen Aufstieg beim FC Basel zurück. „So hatte ich mir das natürlich auch in Gladbach vorgestellt.“ Weit gefehlt. Die Borussia erwischte einen schlechten Start in die Saison, verlor haushoch bei Werder Bremen (0:4) und der Borussia aus Dortmund (0:5) und Favre suchte nach Lösungen. Er fand sie in der defensiven Kompaktheit.
Xhaka kein Sündenbock für Gladbach
Mit diesem Rezept hatte der Coach die Elf vom Niederrhein schon vor über einem Jahr zum Klassenverbleib geführt. „Der Trainer hat reagiert und hat Spieler aus der ersten Elf genommen – unter anderem auch mich“, erzählt Xhaka mit ruhiger Stimme. Als Opfer oder gar als Sündenbock fühlt er sich nicht. „Ich habe mir vielleicht ein bisschen zu viel Druck gemacht. Ich wollte von Beginn an allen zeigen, dass ich kein Fehleinkauf bin.“ Für über acht Millionen Euro war der 20-Jährige vor der Saison vom FCB nach Mönchengladbach gewechselt. Eben so hoch wie die Transfersumme war auch die Erwartung an den Nationalspieler. „Vielleicht war das einer der Gründe dafür, dass ich meine Leistung nicht abrufen konnte.“
Xhaka sollte den Abgang von Roman Neustädter zu Schalke 04 im defensiven Mittelfeld kompensieren, aber die Umstellung der Schweizer Liga auf die Bundesliga war offenbar zu groß für den Kosovo-Schweizer. Das jedenfalls betonte Favre nach der Degradierung Xhakas zum Bankdrücker. „Er weiß, an welchen Dingen er arbeiten muss“, erklärte Favre Ende November. „Das Tempo bei der Ballannahme und der Balleroberung muss besser werden.“ Angesprochen auf diese Kritik lächelt Xhaka kurz. „Der Trainer hat immer Recht“, sagt der Youngster etwas reumütig.
Gladbachs Xhaka gibt sich kämpferisch
Dieses Einsehen hatte der schussgewaltige Linksfuß nicht immer. Gerade auf Länderspielreisen gab der 14-fache schweizer Internationale immer wieder Interviews, die seinen Frust verdeutlichen. Sogar ein Abschied soll für Xhaka Thema gewesen sein. Gladbachs Sportdirektor Max Eberl rüffelte den selbstbewussten Spieler, und Xhaka verpasste sich selbst einen Maulkorb. Er sei keiner, der wegläuft erzählt er heute. „Ich habe mich schon bei Basel durchgesetzt und ich will mich auch hier durchsetzen“, gibt sich Xhaka mittlerweile kämpferisch. „Ich bin nicht nach Mönchengladbach gekommen, um nur ein halbes Jahr hier zu spielen. Er wolle seinen Vertrag bis 2017 erfüllen und das, wenn möglich, auf dem Platz.
Karten werden bei Borussia "neu gemischt"
Der Mittelfeldspieler will „noch mehr Leistung bringen“ und holt sich Rat und Hilfe im direkten Umfeld. „Taulent ist nur ein Jahr älter als ich und spielt beim Grashoppers Club Zürich“. Er sei nicht nur ein Bruder, sondern wie ein bester Kumpel. Er pushe ihn und helfe ihm, um „die Lage zu akzeptieren“. Über die Feiertage fliegt Familie Xhaka von Basel aus in den Kosovo, um dort Silvester zu feiern und den Familienjüngsten in der „schwierigen Phase“ zu unterstützen.
Granit Xhaka braucht aber keine Extra-Motivation. „Am 3. Januar beginnen wir wieder mit dem Training und ab dann werden die Karten neu gemischt“, lautet die Kampfansage des Schweizers. Er wolle spielen und „nicht nur zehn Minuten nach einer Einwechslung, sondern ich möchte bei Anpfiff auf dem Feld stehen.“ Dafür werde er alles tun. Auch Sondertraining bei Nieselregen.