Mönchengladbach. . Ein Superlativ aus dem Mund von Lucien Favre ist so selten wie eine “blaue Mauritius“ im Jubelkonfetti der Gladbacher Nordkurve. Aber bei den Toren von Zauberfuß Juan Arango muss selbst der Schweizer Trainer der Borussia in die Lobes-Kiste greifen.
Lucien Favre rennt in klopp’scher Manier auf den Rasen und fällt dem am Boden liegenden Traumtorschützen Juan Arango um den Hals. Lautes Freudengeschrei umgibt Trainer und Zauberfuß und erst nach der Ermahnung von Schiedsrichter Thorsten Kinhöfer entwirrt sich die Jubelgesellschaft aus Gladbach-Spielern und –Verantwortlichen. Es war die 63. Spielminute bei der Partie zwischen Mönchengladbach und Mainz und der entscheidende Treffer zum 2:0 für die gastgebenden Borussen. Und es war ein Traumtor, denn anders kann Linksfuß Juan Arango wohl in dieser Saison keine Treffer erzielen. „Das 2:0 war so schön“, schwärmt Favre nach dem Spiel und es habe die Mannschaft erleichtert. „Er macht in dieser Saison unglaubliche Tore“, grinst der Schweizer und zählt an seinen Fingern auf: „Das Tor gegen Frankfurt und das Tor gegen Wolfsburg.“ Er wisse nicht, was Arango in dieser Spielzeit hat, „aber das ist unglaublich.“
Arango hinterlässt staunende Torleute
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Unter Kategorie „Tor des Monats“ geht es bei dem Venezolaner nicht. Gegen Frankfurt hämmerte der Techniker den Ball aus über 30 Metern unter den Querbalken und ließ Eintracht-Schlussmann Kevin Trapp nur staunend zurück. In Hannover narrt der geniale Fußballer 96-Torhüter Ron-Robert Zieler mit einem direkt verwandelten Freistoß. Gegen Wolfsburg nahm der Zauberfuß einen 40-Meter-Pass von Havard Nordtveit volley aus elf Metern und ließ Wölfe-Keeper Diego Benaglio nicht den Hauch einer Chance. Am Sonntag dann musste der Ersatz-Torwart des FSV Mainz einer langen Bogenlampe hinterher schauen, als Arango einen 44-Meter-Schlenzer im Fallen über die Linie brachte.
„Als ich gesehen habe, dass der Ball von Heinz Müller zu Juan kommt, wusste ich: Gleich steht es 2:0“, erklärt Martin Stranzl diese Szene. „Für solche Tore haben wir Juan“, ergänzt Tony Jantschke mit einem Lachen im Gesicht. „Wenn man sich mal anguckt, was er alles schon beim Aufwärmen mit dem Ball macht, wundert einen das nicht mehr.“ Dem 32-Jährige gelingt es, mit seinem Fuß Kunstwerke zu schaffen, die eingerahmt von weißen Aluminiumrand am schönsten wirken. Fünf Mal traf der Südamerikaner in dieser Saison in der Liga, fünf Mal hinterlässt Arango staunende, fast verzweifelnd wirkende Torleute. „Irgendwie liegen mir die schweren Tore mehr als die einfachen“, sagte der ruhige Mittelfeldspieler dem Fernsehreporter. Es sei ein ganz besonderes Gefühl, wenn „die Fans einen nach so einem Sieg feiern.“
Nicht nur die Fans feiern Arango nach dem Tor. Der Schweizer Coach, sonst eher bescheiden des Lobes, greift nach dem Spiel vor allen Pressevertretern tief in die Superlativ-Kiste: „Arango ist mit der beste Linksfuß der Welt“ und lässt das so im Raum stehen. Erst bei der Nachfrage ergänzt Favre, Gladbachs Nummer 18 habe verstanden, „dass wir ihn unbedingt brauchen.“ Der Edeltechniker zahlt seinem Trainer mit seinen Treffern „das Vertrauen zurück, was er mit entgegenbringt“, erklärt Arango seine Leistungsexplosion unter Lucien Favre. „Ohne seine Tore wird es vielleicht schwer für uns“, gibt der Coach noch zu Papier.
Hanke klaut Arango das Tor nicht
Mike Hanke hätte dem Offensivmann aber fast das Tor noch geklaut, als er den Ball noch berührte, bevor er im Netz zappelte. „Nein, ich wollte Juan das Tor bestimmt nicht klauen.“ Er wollte nur sichergehen, dass der Ball nicht doch noch aus dem Tor springt, wenn er die Latte trifft. „Das war ganz klar sein Tor. Ein super Ding.“ Das werde sicher wieder das Tor des Monats.
Auch Gegner-Trainer Thomas Tuchel nahm diesen Treffer mit der Gelassenheit eines Geschlagenen: „Juan Arango macht das 2:0 natürlich stark, genießen kann ich das Tor aber vermutlich erst in 20 Jahren.“ In 20 Jahren wird man vielleicht nicht mehr über die Halbserie von Borussia Mönchengladbach sprechen, aber ganz sicher über die Treffer von Juan Arango.