Mönchengladbach. Borussia Mönchengladbach darf vorerst aufatmen. Der Bundesligist sicherte sich gegen Olympique Marseille am Donnerstagabend einen wichtigen 2:0-Erfolg in der Europa League - obwohl die Franzosen zunächst besser ins Spiel kamen.

Borussia Mönchengladbach findet in der Europa League zum Erfolgskonzept der vergangenen Saison zurück und schlägt Olympique Marseille, den Tabellenführer der Gruppe C im eigenen Stadion mit 2:0 (1:0).

Die Lösung war so einfach: Keiner der so teuren Neuzugänge konnte bei Borussia Mönchengladbach bislang in die großen Fußbstapfen von Nationalspieler Marco Reus treten. Weiß Gott, Gladbachs Trainer hat schon fast alles probiert. Aber Eigengewächs und U21-Nationalspieler Patrick Herrmann auf der zentral offensiven Position hinter der einzigen Spitze Luuk de Jong aufzubieten, daran hatte Lucien Favre, Fußballlehrer der Borussia, in 13 Pflichtspielen noch nicht gedacht. Der Schweizer änderte seine Mannschaft nach der derben 0:4-Niederlage bei Werder Bremen in der Bundesliga nur auf dieser einen Position und setzte den launischen Neuzugang Granit Xhaka auf die Bank.

Gladbach ging gegen Marseille durch einen Elfmeter in Führung

Schon unter der Woche trainierten die Fohlen mit dieser Taktik und Herrmann als Reus-Double - und die Arbeit sollte Früchte tragen. In der ersten Minute nahm Herrmann in Manier des am Niederrhein so schmerzlich vermissten Neu-Dortmunders Fahrt auf und sprintete auf das Tor des französischen Torwarts. Dieser Szene folgte zwar kein Tor, aber es war ein Wink, wie die Gladbacher dieses Spiel gestalten wollten. Kompakt standen sie, kontrollierten den Raum in der eigenen Hälfte und brachten damit das auf den Platz, was Favre und Sportdirektor Max Eberl zuletzt so dringend einforderten.

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Aber das Team von Favre stellte nicht alle Unzulänglichkeiten dieser so schweren Saison ab. Aus dem Spiel heraus strahlte Marseille zwar wenig Gefahr aus, nicht aber bei Standardsituation. Olympiques Ecken waren immer gefährlich und die Borussen hatten Glück, dass Rèmys Kopfball nach Fehler von Marc-André ter Stegen knapp über das Tor flog (14.). Aus dem ersten eigenen ruhenden Ball resultierte nach einer halben Stunde die Führung für die Hausherren. Nach einem scharfen Freistoß von Juan Arango setzte sich Havard Nordtveit stark im Strafraum der Gäste durch, versuchte den Ball auf das Tor zu bringen und Kaboré bekam das Spielgerät an die Hand. Elfmeter. Kapitän Filip Daems übernahm die Verantwortung und 40verwandelte den Strafstoß souverän zur verdienten 1:0-Führung, mit der es auch in die Pause ging.

Eingewechselter Mlapa sorgte für die Entscheidung

Nach dem Seitenwechsel ein ähnliches Bild. Der Zweitplatzierte der französischen League 1 hatte mehr Ballbesitz, aber der Bundesligist stand kompakt und ließ nur vereinzelt gefährliche Offensivaktionen der Gäste zu. Herrmann riss auf der anderen Seite immer wieder Löcher für seine Nebenleute in die Abwehr der Franzosen, arbeitete nach hinten mit und versuchte über Konter zum eigenen Torabschluss zu kommen. Auch das Zusammenspiel mit de Jong erinnerte - zwar nicht in Perfektion, aber in Ansätzen - dem Erfolgsduo der vergangenen Saison Reus/Hanke.

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Als der Niederländer verletzt vom Feld musste, wechselte Favre Peniel Mlapa ein und der Neuzugang von der TSG Hoffenheim, der sich in der Vorbereitung verletzt hatte und in dieser Saison erst auf zwei Kurzeinsätze kam, führte sich mit einem Paukenschlag ein. Nach nicht mal 120 Sekunden auf dem Platz schnappte sich der deutsche U21-Nationalspieler den Ball und hämmerte ihn aus 20 Metern zentral unhaltbar für Olympiques Schlussmann Mandanda in die Maschen. 2:0. Die Entscheidung.

Marseille erholte sach nach diesem Gewaltschuss nicht mehr und Gladbach spielte weiter aus einer kontrollierten Kompaktheit. In der 72. Minute hätte erneut Mlapa die endgültige Entscheidung erzielen können. An der Feierstimmung änderte das nichts im Borussia-Park: Die Fohlen bejubelten ihren ersten Heimspielsieg im Europapokal seit 1996/97 und Patrick Herrmann wurde bei seiner Auswechslung mit stehenden Ovationen verabschiedet - wie einst auch ein gewisser Marco Reus.