Leverkusen. Borussia Mönchengladbach gewann nach zuvor drei sieglosen Spielen die Partie bei Bayer Leverkusen mit 2:1. Igor de Camargo bescherte der Elf vom Niederrhein mit seinem Treffer in der 88. Minute drei Punkte. Gladbach bleibt damit auf Kurs Richtung Champions League.

Borussia Mönchengladbach spielte mit Doppelnull-Jubiläumsgarantie. Denn die Partie bei Bayer Leverkusen – so viel stand vorher fest − würde in der Fußball-Bundesliga den 200. Auswärtssieg, das 400. Remis oder die 500. Niederlage der Fohlen bedeuten. Am Ende durfte die Mannschaft von Trainer Lucien Favre den 200. Erfolg auf fremdem Platz bejubeln. Sehr viel wichtiger aber: Nach dem 2:1 (1:0) im Duell mit einem direkten Konkurrenten im Kampf um einen Champions-League-Platz beträgt der Vorsprung auf die fünftplatzierten Leverkusener elf Punkte. Ein durchaus komfortables Polster bei noch acht ausstehenden Spielen und damit 24 zu vergebenden Zählern.

Gladbach weiter ohne Herrmann

Favre musste im Vergleich zum 0:0 der Vorwoche gegen Freiburg nicht nur auf Patrick Herrmann verzichten, der weiter wegen seines Schlüsselbeinbruchs fehlte, sondern auch auf Rechtsverteidiger Tony Jantschke, der zuvor in allen 25 Partien der Startelf angehört hatte und in Leverkusen gelbgesperrt aussetzen musste. Für den 21-jährigen Abwehrspieler, dessen Vertrag die Borussia im Oktober vergangenen Jahres bis 2014 verlängerte, rückte Roel Brouwers in die Anfangsformation.

Leverkusens Trainer Robin Dutt ging mit größeren Personalsorgen ins Spiel. Nach der schmerzhaften 1:7-Lektion in der Champions League beim FC Barcelona hatte sich Schlüsselspieler Lars Bender beim unglücklichen 2:3 in Wolfsburg einen Muskelbündelriss zugezogen, der den 22-Jährigen mehrere Wochen außer Gefecht setzt. Während Stefan Reinartz Benders Platz im defensiven Mittefeld einnahm, konnte Kapitän Simon Rolfes an dessen Seite auf der Bayer-Sechs mit angefertigter Schutzmaske nach seiner in Wolfsburg erlittenen Kopfverletzung spielen. Auf der Rechtsverteidiger-Position schickte Dutt den 18-jährigen Danny da Costa ins Rennen.

„Manchmal setzen solche Extremsituationen, wie wir sie gerade personell erleben, auch ungeahnte Kräfte frei“, hatte der Bayer-Trainer vor dem Duell erklärt. Doch von den vermuteten Kraftreserven war gegen die Überraschungsmannschaft aus Gladbach in der ersten Hälfte auf dem Rasen wenig zu sehen. Auch die Gäste begannen nach drei sieglosen Begegnungen vorsichtig, profitierten aber früh von einem dicken Abwehrpatzer: Daniel Schwaab leistete sich in der 7. Spielminute bei der Ballannahme einen schweren Stockfehler. Die Kugel rutschte dem Bayer-Verteidiger über den Fuß, Marco Reus spritzte dazwischen und ließ Bayer-Torhüter Bernd Leno mit einem präzisen Schuss aus 16 Metern und halblinker Position ins rechte untere Eck keine Chance.

Leverkusen wirkte verunsichert

Die Leverkusener wirkten verunsichert, das Spiel fahrig, die Offensivaktionen wenig durchdacht. Gladbach dagegen agierte in der ersten halben Stunde des Spiels bei Ballbesitz sicher und erspielte sich so weitere Möglichkeiten. Oscar Wendt bediente in der 13. Minute Mike Hanke auf dem rechten Flügel. Der passte nach innen zu Reus, dessen Schuss aber in Lenos Armen landete. Nur zwei Zeigerumdrehungen später wurde Wendt über links bedient, doch der Schwede zielte beim Abschluss etwas zu weit nach rechts.

Die beste Bayer-Chance der ersten Hälfte hatte Renato Augusto auf dem Fuß. Der aber jagte die Kugel aus rund 20 Metern weit über das Tor von Gladbachs Keeper Marc -André ter Stegen (16.). Die Werkself hatte gen Ende des ersten Abschnitts zwar etwas mehr vom Spiel, konnte daraus aber kein Kapital schlagen. Es fehlte die Zielstrebigkeit, die Passgenauigkeit, der Zug zum gegnerischen Tor.

Etwas gefährlicher präsentierte sich die Dutt-Elf nach dem Wechsel. Bayer versuchte immer wieder, die Gäste unter Druck zu setzen, doch wenn es brenzliger wurde, waren Dante (50.), Filip Daems (56.) und Torhüter ter Stegen (57.) zur Stelle. André Schürrles gezirkelter Schuss aus vom linken Strafraumeck in der 63. Minute segelte derweil knapp übers Gehäuse.

Leno parierte Großchance von Marco Reus

Auf der Gegenseite hatte zwischenzeitlich Leno das 0:2 verhindert. Reus hatte sich den Ball erkämpft und auf den Weg Richtung Tor gemacht, scheiterte aus kurzer Distanz aber am heraus stürmenden Leverkusener Torhüter (62.). Durch einen Fehler von ter Stegen wiederum kassierte Gladbach den Ausgleich. Gonzalo Castro trat den Freistoß von rechts in den Strafraum, Gladbachs Keeper konnte den Ball nicht festhalten, und Stefan Kießling bedankte sich mit einem Abstauber zum 1:1 (75.).

In der Schlussphase wurde es noch einmal turbulent. Leno zeichnete sich erst gegen den eingewechselten Igor de Camargo aus (75.), dann gegen Reus (80.), musste sich aber letztlich geschlagen geben, als de Camargo ihn nach schöner Reus-Vorlage rechts umkurvte und zum 2:1 einschob (88.).

Nach dem Abpfiff waren die Gladbacher Fans in Gedanken nicht schon in der Königsklasse, sondern erst einmal beim DFB-Pokal: „Wir fahren nach Berlin“, schallte es durch die Arena. Die Borussen hoffen jetzt auf einen Sieg am Mittwochabend, wenn Bayern München zum Halbfinale nach Mönchengladbach kommt.