Gladbach. . Der Hauptsponsor verlängert, der Trainer plant die neue Saison, die Stimmung in bei der Borussia aus Mönchengladbach ist vorsichtig optimistisch. Am Samstag müssen die Fohlen bei Bayer Leverkusen antreten.

Als sich Martin Stranzl gestern in seine Sportwagen-Flunder quetschte, zwei, dreimal aufs Gaspedal trat und mit Getöse vom Hof fuhr, musste man am Borussia-Park den Eindruck bekommen, an einer Rennstrecke zu stehen. Ruamm, ruaamm, ruaaammm, der Verteidiger ließ den Motor aufheulen und sauste davon. Es war ein auffälliger Krach, gerade weil der Österreicher wenige Sekunden zuvor noch die ganz leisen Töne gewählt hatte, um die Gladbacher Chancen vor dem Duell am Samstag bei Bayer Leverkusen zu taxieren.

„Wir haben zuletzt gegen Freiburg einen Schritt nach vorn gemacht und irgendwann wird der Knoten wieder platzen“, hatte Stranzl nach drei sieglosen Spielen diagnostiziert. „Aber wann genau das sein wird, das weiß ich nicht, ich bin ja kein Hellseher.“

Wie der Abwehrmann so wehrte sich auch Max Eberl ausdrücklich gegen den Versuch, die kommende Partie zu einem Duell um einen Champions-League-Platz hoch zu jazzen. „Wir haben in diesem Spiel die Chance, Leverkusen auf Distanz zu halten“, erklärte der Sportdirektor, ehe er relativierend bemerkte: „Aber danach sind noch acht Partien zu absolvieren, deswegen wird so oder so noch keine Vorentscheidung um irgendetwas fallen.“

Schöner finanzieller Zuschlag für Gladbach

Die Gladbacher wollen sich, egal was in Leverkusen (Samstag, 15.30 Uhr/live im DerWesten-Ticker) passieren wird, nicht aus der Ruhe bringen lassen. Und dass diese gelassene Grundhaltung gut ankommt, belegt unter anderem die Tatsache, dass Hauptsponsor Postbank den ohnehin noch bis 2013 laufenden Vertrag bereits jetzt um weitere zwei Jahre plus Option verlängert hat.

Das Logo bleibt auf der Brust.
Das Logo bleibt auf der Brust. © imago

„Wir haben den Eindruck, richtige Menschen an der Seite zu haben, die über die notwendige Sorgfalt verfügen, einen Verein stabil zu führen“, begründete Stefan Jütte, der Vorstandsvorsitzende der Postbank, gestern die zu diesem Zeitpunkt überraschende Entscheidung, die, daraus wurde kein Geheimnis gemacht, der Borussia einen schönen finanziellen Zuschlag einbringen wird.

Es gibt also wieder gute Nachrichten für alle Anhänger der Gladbacher, die sich derzeit offenbar wenig Sorgen machen müssen, ihren Trainer Lucien Favre vorzeitig zu verlieren. Denn bekannt ist, dass Favre und Eberl in diesen Tagen viel Zeit investieren, um die neue Saison gemeinsam zu planen. Selbstverständlich geht es vornehmlich um Neuverpflichtungen, darum, die Abgänge von Roman Neustädter und Marco Reus aufzufangen.

Auf dem Wunschzettel steht ein Stratege für das defensive Mittelfeld sowie ein schneller Stürmer, aber, so zumindest die aktuelle Verlautbarung, noch kein Innenverteidiger. Die Frage, ob Dante zu den Bayern nach München wechselt, hält man in Gladbach offiziell nicht für beantwortet.

Fest steht allerdings, dass es allein schon deshalb viel Arbeit gibt, weil nach dem Ausfall von Patrick Herrmann offenkundig wurde, wie sehr es an Alternativen mangelt, sobald der Kader ausdünnt. Besonders erkennbar wurde die dünne Personaldecke unlängst bei der 0:1-Niederlage beim 1. FC Nürnberg. Um offensiv neue Impulse zu setzen, sah sich der Trainer sogar gezwungen, zwei Abwehrspieler einzuwechseln.

Leverkusens Spiel kommt Gladbach entgegen

Das ist ein Problem, das die Gladbacher drückt. Ein anderes ist das Publikum. Zum einen ist es mehr als erfreulich, dass bereits sämtliche Heimspiele bis zum Saisonende ausverkauft sind und der Klub geradewegs auf einen Zuschauerrekord zusteuert, zum anderen aber muss der Klub jetzt mit deutlich gestiegenen Ansprüchen kämpfen. „Einige Fans kommen und erwarten ein Theater-Stück, doch das gibt es nicht, denn Fußball ist jedes Wochenende aufs neue harte Arbeit“, betont Max Eberl.

Die Frage allerdings, ob der Job in Leverkusen womöglich weniger harte Arbeit wird als die letzten Aufgaben, kann man trotzdem aus einem guten Grund stellen. Das Team von Robin Dutt ist spielstark und wird sich kaum erlauben können, so defensiv zu agieren wie Nürnberg oder Freiburg. „Ich kann mir nicht vorstellen, dass sich die Leverkusener komplett hinten rein stellen“, erklärt Eberl. „Sie werden aktiv spielen, was unserer Spielweise ein Stück weit entgegenkommt.“

Und Mut macht obendrein nicht nur der im Freiburg-Spiel erkennbare Aufwärtstrend, Mut macht den Gladbachern sogar die vergangene Saison. In Leverkusen lieferte die Borussia ihr vielleicht bestes Saisonspiel ab und triumphierte mit 6:3 nach einem sagenhaften Schlagabtausch.

„Wir sind total fixiert auf Leverkusen. Nur auf das Spiel dürfen wir uns konzentrieren“, versicherte Favre, der natürlich genau weiß, dass kommende Woche die nächste harte Prüfung wartet: Die Bayern kommen zum Pokal-Halbfinale nach Gladbach.