Mönchengladbach. Der Erfolg von Borussia Mönchengladbach könnte nur von kurzer Dauer sein. Das Erfolgsteam bricht auseinander: Reus und Neustädter sind bereits weg. Jetzt steht auch Gladbachs Abwehr-As Dante vor einem Wechsel zu Bayern München. Trainer Favre verschiebt Vertragsgespräche.
Eigentlich könnte die Gladbacher Fußball-Welt derzeit prächtiger kaum sein. Die Borussia steht auf Platz zwei, verzeichnet mit 46 Zählern nach 22 Spieltagen die zu diesem Zeitpunkt beste Punktausbeute in der ruhmreichen Klubgeschichte, und die Fans dürfen sogar vom ersten Double der Vereinsgeschichte träumen. Borussia Mönchengladbach erlebt unter Erfolgstrainer Lucien Favre eine kaum für möglich gehaltene Fußball-Renaissance - und doch bereitet bei all der Euphorie der Blick in die Zukunft ein wenig Sorge.
Gladbach muss um Erfolgs-Team bangen
Es ist wohl der Fluch der guten Tat: Die Erfolgsmannschaft von Gladbach droht in wenigen Monaten auseinanderzufallen. Jung-Nationalspieler Marco Reus wechselt im Sommer für 17,5 Millionen Euro zu Meister Borussia Dortmund, der ablösefreie Mittelfeldspieler Roman Neustädter hat bereits bei Schalke 04 unterschrieben, und nun droht in Innenverteidiger Dante ein weiterer Eckpfeiler wegzubrechen. Der Wechsel von Dante zu Rekordmeister Bayern München für die festgeschriebene Ablösesumme von 4,6 Millionen Euro zeichnet sich immer deutlicher ab.
"Wir müssen realistisch bleiben: Wenn Dante bei Borussia spielt, ist das das Eine. Aber Dante bei Barcelona, Real Madrid, Bayern München oder Manchester United ist doch was ganz anderes. Tut mir leid, aber das ist doch logisch", sagte der 28-Jährige dem "Express". Treuebekenntnisse hören sich anders an - trotz aller Dementis der Verantwortlichen.
Bayern München als Türöffner für Dante zur Selecao
Gladbachs Dante ließ durchblicken, dass er bei einem europäischen Top-Klub auch deutlich bessere Chancen auf eine Nominierung für die brasilianische Nationalmannschaft habe. Dabei gehe es ihm ausschließlich um die sportliche Perspektive. "Wenn es ums Geld gehen würde, wechsel ich im Sommer nach Russland. Ich habe gute Kontakte dorthin. Dort werden irre Summen bezahlt", sagte Dante.
Gladbachs Sportdirektor Max Eberl sind die Hände gebunden. "Wir sind mit Dante in ständigen Gesprächen", sagt der frühere Verteidiger, wohlwissend, dass es bei derartiger Konkurrenz ein Kampf gegen Windmühlen ist. Gut möglich, dass Eberl im Sommer eine neue Mannschaft aufbauen muss. Geld dafür ist freilich vorhanden. Transfererlöse spülen gut 20 Millionen Euro in die Kassen. Dazu kommt womöglich noch der gleiche Betrag, sollte die Borussia ihren beeindruckenden Höhenflug mit der Qualifikation für die Champions League erfolgreich abschließen.
Gladbach-Trainer Favre schiebt Vertragsgespräche auf
Möglich gemacht hat all dies Trainer Lucien Favre. Der Schweizer hat Gladbach innerhalb eines Jahres vom Abstiegs- zum Titelkandidaten geformt. Kein Wunder, dass Eberl lieber heute als morgen den 2013 auslaufenden Vertrag mit Favre verlängern möchte. Doch der 54-Jährige hat keine Eile. "Ich schaue nur von Spiel zu Spiel", wiederholt Favre gebetsmühlenartig.
Der Erfolgstrainer wird sich genau anschauen, wo der Weg der Borussia hingeht. Bereits bei Hertha BSC waren ihm einst eine Reihe von Leistungsträgern (Marko Pantelic, Andrej Woronin, Josip Simunic) auf einen Schlag abhanden gekommen. Die Berliner rutschten in den Tabellenkeller und Favre war seinen Job los.
Beckenbauer bringt Favre als Bayern-Trainer ins Gespräch
Da passt es ins Bild, dass Franz Beckenbauer den gewieften Taktiker Favre als möglichen nächsten Bayern-Trainer ins Gespräch bringt. "Ich kann verstehen, dass sich ein Trainer seiner Qualität auch einmal ins gemachte Nest setzen möchte. In einem Klub, in dem er nicht immer um Spieler kämpfen und betteln muss, sondern aus dem Vollen schöpfen kann. Da gibt es aber nicht sehr viele Mannschaften. Der FC Bayern ist da sicherlich die erste Adresse", sagte Bayerns Ehrenpräsident jüngst der "Sport-Bild". Bayerns Vorstandsvorsitzender Karl-Heinz Rummenigge und Favre sind sich auch bestens bekannt, teilten sie doch einst bei Servette Genf gemeinsam das Zimmer.