Mönchengladbach. Stefan Effenberg legt sich vor dem Rückrunden-Start der Fußball-Bundesliga auf Bayern München als Meister fest. Gladbach hält er für nicht stark genug, um um den Titel mitzuspielen. Doch den Borussen traut er den Einzug in den Europapokal zu.

Stefan Effenberg musste kurz lachen, dachte dann einen Moment lang nach und druckste schließlich ein wenig herum. "Hm, die Stadt München ist wunderschön. Ich fühle mich pudelwohl, reicht das?", sagte der 43-Jährige auf die Frage, wem er beim Spitzenspiel am Freitag zwischen seinen Ex-Klubs Borussia Mönchengladbach und Bayern München die Daumen drücke. Und dann verplapperte sich der "Tiger". Er wisse zwar, was er Gladbach zu verdanken habe, aber Bayern sei Bayern, das sei eine andere Verbindung. "Ich tippe 0:2. Jetzt habe ich mich verraten, oder?", sagte Effenberg bei einer Presserunde des TV-Senders Sky.

Dass Effenberg ein wenig in der Zwickmühle steckt, bleibt bei seiner Vergangenheit nicht aus. In Mönchengladbach startete "Effe" 1987 seine Karriere in der Bundesliga. Drei Jahre später folgte der fast schon branchenübliche Wechsel zu den Bayern. Nach einem Abstecher nach Florenz kehrte er 1994 überraschend nach Mönchengladbach zurück und läutete die letzte erfolgreiche Ära des Klubs ein, die er mit dem DFB-Pokalsieg 1995 krönte. 1998 ging er erneut zu den Bayern und führte den FCB mit dem Gewinn der Champions League 2001 zum größten Erfolg der jüngeren Vergangenheit.

Reus` Wechsel zum BVB die richtige Entscheidung

Und obwohl Effenberg somit sogar zweimal den Schritt nach München machte, kann er Gladbachs Shootingstar Marco Reus verstehen, den es im Sommer zu Meister Borussia Dortmund statt zu den Bayern zieht. Es sei grundsätzlich gut, dass die Karten auf dem Tisch seien. Reus müsse den nächsten Schritt machen und international spielen. "Aber er hätte bei Bayern Weltklasseleute vor sich gehabt. Das wäre schwierig gewesen. Bei Dortmund wird er gesetzt sein", sagte Effenberg. Für seine Entwicklung sei das deshalb der richtige Schritt gewesen.

Die Entwicklung in Mönchengladbach - die beste Hinrunde seit 35 Jahren und Platz vier mit nur vier Punkten Rückstand auf Herbstmeister Bayern - ist für Effenberg zwar keine Momentaufnahme. Aber Gladbach als Verfolger der Bayern? "Gladbach weiß sich gut selbst einzuschätzen. Sie sind kein Bayern-Jäger", sagte Effenberg. Der Klub habe zwar in der Hinrunde das Optimum herausgeholt, aber Bayern sei Favorit, "ohne Wenn und Aber." Auch wenn die Borussia in der Hinrunde zum zweiten Mal in der Geschichte der Bundesliga beim FC Bayern gewinnen konnte. "Die Niederlage wurmt Bayern noch", sagte Effenberg. Für die Ziele, die der FC Bayern in dieser Saison habe, sei das Spitzenspiel zum Rückrundenauftakt sehr wichtig.

"Effe" kann Gladbach nicht böse sein

Wichtig war für die Borussia der 1:0-Sieg zu Saisonbeginn, denn es war der Startschuss zu einer famosen Hinrunde. Und den Fast-Absteiger der vergangenen Saison "kriegst du da oben nicht mehr weg. Sie haben ein gutes Polster", sagte Effenberg. Er glaube auch daran, dass die Borussia erstmals seit seinem Weggang wieder international spielen könne. Dass er selbst im vergangenen Frühjahr bei seinem Ex-Klub mit einer Revolte scheiterte, als er die Vereinsführung stürzen wollte? Vergessen. Dass stattdessen der Klub mit Manager Max Eberl und Trainer Lucien Favre und ohne ihn zur Überraschungsmannschaft avancierte? Abgehakt. Auch wenn sie ihn in Gladbach offenbar nicht mehr wollten: Es sei kein Groll zurückgeblieben. "Ich kann mich nicht ärgern über einen Verein, dem ich so viel zu verdanken habe", sagte Effenberg.

Denn der zweite Verein, dem er viel zu verdanken hat, will Effenberg offenbar in die Vereinsarbeit einbinden. "Dass Uli (Hoeneß) mich einplant, macht mich stolz", sagte Effenberg. Bayern-Präsident Hoeneß hatte den 43-Jährigen wie auch andere verdiente Ex-Profis für künftige Aufgaben ins Gespräch gebracht. "Einen größeren Reiz gibt es für mich nicht. Es bleibt spannend, aber ich bin tiefenentspannt", sagte Effenberg. Und tiefenentspannt wagte er dann gleich noch einen Tipp: "Bayern wird Meister."