Mönchengladbach. . Mit drei Toren war der 22-jährige Nationalstürmer Mann des Tages bei Borussia Mönchengladbachs 5:0-Triumph über Werder Bremen. Obwohl die „Fohlen“ damit an die „goldenen 70er Jahre“ erinnern, müssen sie um ihren Torjäger bangen. Denn der wird immer begehrter.
Andere Zeiten, andere Sorgen. „Borussia nimmt seit 14 Jahren immer die Frage mit in die Weihnachtszeit, ob es mit dem Klassenerhalt klappen wird“, hatte Vorstandsmitglied Hans Meyer erst kürzlich geunkt. Doch spätestens nach der 5:0 (3:0)-Gala im kleinen Gipfel des 13. Bundesliga-Spieltags gegen Werder Bremen haben die Borussen-Fans ganz andere Probleme. Zum Beispiel dieses: Wo kriege ich jetzt noch eine Eintrittskarte für den Rückrunden-Auftakt am 20. Januar gegen Bayern München her? Die Antwort: Zu spät! Selbst der Weihnachtsmann guckt da in die Röhre. Die Tickets sind längst ausverkauft – genau wie die Karten für den Pokal-Knaller gegen Schalke (21. Dezember) oder das nächste Liga-Heimspiel gegen Borussia Dortmund (3. Dezember). Keine Frage: Die Fohlen sind wieder eine echte Attraktion. Für Mönchengladbach und für die ganze Bundesliga.
Stimmung und Spiel im Borussia-Park erinnerten in der Tat an die goldenen 70er Jahre auf dem Bökelberg. Gladbach stürmte die Bremer, immerhin als Tabellendritter angereist, mit Tempo-Fußball in Grund und Boden. Es gab Freudentänze auf dem Rasen und auf den Tribünen. Was bei dem besonnenen Trainer Lucien Favre sogleich die Sorge vor allzu großer Euphorie auslöste. „Das 5:0 ist ein bisschen übertrieben“, wollte er das Ergebnis relativieren und fand tatsächlich den einen oder anderen Punkt, der ihm nicht so gut gefallen hatte.
Goldenen Fußball-Zukunft in Gladbach
„Wir hatten Schwierigkeiten“, erinnerte der Schweizer an die Warmlaufphase seiner Mannschaft bis zum 1:0 durch den sensationell auftrumpfenden Patrick Herrmann (13. Minute). Favre: „Wir haben beim Verteidigen anfangs zu viele Fouls gebraucht.“ Er sprach von „halben Chancen“ der Bremer in der Anfangsphase. Einmal war sogar eine ganze dabei: Bei einem Freistoß aus 18 Metern von Mehmet Ekici nutzte Marc-André ter Stegen in der zwölften Minute die einzige Chance, eine Glanzparade vorzuführen. Die vor wenigen Tagen erfolgte Vertragsverlängerung mit dem 19-Jährigen, seit dem vierten Lebensjahr im Verein, passt im Übrigen perfekt ins Mosaik der derzeit herrschenden Borussia-Begeisterung. In Mönchengladbach wird wieder von einer goldenen Fußball-Zukunft geträumt – ob’s dem Trainer nun passt oder nicht.
Und alles mit fast exakt dem Personal, das in der letzten Saison beinahe abgestiegen wäre. Erneut stand kein einziger Neuzugang im Team. Wie haben Sie diese Entwicklung angestoßen, Herr Favre? „Erster Schritt“, so der Coach, „war die Stabilisierung der Abwehr. Dann haben wir die Kreation von Chancen verbessert.“ Und Schritt drei? Favre: „Vielleicht, dass wir auch mal ein schlechtes Spiel gewinnen.“
Reus überall begehrt
Mehr denn je stellt sich nach dem jüngsten Gala-Auftritt indessen die Frage, welche Rolle künftig Gladbachs Kronjuwel Marco Reus spielen wird. Der 22-Jährige wird immer wertvoller: Je zwei Tore hatte er in den letzten Liga-Begegnungen bei Hertha BSC Berlin (2:1) und gegen Hannover 96 (2:1) erzielt, diesmal lieferte er sogar einen Dreierpack (23., 38. und 51. Minute). Grund genug für Bayerns Vorstandsvorsitzenden Karl-Heinz Rummenigge, nochmals das Interesse der Münchner an dem Stürmer zu betonen. „Er könnte uns auf Dauer mehr Qualität geben“, wird Rummenigge in der „Welt am Sonntag“ zitiert. Und: „Wenn man ein Angebot von einem großen Klub hat, muss sich ein junger Spieler damit auseinandersetzen.“ Dabei steht Bayern allerdings nicht alleine auf der Matte. Aus England strecken Manchester City und der FC Arsenal aus London ihre Fühler aus, in Italien sollen beide Mailänder Klubs bereits Interesse signalisiert haben. „Hier habe ich alles, was ich mir wünsche“, sagt Reus dazu, kann das Thema angesichts der festgeschriebenen Ablösesumme von 18 Millionen Euro, für die er am Saisonende wechseln dürfte, damit aber auch nicht beenden.
Laut Favre hat Reus in Gladbach beste Bedingungen, um weiter hinzuzulernen. Nur: Was kann er diesem Klasse-Stürmer eigentlich noch beibringen? Nach kurzem Überlegen fällt dem Coach immerhin dieses ein: „Wie man Kopfballtore macht.“