Mönchengladbach. .

Marcus Breuer ist der Mann hinter der Mannschaft von Borussia Mönchengladbach. Der Zeugwart kümmert sich nicht nur um die Bekleidung der Profis, sondern fährt auch noch den Bus.

„Ich habe immer Angst“, sagt Marcus Breuer fast beiläufig. Es ist die Angst, irgendetwas zu vergessen. Vor jedem Auswärtsspiel, vor jedem Trainingslager hakt der Zeugwart von Borussia Mönchengladbach in Gedanken eine Liste ab. Breuer, der außerdem noch den Mannschaftsbus steuert, überlegt auf der ganzen Fahrt, ob auch wirklich nichts fehlt. Zur Sicherheit wird noch einmal nachgeschaut. „Wenn ich die Trikots nicht mithätte, dann wäre ich der Depp des Tages“, meint er. In seinen 16 Jahren als Zeugwart sei das allerdings noch nie vorgekommen, trotzdem sei der Druck immer da. „Das frisst mich manchmal auf.“

Ein Zeugwart gehört bei jedem Bundesligisten so selbstverständlich dazu wie Trainer, Manager und Maskottchen, aber wie der Weg in diesen Beruf eigentlich aussieht, ist schon schwieriger zu beantworten. Breuer meint, bei jeder Mannschaft gäbe es eine kuriose Geschichte dazu zu erzählen. „Das steht ja in keiner Zeitung, so was wird immer intern gelöst.“

Vom Torwart zum Zeugwart

Es sei wichtig, schon vorher eine Vertrauensbasis zu haben, sagt der 40-Jährige. Er selbst kommt aus Jüchen in der Nähe von Mönchengladbach und hat von 1987 bis 1992 als Torwart bei den Amateuren der Borussia gespielt. Da die Verantwortlichen ihn also kannten, war es nicht schwer, Zeugwart zu werden. „Ich habe nur irgendwann gehört, sie suchen einen Zeugwart, und ich habe gesagt, das würde ich gerne machen.“

Ab 1994 war Breuer Zeugwart und machte zusätzlich einen Busführerschein, um als Ersatzfahrer den anderen Mannschafts-Chauffeur zu entlasten. Seit 1998 ist er der einzige Fahrer hinterm Steuer des Borussia-Busses und fährt die Mannschaft zu sämtlichen Auswärtsspielen.

Zu den Spielern habe er ein gutes Verhältnis, sagt Breuer. „Wir flachsen viel und nehmen uns gegenseitig auf die Schippe.“ Fliegt die Mannschaft zu einem Spiel, ist der Busfahrer allein mit dem Gepäck unterwegs.

Eingespieltes Dreier-Team

Marcus Breuer ist trotzdem kein Einzelkämpfer, sondern Teil eines eingespielten Dreier-Teams. Rolf Hülswitt ist für die Schuhe zuständig, Doris Kohnen sorgt für die Verpflegung, hilft aber auch ihren Kollegen aus. Breuer selbst kümmert sich neben dem Busfahren um die Wäsche, muss sie ordnen und vor Trainingseinheiten und Spielen in den Kabinen auslegen.

Jeden Tag gibt es etwas zu tun, nur montags hat er frei. „Ich bin da mit 23 Jahren so reingerutscht, ich kenn das nicht mehr anders, als dass ich kein Wochenende habe“, meint er. „Aber wenn du das nicht mit Freude machst, bist du der falsche Mann.“

Heimspiele findet Breuer stressiger als Auswärtspartien, weil er noch die Kabinen saubermachen und auch für die Gastmannschaft ansprechbar sein muss, falls die noch etwas benötigt. Allerdings klingt die Vorbereitung auf ein Auswärtsspiel nicht weniger stressig. Meist würde schon am Donnerstag das Gepäck gemeinsam mit den Spielern verstaut. „Der Bus ist ja quasi das Wohnzimmer von unseren Jungs, da fühlen sie sich wohl.“

Originale vom 6:3-Sieg

Also dürfe nichts fehlen. Breuer schätzt, dass zu einem Auswärtsspiel etwa 350 Kilogramm an Ausrüstung mitgenommen werden, bei einem Trainingslager fast das Dreifache. Von den Socken bis zum Handtuch bekommen die Profis alles gestellt, nicht zu vergessen das Wichtigste, die Trikots. Ob grün, weiß oder blau, Breuer hat alle drei Trikotsätze dabei, lang- und kurzärmlig, dazu auch die passenden Hosen. Falls im Spiel ein Trikot ersetzt werden muss, hat er alles doppelt dabei und kann schnell eingreifen. „Wenn jemand eine Kopfwunde hat und blutet, habe ich innerhalb von einer halben Minute ein neues Trikot griffbereit.“

Zu dem normalen Trikotverschleiß kommt noch das Tauschen hinzu. Nach jedem Spiel müsse er für Ersatz sorgen und ein paar neue Trikots beflocken, sagt Breuer. Außerdem sammelt er nach besonderen Spielen getragene Trikots ein, für die er Echtheitszertifikate ausstellt. Auf der Vereins-Homepage können die Fans dann zum Beispiel Originale vom 6:3-Sieg in Leverkusen ersteigern.

Über solche Erfolge der Borussia freue er sich natürlich, meint Breuer, bleibt dabei aber auch gelassen: „Ich werde jetzt nicht in irgendeine Euphorie ausbrechen.“ Das sei nicht seine Aufgabe als Busfahrer und Zeugwart. Der Beruf sei zwar stressig, aber er mache ihn gern. „Ich würde auch nichts anderes lieber machen. Vielleicht Spieler sein, aber das ist noch stressiger.“