Mönchengladbach. .

Die Wand, vor der Mohamadou Idrissou sitzt, erinnert an ruhmreichere Tage von Borussia Mönchengladbach. Ein Bild zeigt Günter Netzer und Sandro Mazzola beim Wimpeltausch.

Das 7:1 der Gladbacher 1971 gegen Inter Mailand war das Spiel mit dem berühmten Büchsenwurf. Das beste Europacup-Spiel der Fohlen, eines der legendärsten Partien der Europapokalgeschichte.

Mo Idrissou kam erst neun Jahre später zur Welt. Die Geschichten von den glanzvollen Europapokal-Nächten kennt er dennoch ganz genau. Und wer weiß, ob er heute unweit des Bökelbergs spielen würde, wäre die Borussia dort in den 70’ern nicht zum Mythos geworden.

„Die Spieler, die Fans, das Stadion. Alles toll“

„Seit meiner Kindheit habe ich zwei Borussias im Kopf. Gladbach und Dortmund. Und ich bin froh, bei der richtigen zu sein“, sagt der Kameruner. Seit zehn Jahren spielt Idrissou in Deutschland, seit knapp zwei Monaten in Gladbach. „Die Spieler, die Fans, das Stadion. Alles toll“, sagt der 30-Jährige. Über zwei Stunden habe er mit Dieter Hoeneß vom VfL Wolfsburg verhandelt, das Gespräch mit Schalkes Felix Magath dürfte nicht kürzer gewesen sein. Und doch entschied er sich für den VfL. „Mein Herz wollte das so“, erklärt er.

Mohamadou Idrissou (r.) durfte schon einmal jubeln in dieser Saison.
Mohamadou Idrissou (r.) durfte schon einmal jubeln in dieser Saison.

Klingt schnulzig. Doch man möchte es ihm glauben. Dem Stürmer, der sich in einem Cafe geprügelt haben soll, für den Skandal wahrlich kein Fremdwort ist. Dem Mann, der dann immer den braven Hundeblick aufsetzt und von Missverständnissen spricht.

Im Büro seines Pressesprechers sitzt er weit zurückgelehnt im Stuhl. Ab und zu nippt er an seiner Flasche. „Roter Tee. Ist super“, sagt er. Seit seiner Ankunft in Gladbach ist Mo Idrissou Publikumsliebling. Ihn erstaunt das nicht. „Ich war überall beliebt.“ Noch ein Schluck Tee. „Und ich bin gekommen, um Erfolge zu feiern. Die Fans spüren das.“

Beim SC Freiburg habe er rotieren müssen. „Ich war hinten, ich war vorne. Hier haben wir auf jeder Position gute Leute. Ich kann mich aufs Toreschießen konzentrieren.“ Stimmt. Im ersten Saisonspiel traf er gegen Nürnberg zum 1:1. Nur beim Torjubel haperte es. Marco Reus hatte vorgelegt und lief Richtung Gästekurve. „Wir wollten tanzen. Tore feiere ich aber nur vor unseren Fans.“ Beim Derby am Sonntag in Leverkusen will er die Hüfte dann kreisen lassen. „Wir denken nicht an Bayer, sondern nur an drei Punkte.“

„Heimspielniederlagen tun weh“

Mit seiner Freundin wohnt der Kameruner in Düsseldorf. Er lernte sie nach einem Auswärtsspiel mit Freiburg kennen. In Mönchengladbach. Der Schlacks kennt die Region. Vor seinem Wechsel nach Freiburg spielte er für den MSV Duisburg. Er fühlt sich hier heimisch. „Ich habe viele Freunde hier. Es ist schön, sie jetzt häufiger treffen zu können“, sagt er. Bevorzugt empfängt er sie in seinem Herrenzimmer. Nach dem Training legt er dort Extraschichten ein. „Ich habe einen Billardtisch, einen Kicker und das Spiel mit den Pfeilen. Ich muss trainieren, Heimspielniederlagen tun weh“, sagt er und lacht. Künftig soll es jedoch vermehrt spielfreie Tage geben. Zumindest im Herrenzimmer. Idrissou träumt von Europa. „Wir sind stark genug.“

Die Flasche mit dem Früchtetee ist leer. Mo Idrissou steht auf, verabschiedet sich. Vor dem großen Bild mit den großen Namen und der großen Vergangenheit bleibt er noch einmal stehen. Er blickt auf Günter Netzer, auf Sandro Mazzola und die Wimpel. Auf Nächte, nach denen sich in Mönchengladbach nicht nur Idrissou sehnt.