Mönchengladbach. Borussia Mönchengladbach feiert einen wichtigen 2:0 (1:0)-Heimsieg gegen Hertha BSC. Gästetrainer Tayfun Korkut steht vor dem Aus.

Tayfun Korkut lief in seiner Coaching Zone auf und ab, schüttelte immer wieder den Kopf, hob hilflos die Arme. Der Trainer von Hertha BSC wusste, dass seine Zukunft von diesem Spiel im Borussia-Park abhängt. Sein Gegenüber, Gladbachs Co-Trainer Christian Peintinger, der Adi Hütter nach dessen positivem Corona-Test als Cheftrainer vertrat, durfte hingegen jubeln: Mit dem 2:0 (1:0)-Sieg vor 30.675 Zuschauern gelang den Fohlen in dem Krisenduell am Samstagabend ein Befreiungsschlag.

Hertha-Trainer Tayfun Korkut muss um seinen Job bangen.
Hertha-Trainer Tayfun Korkut muss um seinen Job bangen. © dpa

Mit 30 Punkten auf dem Konto liegt Borussia Mönchengladbach als Tabellen-13. nun sieben Zähler vor der Abstiegszone. Die Berliner hingegen rutschten am 26. Bundesliga-Spieltag auf den vorletzten Tabellenplatz ab. Ihnen droht der Absturz in die 2. Liga, Korkut dürfte nach der fünften Pleite in Serie unmittelbar vor der Entlassung stehen.

"Wer mein gutes Verhältnis zu Fredi Bobic kennt, kann sich denken, dass wir uns über die Gesamtsituation unterhalten werden. Keiner steht über dem Verein", sagte der Hertha-Trainer nach der Pleite gegen die Fohlen. Korkut weiß, dass es für ihn eng wird. "Ich trage die Verantwortung für die sportliche Situation auf dem Platz. Ich bin heute enttäuscht, weil die Mannschaft wollte und alles gegeben hat."

Bei den Gladbachern gab es eine Woche nach dem 2:3 beim VfB Stuttgart drei Änderungen in der Startelf: Für Offensivspieler Jonas Hofmann (Muskelfaserriss) rückte Stürmer Breel Embolo in die Anfangsformation. Ex-Hertha-Profi Luca Netz ersetzte Ramy Bensebaini (Gelbsperre) auf der linken Seite. Mittelfeldspieler Christoph Kramer saß zunächst auf der Bank, für ihn spielte Jordan Beyer in einer Dreier-Abwehrkette. Kapitän Lars Stindl, der acht Wochen wegen einer Knieverletzung ausgefallen war, stand erstmals wieder im Kader.

Die Gastgeber begannen mutig, spielten zielstrebig nach vorne. In der 6. Minute passte Marcus Thuram den Ball von der rechten Seite in die Mitte zu Embolo. Der Schweizer schloss vom Elfmeterpunkt flach ab, Hertha-Torwart Marcel Lotka war aber zur Stelle. Kurz darauf rückte Embolo erneut in den Blickpunkt, diesmal nach einem Freistoß von Alassane Pléa. Embolo probierte es per Direktabnahme, mit seinem Volley-Heber von der linken Seite aus spitzem Winkel traf er aber nur den rechten Außenpfosten (10.). Ein Schuss von Thuram aus zehn Metern rauschte knapp über die Latte (14.).

Die Gladbacher dominierten die Anfangsphase, sie schnürten die Berliner in ihrer Hälfte ein. Als Herthas Abwehrspieler Marc Oliver Kempf im Strafraum mit einer Grätsche gegen Thuram einstieg und ihn zu Fall brachte, ließ Schiedsrichter Florian Badstübner weiterspielen. Die Borussen protestierten lautstark, Videoassistent Florian Welz bat Badstübner zum Bildschirm. Nachdem er sich die Szene noch einmal angeschaut hatte, zeigte er auf dem Elfmeterpunkt. Pléa lief an und verwandelte − 1:0 für Gladbach, eine verdiente Führung (24.).

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In der ersten halben Stunde verzeichneten die Gastgeber knapp zwei Drittel Ballbesitz, Angriffsversuche der Berliner verteidigten sie meist konsequent. Das Passspiel der Gäste fiel zudem oftmals zu unpräzise aus. Thuram hatte noch zwei Chancen, vor der Pause zu erhöhen. Erst schlenzte er den Ball von der linken Seite genau in Lotkas Arme (43.). Zwei Minuten später dann umkurvte er den Hertha-Torwart, zögerte jedoch und kam im Duell mit Kempf, der erneut riskant im Strafraum grätschte, nicht mehr zum Abschluss.

Die zweite Hälfte gingen die Borussen deutlicher passiver an. So boten sich den Gästen mehr Räume. Nach einer Ecke von Marvin Plattenhardt kam Kempf freistehend zum Kopfball. Er zwang Yann Sommer zu einer Flugeinlage, im Übergreifen lenkte der Gladbach-Torwart den Ball über die Latte (54.). Auf der Gegenseite zeigte Lotka eine glänzende Parade bei einem Schuss von Joe Scally (58.). Nach einem Eckstoß von Netz war es Innenverteidiger Matthias Ginter, der Gladbach erneut jubeln ließ: Der Nationalspieler, der die Borussia im Sommer ablösefrei verlassen wird, traf mit einem wuchtigen Kopfball zum 2:0 (59.).

Gladbach-Stürmer Breel Embolo holte vor dem 1:0 den Elfmeter heraus.
Gladbach-Stürmer Breel Embolo holte vor dem 1:0 den Elfmeter heraus. © dpa

Gladbach am Freitag gegen den VfL Bochum

Weil Pléa offenbar Probleme am linken Oberschenkel hatte, kam Kramer für ihn ins Spiel (65.). Die Gladbacher agierten in der zweiten Halbzeit nicht mehr so dominant wie in der ersten − und die Berliner wehrten sich noch. Der eingewechselte Jurgen Ekkelenkamp schlenzte den Ball in der 77. Minute an die Latte, Sommer konnte dem Ball nur hinterherschauen. Ansonsten strahlte die Hertha bis zum Abpfiff keine wirkliche Gefahr mehr aus. Großen Applaus gab es noch, als Kapitän Stindl sein Comeback feiern durfte (89.).

Weiter geht es für die Gladbacher am kommenden Freitag (20.30 Uhr/DAZN) mit dem Spiel beim VfL Bochum. Die Berliner müssen am Samstag (15.30 Uhr/Sky) gegen die TSG Hoffenheim antreten – mit hoher Wahrscheinlichkeit dann nicht mehr unter der Regie von Tayfun Korkut.