München. Der 2:1-Erfolg beim FC Bayern sorgt bei Borussia Mönchengladbach für Zuversicht. Christoph Kramer hofft nun auf eine „richtig gute Rückrunde“.

Sein gutes Verhältnis zum FC Bayern München lässt Max Eberl zwischendurch immer wieder gerne mal aufblitzen, und auch nach dem geglückten Rückrundenauftakt seines Klubs hatte der 48-Jährige ein paar freundliche Worte für die Münchener übrig. So lobte der Sportdirektor von Borussia Mönchengladbach das „große Fairplay“ des Spitzenreiters, der angesichts von neun Corona-Fällen in den eigenen Reihen zwar mal wegen einer Spielverlegung nachgefragt, letztlich aber alles dafür getan habe, „einen schlagkräftigen Kader“ auf den Rasen zu bringen.

Mit dem 1:2 gegen Gladbach ging der Start ins neue Jahr für die Bayern dann allerdings daneben. Eberl, der dem Branchenführer „großen Respekt“ zollte, „das Spiel durchgezogen“ zu haben, räumte im Zuge seiner wohlwollenden Kommentare ein: „Natürlich fällt mir das jetzt leichter, weil wir gewonnen haben.“ Und bei der Beurteilung des Resultats befand er diplomatisch: „Wir haben uns den Sieg ein Stück weit verdient. Ob er dann ganz verdient ist, kann man dahingestellt lassen.“

Bayern-Profi Sabitzer als Linksverteidiger mit Problemen

Fest steht, dass die Gladbacher die Gunst der Stunde nutzten, um ihr vor der Weihnachtspause schwer zerbeultes Selbstbewusstsein wieder etwas aufzupäppeln. Zwar war U21-Nationalspieler Malik Tillman am Freitagabend der einzige Debütant in der Münchener Startelf, andererseits mussten mehrere Bayern-Profis wegen der personellen Engpässe auf ungewohnten Positionen ihrer Arbeit nachgehen. Das betraf in besonderem Maße den gelernten Mittelfeldakteur Marcel Sabitzer, dem nach einer längeren Verletzungspause der Job des Linksverteidigers aufgetragen war – was dem Österreicher gehörige Probleme bereitete.

Daumen hoch: Gladbach-Trainer Adi Hütter nach dem Sieg in München.
Daumen hoch: Gladbach-Trainer Adi Hütter nach dem Sieg in München. © AFP | AFP

Besonders in Rage brachte Julian Nagelsmann aber der simple Ausgleichstreffer der bis dahin deutlich unterlegenen Gladbacher nach einer knappen halben Stunde. „Wie wir das 1:1 kriegen, ist völliger Wahnsinn. Eine unfassbar schwache Flanke – und das Tor würde niemals fallen, wenn wir seriös klären würden, und nicht mit der Hacke“, echauffierte sich der Bayern-Coach, der am kommenden Samstag im Spiel gegen Köln womöglich wieder auf Nationalkeeper Manuel Neuer (zuletzt in Quarantäne auf den Malediven) bauen kann, alles in allem aber zurückhaltend prophezeite: „Ich rechne nicht mit extrem vielen Rückkehrern, die in Köln für die erste Elf in Frage kommen.“

Am Samstag kommt Bayer Leverkusen

Der frühere Schalker Leon Goretzka wird wegen anhaltender Beschwerden an der Patellasehne im Januar vermutlich gar nicht zum Einsatz kommen – in einem Monat, in dem die Borussen ihren im Spätherbst selbst verursachten Scherbenhaufen weiter kitten wollen. Die nächsten Gegner heißen Leverkusen (Samstag, 18.30 Uhr/Sky), Hannover (DFB-Pokal) und Union Berlin, und nicht nur Sportchef Eberl blickt mit neuer Zuversicht auf dieses Programm. „Ich bin keiner, der jetzt in den Himmel steigt“, betonte der gebürtige Niederbayer, sagte aber auch: „Der Sieg in München muss uns Energie und Vertrauen geben, das wir ein Stück weit verloren haben.“ Ganz ähnlich schätzt die Lage Adi Hütter ein. Der Ansicht von Bayern-Angreifer Thomas Müller („Verdient war der Gladbacher Sieg, glaube ich, nicht“) widersprach der Cheftrainer des Fohlenelf nur teilweise, verwies aber auf die Ausgangsposition seines Ensembles: „Dafür, dass das Selbstvertrauen bei uns nicht gerade oben war, war das eine reife Leistung.“

Eine Reife, die nach Ansicht von Christoph Kramer trotz des kleinen Coups in München jedoch klar ausbaufähig ist. „In der zweiten Hälfte haben wir viele falsche Entscheidungen getroffen und viele ärgerliche Ballverluste gehabt. Dadurch haben wir die Bayern wieder ins Spiel kommen lassen. Hinten raus hatten wir dann schon ein bisschen Glück – aber das gehört eben auch dazu, wenn du in München gewinnen willst“, erklärte der Weltmeister von 2014 und betonte: „Ich würde mir wünschen, dass das ein erster Schritt in eine richtig gute Rückrunde war. Aber nur zu sagen, dass wir so weitermachen müssen, wird nicht reichen.“