Mönchengladbach. Borussia Mönchengladbach befindet sich im freien Fall. Sportdirektor Max Eberl hält trotzdem an Trainer Marco Rose fest. Der Druck wächst.

Die Etikette wahrte Marco Rose auch nach dem Sturz aus der oberen Tabellenhälfte. So wie vor zwei Wochen – als Gladbachs Trainer im Anschluss an die Heimpleite gegen Mainz wartete, bis der jubelnde Kollege Bo Svensson bereit war, seine Gratulation zu empfangen. Nun war auch die Partie gegen Leverkusen verloren – und Rose blieb erneut geduldig stehen. Bis ihn der Richtung Reservebank abgetauchte Bayer-Coach Peter Bosz entdeckt hatte – und Rose die rechte Faust zum coronakonformen Gruß entgegenstreckte.

Der Werkself, die in Gladbach ohne eine einzige Auswechslung klarkam, gelang bei der kurzen Dienstreise an die niederländische Grenze der erhoffte Befreiungsschlag: Dank des 1:0 im Borussia-Park und einsetzender Schwäche bei der Konkurrenz aus Wolfsburg und Frankfurt darf Leverkusen wieder an den Champions-League-Plätzen schnuppern. Die Gladbacher dagegen haben ihren Instinkt für Siege und für den eigenen Spielstil momentan komplett verloren.

Gladbach-Profi Wolf: „Wir sind ziemlich verkrampft“

„Wir müssen dahin kommen, dass wir die Art, wie wir Fußball spielen, wieder auf den Platz bringen können“, fordert Yann Sommer. Gladbachs Torwart wünscht sich „mehr Leichtigkeit“ im Team – und diese sportliche Sehnsucht hat der Schweizer keineswegs exklusiv. „Aktuell tun wir uns mit der Lockerheit in unserem Spiel schwer, wir sind ziemlich verkrampft“, seufzte Offensivspieler Hannes Wolf, der das Leverkusener Siegtor durch Patrik Schick mit einem Ballverlust an der Mittellinie gegen Jonathan Tah einleitete. Und auch Max Eberl fand Borussias Spiel gegen Bayer „ein bisschen angestrengt“.

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Dabei vertrat der Sportdirektor die These, dass die von Marco Rose instruierten Profis wegen des anhaltenden Negativlaufs alles besonders gut und vor allem auf gar keinen Fall etwas verkehrt machen wollten. Das Ergebnis waren die siebte nicht gewonnene Partie in Serie – und im fünften Spiel nach Roses Bekanntmachung, im Sommer zum Ligarivalen Borussia Dortmund zu wechseln, die fünfte Niederlage.

Gladbach-Manager Eberl will an Rose festhalten

Damit plumpste der Rautenklub nun sogar aus der besseren Hälfte der Liga auf Rang zehn. Und die Frage drängt sich auf, wie viele Spiele der Vorjahresvierte noch verlieren darf, ehe Eberl von seinem eisernen Bekenntnis, die Saison mit Marco Rose zu Ende zu spielen, abrückt.

Gladbachs amtierender Bank-Chef selbst sieht seinen vor drei Wochen verkündeten Abmarsch zum BVB jedenfalls nicht als Grund für die anhaltende Baisse. „Ich glaube, dass es in erster Linie an den Ergebnissen liegt. Denn wir trainieren gut, und so viel hat sich bei uns gar nicht verändert“, berichtete der 44-Jährige.

Leverkusen kann als Vorbild dienen

Was allerdings auch bleibt, ist die ausgesprochen hartnäckige Resultatskrise. Um die möglichst rasch aus der Welt zu schaffen, könnte die Fohlenelf den von den Leverkusenern servierten Live-Unterricht nutzen. „Die Jungs wollen unbedingt, das führt dann manchmal zu Verkrampfungen“, stellte auch Rose beim eigenen Rasenpersonal soeben fest – und schlug vor: „Wir müssen nur zum Gegner gucken. Der steckte vor dem Spiel in einer ähnlichen Lage wie wir. Jetzt verspüren sie dort große Erleichterung, viel Freude und wahrscheinlich viel Lust auf das nächste Spiel. Weil sie da wieder drei Punkte gewinnen können.“

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Von Erleichterung, Lust und Vorfreude sind die Gladbacher momentan meilenweit entfernt. Vielmehr sprach der angezählte Trainer Rose vor den verbleibenden zehn Ligabegegnungen von einer „sehr herausfordernden Situation“. Und präzisierte: „Die größte Herausforderung wird es nun sein, die Lockerheit und den Glauben zu bewahren. Ich als Trainer muss das vorleben und vorangehen.“

Schon am Freitag in Augsburg

Die nächste Chance auf Besserung bietet das Gastspiel am Freitag beim FC Augsburg (20.30 Uhr/DAZN). „Es ist ein komplizierter Tag, ein Tag, der weh tut“, bekannte Sportchef Eberl nach der Niederlage im Rheinland-Derby aber zunächst, beklagte erneut den Spielplan mit zuletzt „extrem schweren Gegnern“ – ehe er schließlich tapfer verkündete: „Ich bin relativ breit und habe breite Schultern. Wir gehen da weiter durch.“