Mönchengladbach/Leverkusen. Samstag treffen Gladbach und Leverkusen aufeinander. In der Rückrunde weisen die beiden Rivalen die Bilanz eines Abstiegskandidaten aus.

Hinter Peter Bosz liegen stressige Wochen – und wie sehr ihm die laufende Saison zu schaffen macht, hat Leverkusens Trainer vor dem anstehenden Rheinland-Derby Bei Borussia Mönchengladbach an diesem Samstag (15.30 Uhr/Sky) erzählt. In dieser Woche musste sein personell gebeutelter Klub mit Timothy Fosu-Mensah (Kreuzbandriss), Florian Wirtz (Corona-Infektion) und Daley Sinkgraven (Muskelfaserriss) die nächsten Ausfälle vermelden. Und Bosz (57) bekannte nach dem mittlerweile sechsten positiven Corona-Test in seinem Team: „Wenn mich der Doktor abends anruft, geht mein Herzschlag schon Richtung 200, und ich denke nur – ‚Bitte, nicht schon wieder ein Fall‘.“

Der Kollege Jürgen Klopp vom FC Liverpool erklärte kürzlich, man dürfe seine Profis eigentlich nicht zu Länderspielen abstellen, wenn sie anschließend in Quarantäne müssen. „Ich verstehe ihn. Ich würde jeden Spieler, den ich jetzt noch im Kader habe, am liebsten hier behalten. Aber ich glaube nicht, dass er und ich das hinkriegen werden“, sagte Bosz, räumte aber zugleich ein: „Wenn die Spieler zu Länderspielen gehen, hat man ein bisschen Angst.“

Für Gladbach und Leverkusen geht es im Gleichschritt nach unten

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Zu der Angst vor weiteren positiven Tests gesellt sich beim Werksklub zudem die Furcht vor weiteren negativen Resultaten bei der Rasenarbeit. Das haben die Leverkusener mit Wochenendgegner Gladbach gemeinsam. Denn die beiden grundsätzlich hochambitionierten Vereine marschieren seit einigen Wochen im Gleichschritt nach unten.

Nach zuletzt sechs Spielen ohne Sieg will Borussen-Trainer Marco Rose an internationale Sphären momentan gar nicht denken. „Wir müssen uns kurzfristige Ziele setzen – mal wieder ein Spiel zu gewinnen. Dann kommen wir vielleicht auch wieder in Regionen, die wir uns grundsätzlich vorgestellt haben“, sagt der 44-Jährige, über den nach dem Pokal-Aus gegen Borussia Dortmund am Dienstag erneut Fanproteste hinweg schwappten.

Eine vorzeitige Trennung von Rose schloss Max Eberl auch am Freitag wieder aus. „Ich sehe nicht, dass eine Person schuld daran sein soll, dass die Ergebnisse gerade nicht so sind, wie wir uns das wünschen“, betonte Gladbachs Sportdirektor vielmehr – und erwähnte leicht angriffslustig: „Wir sind nicht so weit von Europa weg.“

Gladbach-Trainer Rose: „Kostet Kraft und Energie“

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Momentan vier Punkte näher dran an den internationalen Plätzen als Gladbach ist Leverkusen. Die Königsklasse ist für die Werkself fünf, die Europa League zwei Zähler entfernt. Weil die einstigen Spitzenreiter in den letzten elf Ligaspielen aber nur neun Punkte holten, im Februar zudem in DFB-Pokal strandeten und Bayer sang- und klanglos aus der Europa League ausschied, musste Sport-Geschäftsführer Rudi Völler jüngste Spekulationen, Bosz sei bei einer weiteren Pleite im Borussia-Park seinen Job los, als „Blödsinn“ abkanzeln.

Unangenehm ist die Situation für die rheinischen Konkurrenten, die sich in den letzten zwei Jahren jeweils bis zum Ende um Rang vier balgten, allemal. In besonderem Maße gilt das für den künftigen BVB-Coach Rose, der seit Verkündung seines Sommer-Wechsels zu den Schwarz-Gelben alle vier Spiele mit der Fohlenelf verlor. Und für den einstigen Dortmund-Trainer Bosz – dessen Team in der Rückrunde, ebenso wie Gladbach, die Bilanz eines Abstiegskandidaten aufweist.

„Es ist deutlich, dass beide nicht ihre beste Phase haben. Und weil wir uns langsam dem Ende der Saison nähern, wird jedes Spiel wichtiger und wichtiger“, beschreibt Peter Bosz die Brisanz einer Partie, vor der sein Gladbacher Kollege bekannte, dass ihn die dauerhaft angespannte Lage beim Rautenklub „sehr viel Energie und Kraft“ koste. So viel, dass Marco Rose sich gerade einen Blick auf das große Ganze gegönnt und dabei festgestellt hat: „Ich bin jetzt in einem Alter, in dem ich sagen kann – ich habe auch schon andere Krisen in meinem Leben gemeistert.“