Mönchengladbach. Valentino Lazaro ist bereit für sein Comeback. Am Sonntag tritt Gladbach in Wolfsburg an. Lässt Trainer Marco Rose den Österreicher zum Zuge kommen?

Es war ein warmer Tag im August 2020, an dem Valentino Lazaro in Harsewinkel über seinen Rückschlag bei Inter Mailand sprach. Der österreichische Nationalspieler, 2019 für 22 Millionen Euro von Hertha BSC zum italienischen Topklub gewechselt, hatte sich auf der Terrasse des Hotels Klosterpforte einen schattigen Platz gesucht. Er berichtete dort über seine Verletzung, die er sich in der Saison-Vorbereitung zugezogen hatte, die ihn damals bei Inter im Kampf um einen Stammplatz zurückgeworfen habe. Nach einem halben Jahr wurde er an Newcastle United in die Premier League verliehen, nun begann im Sommer-Trainingslager seine Zeit auf Leihbasis bei Borussia Mönchengladbach. Natürlich verbunden mit der Hoffnung, verletzungsfrei zu bleiben.

Wochenlange Pausen seit Gladbach-Wechsel

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Rund sechs Monate später, an diesen kalten Tagen im Februar 2021, trainiert der 24-Jährige zwischen Schnee und Eis im Borussia-Park. Lazaro bereitet sich mit der Mannschaft auf das im Kampf um einen Europapokal-Platz so wichtige Duell beim Tabellendritten VfL Wolfsburg am Sonntag (18 Uhr/Sky) vor.  Er absolvierte seinen bislang letzten Einsatz am 19. Dezember im Spiel gegen die TSG Hoffenheim (1:2), musste dann wegen einer Muskelverletzung wochenlang pausieren – nicht zum ersten Mal seit seinem Wechsel zur Borussia. Schon im Sommer beim Test gegen Greuther Fürth hatte er einen Muskelbündelriss erlitten. Ein herber Rückschlag in der Vorbereitung, der ihm wie zuvor bei Inter auch den Einstieg bei den Fohlen erschwerte.

In lediglich zwölf der bisherigen 28 Gladbacher Pflichtspiele kam er zum Zuge. Dennoch hat er sich am Niederrhein gut akklimatisiert. „Ich fühle mich in Borussias familiärem Umfeld und in der Mannschaft extrem wohl“, sagt Lazaro. „Aber ob aus der Leihe mehr wird, muss ich abwarten.“ Diese Worte lassen erahnen, dass er offenbar den Wunsch hegt, endlich bei einem Klub Fuß zu fassen. Gladbach ist seine vierte Station in den vergangenen vier Jahren, hier wurde er auch wieder mit Trainer Marco Rose vereint, den er damals schon bei RB Salzburg kennengelernt hatte.

Debüt in der österreichischen Nationalmannschaft 2014

Leihe mit Kaufoption

Valentino Lazaro verbuchte nach seinem Wechsel von Hertha BSC zu Inter Mailand 2019 zwölf Pflichtspiel-Einsätze bei den Italienern. Der Österreicher besitzt dort einen bis Sommer 2023 datierten Vertrag. Sein Pflichtspiel-Debüt im Gladbach-Trikot feierte er Ende Oktober 2020 gegen RB Leipzig (1:0). Das Leihgeschäft beinhaltet auch eine Kaufoption.

Mit 14 Jahren war Lazaro von der Grazer SV Wacker in die RB-Jugendakademie gewechselt, als 16-Jähriger feierte sein Debüt in der österreichischen Bundesliga. Mit Salzburg wurde er fünfmal Meister, viermal Pokalsieger. 2014 debütierte er in der Nationalmannschaft, 2017 übernahm Rose die Salzburger Profimannschaft. Der Trainer war begeistert von Lazaro, dessen vielleicht wichtigste fußballerische Eigenschaft seine Vielseitigkeit ist.

Er bevorzugt zwar die rechte Seite, hat in seiner Karriere aber schon so ziemlich jede Position bekleidet – nur in der Innenverteidigung und im Tor kann er nicht spielen. „Ich habe immer, wenn ich auf ungewohnten Positionen aufgestellt wurde, erst einmal das gemacht, was sich für mich am besten angefühlt hat und das war beziehungsweise ist wohl oft das Richtige“, sagt Lazaro. Er nennt es schlicht: „Instinkt.“

Tor des Jahres 2020 mit Scorpion-Kick

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Damit ist wohl auch am ehesten dieser Geniestreich zu erklären, der ihm am 8. November in der Partie bei Bayer Leverkusen (3:4) gelang. In der Nachspielzeit beförderte er einen Ball von der rechten Seite im Vorwärtsfallen mit der Hacke über den eigenen Kopf hinweg aus zehn Metern ins linke Eck. „Hätte ich darüber nachgedacht und es dann mit dem Scorpion-Kick versucht, hätte das niemals funktioniert“, sagt Lazaro.

Für seinen spektakulären Treffer erhielt er bei der Wahl in der ARD-Sportschau die meisten Stimmen: Lazaro erzielte das Tor des Jahres 2020. Nach seiner Verletzungspause stand er gegen den 1. FC Köln (1:2) erstmals wieder im Kader. Vielleicht gibt Rose ihm nun am Sonntag in Wolfsburg die Chance, sein Können wieder zu zeigen. Das Tor des Jahres 2021 muss es dabei ja nicht gleich werden.