Mönchengladbach. Erst 6:0, dann 4:0: Gladbach überragte in der Champions League gegen Donezk. Am Samstag kommt Liga-Schlusslicht Schalke in den Borussia-Park.
Mitten im Europapokal-Rausch dieser Tage wird man sich bei Borussia Mönchengladbach womöglich an den 17. Januar 2020 erinnern. Da unterlag der Fußball-Bundesligist bei Schalke 04 mit 0:2. Weil sich der Revierklub seitdem in einem dramatischen Sturzflug befindet, hat die Gladbacher Borussia ein wenig schmeichelhaftes Alleinstellungsmerkmal: Sie ist der einzige Bundesligist, der in diesem Jahr aus einem Duell mit Schalke als Verlierer hervorging.
318 Tage nach diesem Spiel kommt es zum zweiten Aufeinandertreffen der beiden Klubs im Jahr 2020: Am Samstag (18.30 Uhr/Sky) empfängt Gladbach das seit 24 Liga-Spielen sieglose Schlusslicht aus Gelsenkirchen. Den Borussen dürfte klar sein, was es bedeuten würde, wenn ausgerechnet sie dafür verantwortlich wären, dass diese Serie reißt: Es wäre eine blamable Angelegenheit für den Tabellensiebten, dessen Leistungen in dieser Bundesliga-Saison bisher in einem gewissen Kontrast zu den Spektakeln in der Champions League stehen, die Gladbach vor allem in den Duellen mit Schachtjor Donezk ablieferte. Der 6:0- Gala im Hinspiel folgte drei Wochen später das 4:0 über den ukrainischen Meister im Rückspiel.
Rose-Fußball in Perfektion
Die Gladbacher boten fabelhaften Fußball: mit konsequenten Balleroberungen, schnellem Spiel zum Tor und einer mitunter gnadenlosen Effektivität im Abschluss. Es war Angriffsfußball, wie ihn sich Trainer Marco Rose wünscht. Entsprechend hochzufrieden fiel auch sein Fazit mit Blick auf die Partien gegen Donezk aus. „Wir haben an den beiden Tagen richtig gute Spiele gemacht“, sagte Rose: „Meine Mannschaft war sehr stark.“
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Der Tabellenführer der Gruppe B beeindruckte mit einer mannschaftlichen Geschlossenheit, die auch am Mittwoch so viel Kraft zu entfalten schien, dass die fast schon bemitleidenswerten Gäste aus Donezk sich ihrem Schicksal fügen mussten. Bei den Gastgebern griff ein Rädchen ins andere. Da war Stefan Lainer, der als Rechtsverteidiger nicht nur ein enormes Laufpensum mit hoher Geschwindigkeit abspulte, sondern auch sehenswerte Spielzüge einleitete. Da war Valentino Lazaro, der bei seinem Startelf-Debüt für Gladbach mit großem Aktionsradius und technischem Geschick zeigte, was er für dieses Team leisten kann. Da war Kapitän Lars Stindl, der als Führungsfigur in der offensiven Mittelfeldzentrale glänzte und zudem den Sieg per Elfmeter (17.) einleitete.
Erleichterung bei Ex-Schalker Embolo
Bei den Gladbachern funktionierte fast alles. Durch den Kopfballtreffer von Nico Elvedi (34.) und Oscar Wendts Freistoß (77.) gingen sogar zwei Tore auf das Konto der Abwehrspieler. Dass Stürmer Breel Embolo per Fallrückzieher sein erstes Saisontor erzielte (45.+1), passte ins Bild. „Ich hoffe“, sagte Embolo, „dass ich jetzt die Leichtigkeit und das Glück gefunden habe.“
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Der im Sommer 2019 von Schalke nach Gladbach gewechselte Schweizer Nationalspieler trifft nun zum dritten Mal als Borusse auf seinen früheren Klub. Für seine Mannschaft geht es darum, die Leistungen aus der Königsklasse auch in der Bundesliga auf den Rasen zu bringen. Im nationalen Wettbewerb verbuchte Gladbach zwölf Punkte in den bisherigen acht Spielen. Die etwas dürftige Bilanz ergibt sich auch aus den Resultaten in Partien wie gegen Union Berlin, Wolfsburg und Augsburg (jeweils 1:1), in denen Gladbach Führungen verspielte.
Um sich keine größere Hypothek im Kampf um einen internationalen Startplatz aufzuladen, sollte Schalke für Gladbach nun nicht zur Stolperfalle werden. Eine gar erneute Niederlage gegen den Revierklub wäre für die Borussen ein überaus schmerzhafter Dämpfer inmitten der Europapokal-Euphorie. Wenn sie hingegen am Samstag so spielen wie gegen Donezk, kann es für Schalke nur um Schadensbegrenzung gehen.