Mönchengladbach. Die Gladbach-Profis verzichten freiwillig auf Teile ihres Gehalts. Der Klub befindet sich in einer schwierigen Lage. Kurzarbeit ist denkbar.

Als in der Zeit einer bedrohlichen Krise der Ball noch rollte, stand kein anderer Bundesliga-Verein so sehr im Fokus wie Borussia Mönchengladbach. Vor 13 Tagen spielte die Elf vom Niederrhein noch vor 53.877 Zuschauern gegen Borussia Dortmund – trotz erheblicher Bedenken, weil der vom Coronavirus deutschlandweit am stärksten betroffene Kreis Heinsberg keine zehn Kilometer vom Borussia-Park entfernt liegt. Etliche Fans von dort gaben nach einem Angebot des Klubs, in Zukunft ein Europapokalspiel kostenfrei besuchen zu dürfen, ihre Karten zurück.

Vier Tage später trug Gladbach in der sich dramatisch zuspitzenden Lage noch gegen den 1. FC Köln das erste Geisterspiel der Liga-Geschichte aus. Es war eine für viele Beobachter freudlose, äußerst merkwürdige Partie vor leeren Rängen. Die gespenstische Atmosphäre war bedrückend, die zunehmende Angst zu spüren. Das rheinische Derby musste ohne Fans im Stadion stattfinden, die NRW-Landesregierung hatte tags zuvor per Erlass Großveranstaltungen untersagt.

Gladbach-Profis setzen ein Zeichen

Mittlerweile herrscht – wie an so vielen anderen Orten der Welt – im Borussia-Park nur noch Notbetrieb. Die Gesundheit der Menschen und Maßnahmen, die dabei helfen sollen, die Ausbreitung des Virus einzudämmen, sind jetzt wichtig. Dennoch spielen auch die finanziellen Folgen des von der Deutschen Fußball-Liga (DFL) zunächst bis 2. April eingestellten Spielbetriebs eine Rolle. In dieser Situation haben die Gladbach-Profis ein Zeichen gesetzt.

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„Die Mannschaft hat angeboten, auf Gehalt zu verzichten, wenn sie dem Klub und damit auch den Mitarbeitern helfen kann“, sagt Sportdirektor Max Eberl in einem auf der Homepage des Klubs veröffentlichten Interview. Der Verein nehme dieses Angebot an. „Ich bin sehr stolz auf die Jungs. Sie wollen etwas an Borussia zurückgeben und damit auch an all die Fans, die uns unterstützen“, sagt der 46-Jährige. „Der Trainerstab hat sich dem angeschlossen, genau wie unsere Direktoren und Geschäftsführer.“ Laut der „Rheinischen Post“ soll der Verein monatlich deutlich mehr als eine Million Euro einsparen.

Stephan Schippers ist seit 21 Jahren Geschäftsführer des Klubs. „Wir erleben in der Fußball-Bundesliga und damit auch bei Borussia Mönchengladbach gerade die schwierigste Situation seit 1999“, sagt Schippers. 1999 stieg Gladbach erstmals nach 34-jähriger Erstliga-Zugehörigkeit ab, der Klub hatte mit finanziellen Problemen zu kämpfen. Nun erwartet der Verein als Tabellenvierter der Bundesliga „Einnahmeverluste durch Spielausfälle, fehlende Zuschauereinnahmen, möglicherweise wegfallende TV-Einnahmen, fehlende Sponsorengelder“, erklärt Schippers.

Borussia-Mitarbeiter in Quarantäne

Zwei seiner Kollegen bei Borussia wurden positiv auf das Coronavirus getestet. „Beiden geht es gut, einer von ihnen hatte kurz leichte Symptome einer Erkrankung, dies war aber nach zwei Tagen schon überstanden“, berichtet er. Andere Mitarbeiter wurden – ausgelöst durch diese Fälle – in die vorbeugende Quarantäne geschickt. Auch ihnen gehe es gut, versichert Schippers. Viele Angestellte des Vereins arbeiten nun von zu Hause.

Auch in Gladbach ist offen, wie sich die Situation auf die Arbeitsplätze auswirken wird. Es sei das Ziel, die Corona-Krise zu überstehen, „ohne betriebsbedingte Kündigungen aussprechen zu müssen“, sagt Schippers. „Dafür werden alle gemeinsam hart arbeiten müssen und wir können derzeit nicht ausschließen, dass dies auch Maßnahmen einschließen wird, wie sie in ganz Deutschland gerade von betroffenen Unternehmen ergriffen werden, zum Beispiel die Inanspruchnahme von Kurzarbeit.“

DFL und Klubs wollen Saison zu Ende spielen

Wann der Ball in der Bundesliga wieder rollen wird, ist völlig unklar. Ziel der DFL und aller Klubs sei es, die aktuelle Saison zu Ende zu spielen, sagt Schippers. Dazu gehöre die allgemeine Bereitschaft, „in dieser Lage auch ohne Zuschauer zu spielen, denn es ist nicht realistisch, darauf zu hoffen, dass in den nächsten Wochen Spiele mit Zuschauern möglich sind“. Auch Geisterspiele wären finanziell für den Klub bitter: Laut Schippers würden pro Partie rund zwei Millionen Euro fehlen.