Mönchengladbach. Borussia Mönchengladbach hat in gespenstischer Atmosphäre den 50. Derbysieg gegen den 1. FC Köln eingefahren. Es reichte zu einem 2:1-Sieg.
Ein paar Fans kamen doch. Während sich die Fußballprofis von Borussia Mönchengladbach für das rheinische Derby warmliefen, hörten sie Gesänge. Allerdings stand der Chor nicht im Stadion. Mehrere hundert Anhänger hielten sich hinter der Nordkurve auf und stimmten ihre Mannschaft auf das Duell mit dem 1. FC Köln ein.
Als Schiedsrichter Deniz Aytekin das Nachholspiel um 18.30 Uhr anpfiff, waren die Gesänge verstummt. Danach hörten die rund 300 Menschen im Borussia-Park - darunter Journalisten, Ordner und Polizisten - jedes Kommando, jeden Schuss, jedes Händeklatschen. Es waren merkwürdige Momente beim ersten Geisterspiel der Bundesliga-Geschichte.
Auch interessant
Borussia Mönchengladbach gewann mit 2:1 (1:0) durch einen Treffer von Breel Embolo und Jorge Merés Eigentor. Der Anschlusstreffer durch Mark Uth (81.) kam für die Kölner zu spät. Das Team von Marco Rose steht nun wieder auf einem Champions-League-Platz. Köln kassierte nach drei Siegen in Folge mal wieder eine Niederlage. Doch Ergebnis und Tabellenstand gerieten angesichts der historischen Dimension dieser Partie in den Hintergrund. Es fühlte sich nicht an wie ein Bundesliga-Derby. Die Atmosphäre glich eher der eines Juniorenspiels auf einer Bezirkssportanlage.
Am Samstag zuvor sah es im Gladbacher Stadion noch anders aus: Da sorgten 53.877 Zuschauer beim Spiel gegen Borussia Dortmund (1:2) für Stimmung. Die Austragung sorgte für Diskussionen. Der vom Coronavirus stark betroffene Kreis Heinsberg liegt nämlich keine zehn Kilometer vom Borussia-Park entfernt.
Coronavirus hatte sich in NRW ausgebreitet
Zwischen dem Borussen-Duell und dem Derby lag dann der Erlass des NRW-Gesundheitsministeriums, Großveranstaltungen zu untersagen. Das Coronavirus hatte sich im Bundesland weiter ausgebreitet. Um das Ansteckungsrisiko einzudämmen, wurden Fans für die kommenden Bundesliga-Spiele in Nordrhein-Westfalen ausgesperrt. Das Duell Gladbach gegen Köln machte den Anfang und lieferte einen bitteren Vorgeschmack auf das, was in den nächsten Wochen noch kommen mag.
Auch interessant
Der Stadionsprecher verlas die Aufstellungen in einem nüchternen Ton. Sonst krakeelen die Heimfans die Nachnamen ihrer Lieblinge und beleidigen die Spieler des Gegners. Im Derby hätten sie mit Sicherheit noch etwas intensiver gebrüllt. Die Hymnen „Elf vom Niederrhein“ und „Die Seele brennt“ gehörten zum Vorprogramm – allerdings in minimaler Lautstärke.
In der 32. Minute ertönte noch mal Musik. Embolo traf nach Patrick Herrmanns Vorarbeit zum 1:0. Die Stadionregie spielte wie gewohnt bei Gladbacher Toren Scooter mit „Maria, I like it loud“ ein. Doch es war kein Fan im Stadion, der das „Döp, Döp, Döp“ mitgrölen konnte. Auch als Meré den Ball ins eigene Tor bugsierte, blieb es in der Nordkurve stumm. Es waren skurrile Situationen.
Köln am Samstag gegen Ex-Trainer Beierlorzer
Solche befremdlichen Momente dürften auch das Wochenende bestimmen. Die Kölner treten am Samstag gegen den FSV Mainz 05 (15.30 Uhr) an. Gästetrainer Achim Beierlorzer muss beim Wiedersehen mit seinem Ex-Klub keine Schmähungen durch Fans fürchten. Auch bei diesem Duell sind keine Zuschauer zugelassen, genauso wie beim Sonntagsspiel zwischen Eintracht Frankfurt und Borussia Mönchengladbach (15.30 Uhr). Wie es danach weitergeht, ist ungewiss. Die Deutsche Fußball-Liga hat Klubvertreter für kommenden Montag zur Krisensitzung eingeladen. Die Lage ist sehr angespannt.
In der Halbzeitpause des Derbys ertönte aus den Boxen der Song „Easy“. Aber die Situation ist für die Bevölkerung bei weitem nicht so einfach, wie sie „Faith no more“ besingt.