Mönchengladbach. Gladbach trifft auf den FC Bayern. Verteidiger Nico Elvedi spricht vor dem Spiel über Borussias Chancen und das Duell mit Robert Lewandowski.

Nico Elvedi (23) ist ein Mensch, den scheinbar nichts aus der Ruhe bringen kann. Aufgrund seiner Spielweise gab ihm sein früherer Trainer André Schubert bei Borussia Mönchengladbach einen markanten Spitznamen: „Eisvogel“. Dieser sehr unterkühlt anmutende Titel mag zwar zur Abgeklärtheit des Innenverteidigers auf dem Platz passen, aber nicht unbedingt zu ihm als Typ. Der Schweizer Nationalspieler vermittelt schließlich einen freundlichen und höflichen Eindruck an diesem Dezembermittag bei einem Treffen im Borussia-Park, wo am Samstag (15.30/Sky) das Spitzenspiel der Fußball-Bundesliga gegen den FC Bayern München ansteht.

Gladbachs Nico Elvedi: "Es ist nicht unmöglich, Lewandowski zu stoppen."

Herr Elvedi, wie stoppt man Robert Lewandowski?
Nico Elvedi: Das ist nicht so einfach. Für mich ist er einer der besten Stürmer der Liga, wenn nicht gar der Welt. Aber das ist eine Herausforderung, die wir gerne annehmen. Es ist toll, wenn man sich mit den Besten messen kann. Wir haben in dieser Saison bislang gut verteidigt. Es ist nicht unmöglich, Lewandowski zu stoppen.

Das letzte Duell mit den Bayern im März endete mit einer 1:5-Heimniederlage. Lewandowski erzielte zwei Tore. Denken Sie noch daran zurück?
Elvedi: Nein, denn jetzt läuft eine neue Saison. Wir sind gut drauf, haben viel Selbstvertrauen. Ich traue der Mannschaft auch einiges zu.

Sind Sie vor einem solchen Spiel wie gegen die Bayern nervös?
Elvedi: Ich bin insgesamt gelassener geworden. Da kommt auch die Erfahrung hinzu. Ich merke vor einem solchen Spiel eine gewisse Anspannung, die aber für mich auch dazugehört. Vor Nervosität explodiere ich dabei nicht.

Gladbach ist seit dem siebten Spieltag Spitzenreiter. Wie ist dieser Höhenflug zu erklären?
Elvedi: Der Trainer hat sicherlich einen großen Anteil. Er hat etwas Neues in die Mannschaft gebracht: das Pressing und das schnelle Spiel nach vorne. Wir haben auch gute Transfers vollzogen. Vor allem in der Offensive, wo es noch einmal mehr Power und Wucht gibt.

Zuversichtlich vor dem Spiel gegen die Bayern: Gladbachs Nico Elvedi im Interview.
Zuversichtlich vor dem Spiel gegen die Bayern: Gladbachs Nico Elvedi im Interview. © Matthias Graben / FUNKE Foto Services

Sie haben schon unter Lucien Favre, André Schubert und Dieter Hecking in Gladbach trainiert. Was macht Marco Rose nun anders?
Elvedi: Die Taktik ist anders. Und auch die Spielart. Wir müssen viel laufen, arbeiten mit viel Pressing und spielen hinten auch mit ein bisschen mehr Risiko. Oft stehen wir auch Eins gegen Eins. Wir haben eine gute Spielweise, mit der wir viele Chancen kreieren können. Das hilft uns auf jeden Fall.

Welche Ansprache wählt Marco Rose unmittelbar vor dem Anpfiff?
Elvedi: Er pusht uns nochmal. Er sagt uns, dass wir eine geile Truppe sind und alles raushauen sollen. Das ist der kleine Schliff, der wichtig ist, denn das motiviert die Mannschaft. Die taktischen Dinge sind vorher schon alle geklärt.

Mit der Schweiz haben Sie kürzlich das Ticket für die EM 2020 gelöst. Welche Erwartungen haben Sie ans Turnier im kommenden Sommer?
Ich freue mich riesig, dass wir uns qualifiziert haben. Es könnte die erste Endrunde sein, bei der ich vielleicht auch zum Zuge komme. Ich war ja schon bei einer EM und WM dabei, habe da aber nicht gespielt. Zudem freue ich mich auch auf die Gruppe. Wir haben Italien, die Türkei und Wales als Gegner. Das werden super Spiele.

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Neben Ihnen sind drei weitere Schweizer Nationalspieler in Gladbach, unter anderem Breel Embolo. Haben Sie mit ihm gesprochen, ehe er im Sommer vom FC Schalke 04 zu Borussia wechselte?
Elvedi: Er hat mir gesagt, dass er auch mit Gladbach Gespräche hatte. Da habe ich ihm gesagt, dass Borussia ein super Verein ist. Ich denke nicht, dass er wegen mir gewechselt ist. Aber ich habe ihm nur Positives über diesen Klub erzählt. Er hat alles richtig gemacht, ist hier eingeschlagen. Er fühlt sich wohl und wir unterstützen ihn gut. Er bringt mit seiner Wucht und seiner Power Qualität mit. Das haben nicht viele. Breel ist momentan sehr wichtig für uns. Wir sind froh, dass wir ihn da vorne haben.

Mit welchen Ihrer Gladbacher Teamkollegen haben Sie eigentlich am häufigsten Kontakt?
Elvedi: Mit Lazi, also Bénes, habe ich öfter Kontakt. Wir gehen ab und zu auch mal was essen. Oft treffe ich mich auch mit Aaron Herzog aus der U23. Mit diesen beiden Spielern mache ich auch außerhalb des Platzes häufiger etwas.

Das ist Nico Elvedi

Zur Saison 2015/16 kam Nico Elvedi vom Schweizer Erstligisten FC Zürich zu Borussia Mönchengladbach. Sein Bundesligadebüt gab er am 7. November 2015 beim 0:0 gegen den FC Ingolstadt.

Nach dem Durchlaufen mehrerer Schweizer Nachwuchs-Nationalteams spielte Nico Elvedi Ende Mai 2016 bei der 1:2-Niederlage gegen Belgien erstmals für die A-Nationalmannschaft.

Ihre Familie wohnt noch in Zürich. Haben Sie weiterhin engen Kontakt?
Elvedi: Sie freuen sich immer wahnsinnig, wenn ich in die Schweiz fliege, um sie zu besuchen. Mein Zwillingsbruder Jan wohnt auch noch dort und ich treffe dort Freunde. Meine Eltern sind aber auch oft hier. Bei jedem Heimspiel sind sie im Stadion. Es ist schön, Eltern zu haben, die einen unterstützen.

Ihr Vater Adrian arbeitet auch in der Jugendakademie des FC Zürich.
Elvedi: Er hat einfach auch eine gewisse Erfahrung, was Fußball angeht. Das war die größte Hilfe. Aber auch meine Mutter hat mir geholfen, mich zum Beispiel immer zum Training gefahren. Ich bin beiden sehr dankbar.

Sie haben in Borussias Geschäftsstelle eine kaufmännische Ausbildung abgeschlossen. Kam der Impuls von Ihnen?
Elvedi: Eher von meiner Mutter. Als ich nach Gladbach gewechselt bin, hatte ich noch ein Jahr, um diese Ausbildung abzuschließen. Dann musste ich hier noch ein Jahr arbeiten gehen. Am Ende musste ich in der Schweiz die Prüfung schreiben.

War es wichtig für Sie, eine Absicherung zu schaffen?
Im Fußball weiß man nie, was passieren kann. Deshalb war es mir schon wichtig, dass ich etwas in der Hand habe. Wenn es allerdings nach mir gegangen wäre, hätte ich wahrscheinlich alles abgebrochen. Dank meiner Mutter habe ich es aber voll durchgezogen.

Sehen Sie Ihre fußballerische Zukunft in Gladbach?
Elvedi: Ja, auf jeden Fall.

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Was schätzen Sie an diesem Verein?
Elvedi: Viele Dinge. Die Mannschaft ist super, der Trainer auch. Die Fans geben uns bei jedem Heimspiel volle Unterstützung, sind aber auch bei Auswärtsspielen immer sehr zahlreich da. Das Gesamtpaket ist top. Es passt alles. Ich fühle mich sehr wohl.

Elvedi: Ich traue unserer Mannschaft einen Sieg zu.

Wer ist nun Favorit in dem Spitzenspiel am Samstag?
Elvedi: Ich sehe Bayern als Favorit. Aber ich traue unserer Mannschaft einen Sieg zu.

Worauf kommt es für Gladbach in dem Duell an?
Elvedi: Wichtig ist, dass wir so spielen wie gegen Freiburg. Da haben wir wirklich ein richtig gutes Spiel gemacht. Wir müssen von Beginn an die Zweikämpfe annehmen, dagegenhalten und natürlich auch die Chancen vorne nutzen.