Mönchengladbach. Die Fans von Borussia Mönchengladbach stimmten beim 3:1 gegen Bremen bereits Meisterlieder an. Zwei Tore erzielte Patrick Herrmann.

Patrick Herrmann war am Sonntag vermutlich der glücklichste Mensch im Borussia-Park. Der Profi strahlte, als er um 15.50 Uhr vom Rasen in die Katakomben des Gladbacher Stadions lief. Am Freitag war der 28-Jährige erstmals Vater geworden − Ehefrau Sandra hatte Sohn Leonard zur Welt gebracht. Zwei Tage später war Herrmann einer der herausragenden Spieler beim 3:1 (2:0)-Erfolg des Bundesliga-Spitzenreiters gegen Werder Bremen. „Viele haben zu mir gesagt: ‚Eine Geburt beflügelt‘“, erzählte Herrmann und lächelte. „Vor dem Spiel habe ich es noch nicht so ganz geglaubt. Aber es scheint ja etwas Wahres dran zu sein.“

Gladbach gewann sieben der vergangenen acht Spiele

In Tagen des Babyglücks hatte der Angreifer im mit 54.022 Zuschauern ausverkauften Borussia-Park gegen Bremen zwei Treffer erzielt. „Es hat einiges gepasst heute“, stellte er fest. Herrmann, der beim Europa-League-Spiel gegen die AS Rom (2:1) wegen der bevorstehenden Geburt gefehlt hatte, war auch mit der Mannschaftsleistung sehr zufrieden: „Wir haben es super gemacht und als Team gut umgesetzt.“ Die Fohlen galoppieren weiter vorneweg.

Gladbach gewann sieben der vergangenen acht Liga-Spiele. Mit 25 Zählern liegt die Borussia zur Länderspielpause vier Punkte vor Rang zwei. Schon jetzt steht damit fest, dass die Mannschaft von Trainer Marco Rose auch nach dem zwölften Spieltag, unabhängig von ihrem Abschneiden in der Partie bei Union Berlin (Samstag, 23. November, 15.30 Uhr/Sky), Tabellenführer bleiben wird. Etliche Gladbach-Anhänger stimmten bereits Meister-Gesänge an. Mit Recht? „Natürlich dürfen die Fans träumen“, sagte Rose. „Sie dürfen das jetzt genießen.“

Am Sonntag jubelten die Anhänger erstmals in der 20. Minute, als Linksverteidiger Ramy Bensebaini nach einem Freistoß von László Bénes relativ unbedrängt per Kopf den Führungstreffer markierte. Kurz darauf verwertete Herrmann eine Kopfball-Vorarbeit von Stürmer Marcus Thuram, den Torwart Jiri Pavlenka im Herauslaufen ungestüm abräumte, mit einem gefühlvollen Heber zum 2:0 (22.).

Sonderlob für Gladbach-Torwart Sommer

Die Norddeutschen wirkten nach dem Doppelschlag kurz geschockt, fanden aber dann wieder ins Spiel. Den vermeintlichen Anschlusstreffer durch Yuya Osaka (27.) pfiff Schiedsrichter Tobias Stieler zurück, nachdem er sich die Szene noch einmal angesehen hatte. Der Unparteiische wertete das Einsteigen des Vorlagengebers Milot Rashica gegen Denis Zakaria als Foul. Hinterher durften sich die Gladbacher auch bei ihrem Torwart Yann Sommer bedanken, der erstklassige Paraden zeigte, unter anderem einen Flugkopfball von Maximilian Eggestein (43.) und einen Foulelfmeter von Davy Klaassen (53.) parierte. Rose lobte den Schweizer Nationaltorhüter: „Er hat ein fantastisches Spiel gemacht.“

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Auf der Gegenseite nutzte Herrmann die Passivität der Gäste aus. Nach einem Steilpass von Zakaria traf Herrmann aus rund 20 Metern zum 3:0 (59.). Dass Bensebaini Gelb-Rot sah (87.) und Leonardo Bittencourt noch das 1:3 markierte (90.), war am Ende bedeutungslos.

Nach dem Abpfiff stieg Herrmann zu den Fans auf den Zaun. Die Rolle als Spitzenreiter gebe ihm „ein schönes Gefühl“, versicherte der Doppel-Torschütze. Und natürlich dachte er nach dem Spiel sofort an seine Familie. Frau und Baby seien gesund und munter. „Ich hole sie gleich im Krankenhaus ab“, sagte Herrmann. „Und dann geht’s nach Hause.“