Mönchengladbach. Sportdirektor Max Eberl musste sich auf der Jahreshauptversammlung von Gladbach auch Kritik gefallen lassen. Die Angst der Fans ist groß.
ie Miene von Max Eberl verfinsterte sich immer mehr. Die teils emotional vorgetragene Kritik der Fans auf der Jahreshauptversammlung setzte dem Sportdirektor von Borussia Mönchengladbach sichtlich zu. "Wenn Gladbach immer nur mit Europa in Verbindung gebracht wird, bin ich irgendwann falsch hier. Ich kann Europa nicht garantieren", rief Eberl den rund 1700 Mitgliedern des Fußball-Bundesligisten im Borussia-Park zu, um dann die Anhänger auf den Saisonendspurt einzuschwören: "Ich habe den Wunsch, dass wir das Ding alle zusammen ziehen."
Die Angst beim fünfmaligen deutschen Meister ist aber groß, das angepeilte Ziel erneut zu verpassen. Der Tabellenfünfte liegt zwar nur drei Punkte hinter einem Champions-League-Platz, der Vorsprung auf Rang acht beträgt allerdings auch nur zwei Zähler. Das Restprogramm mit den Heimspielen gegen Hoffenheim und Dortmund sowie dem Auswärtsspiel in Nürnberg ist schwierig. "Ich verstehe die Angst und die Sorge", versicherte Eberl, aber: "Ich kann mit dem Deckmantel 'Alles ist schlecht' nicht so viel anfangen."
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Besonders der scheidende Trainer Dieter Hecking ist bei den Anhängern nach nur zwei Siegen aus den vergangenen elf Spielen in die Schusslinie geraten. Eberl stärkte Hecking, der im Sommer von Marco Rose abgelöst wird, aber den Rücken. "Er hat den Ehrgeiz, hier mit Europa aus der Tür zu gehen", sagte der Sportdirektor. Hecking brenne und lebe für den Verein: "Ein populistischer Trainerwechsel ist nicht das Ding von Borussia Mönchengladbach. Ein plumper Trainerwechsel ist für mich viel zu simpel."
Gladbach schreibt rote Zahlen
Nach sechs Heimspielen in Folge ohne Sieg muss gegen Hoffenheim aber die Trendwende gelingen. Nach zwei neunten Plätzen wäre die Europacup-Teilnahme auch aus wirtschaftlicher Sicht wichtig. Erstmals seit 2011 schrieb der Klub rote Zahlen. Geschäftsführer Stephan Schippers verkündete für das Geschäftsjahr 2018 einen Verlust von 3,64 Millionen Euro nach Steuern.
"Wenn wir uns international nicht qualifizieren, haben wir es schwerer. Wenn wir uns drei, vier Jahre nicht qualifizieren, müssten wir an die Hauptausgabenseite gehen. Das ist die erste Mannschaft", sagte Schippers, der angesichts eines Eigenkapitals von 91,1 Millionen Euro allerdings betonte: "Wir sind sehr gut aufgestellt. Wir sind gesund, aber nicht reich."
Eine internationale Qualifikation würde aber laut Schippers "in allen Bereichen beflügeln". Die Teilnahme an der Europa League würde rund zehn Millionen Euro garantieren, der Einzug in die Königsklasse selbst bei einem Aus in der Gruppenphase rund 30 Millionen Euro einbringen. Daher will Eberl die Saison doch noch erfolgreich beenden. "Ich spüre sehr viel Negatives. Das wird uns am Wochenende nicht helfen. Wir haben es aber immer noch in der eigenen Hand. Ich will auch nach Europa", sagte Eberl und erntete dafür Applaus. Da hellte sich auch seine Miene wieder auf. (sid)