Mönchengladbach. Auf seiner Abschiedstour greift Dieter Hecking durch - und schreckt dabei auch nicht vor unbequemen Personalentscheidungen zurück.
Das erste Spiel nach seinem beschlossenen Trainer-Aus in Gladbach zum Saisonende war für Dieter Hecking eine aufregende Angelegenheit. Den Zwist mit „Sky“ konnte der 54-Jährige am Morgen nach dem 1:1 gegen Bremen dabei schon mal beilegen.
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Kurz nach der Partie hatte Hecking ein Interview mit dem TV-Sender abgebrochen, bei einer Nachfrage zu Borussias auf die Reservebank verbannten Kapitän Lars Stindl. Verärgert hatte ihn nicht der Reporter, sondern eine Aussage von Ewald Lienen, der auf demselben Kanal zuvor von einer enttäuschenden Leistung gesprochen hatte.
Lienen telefoniert mit Hecking
Montagfrüh rief Lienen, 2003 für ein halbes Jahr Trainer in Gladbach und seit Mai 2017 Technischer Direktor bei Zweitligist St. Pauli, Hecking an. „Ich finde, die Mannschaft hat ein richtig gutes Spiel gemacht. Ich bin der Meinung, dass Ewald mit seiner Einschätzung falschlag. Aber das haben wir am Telefon geklärt, und damit ist es gut“, berichtete Borussias Coach zum Start in die neue Woche – bei „Sky“. Die Fernsehmacher dürften damit zufrieden sein, angespannt bleibt dagegen Heckings Verhältnis zu Max Eberl.
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Der Sportdirektor des Rautenklubs, der in der Vorwoche aus „strategischen“ Erwägungen entschieden hatte, die Zusammenarbeit mit dem jetzigen Übungsleiter nach zweieinhalb Jahren zum Sommer zu beenden, kam nach dem Bremen-Spiel auf einen Handschlag auf Hecking zu. Der schlug ein, allerdings mehr grollend als wollend, ohne Blickkontakt zu Eberl, mit vorgeschobener Schulter.
Für die beiden könnten es zähe sechs Wochen bis zum Saisonschluss werden. Zumal das finale Ziel der Mannschaft, den Turnaround Richtung Champions League mit vereinten Kräften doch noch zu schaffen, durch das Remis gegen Werder nun bereits vier Punkte entfernt ist.
Kapitän Stindl auf der Bank
Immerhin: Mit seinem zahlreichen taktischen und personellen Veränderungen gegen die 2019 weiter unbesiegbaren Hanseaten entfachte Hecking frisches Feuer im Team. „Man hat gesehen, dass wir uns alle wohlgefühlt haben in dem neuen System. Damit konnten wir die Bremer auch ein bisschen überraschen – trotzdem haben wir nur einen Punkt geholt“, sagte stellvertretend Torschütze Florian Neuhaus, diesmal im zentralen offensiven Mittelfeld eingesetzt.
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Prominentestes Opfer der umfassenden Umbauarbeiten war Kapitän Stindl. „Das war eine meiner härtesten Entscheidungen, er ist sonst mein verlängerter Arm auf dem Spielfeld“, erklärte Hecking. „Aber er hat in den letzten Wochen die Leistung nicht so abgerufen, wie ich mir das gewünscht hätte.“