Mönchengladbach. Nach dem 1:5 gegen die Bayern ärgerten sich die Gladbacher auch über eine Schiedsrichter-Entscheidung. Der Videoassistent sah ein reguläres Tor.
Wer in die Gesichter der Spieler von Borussia Mönchengladbach nach dieser Partie blickte, konnte Enttäuschung erkennen. Niedergeschlagenheit. Und sicherlich auch eine Portion Frust. Die Gladbacher Profis ließen die Köpfe hängen nach dieser 1:5 (1:2)-Klatsche im Bundesliga-Klassiker gegen den FC Bayern München. Kapitän Lars Stindl trat schließlich vor die Medienvertreter, um zu sagen: „Wir dürfen nicht so unter die Räder kommen.“
Elf Gegentore haben die Borussen bei zuletzt drei Heimniederlagen in Serie hinnehmen müssen. Den 0:3-Pleiten gegen Hertha und Wolfsburg folgte vor eigenem Publikum nun ein herber Dämpfer im Topspiel. Gladbach holte in den vergangenen vier Liga-Partien nur einen Punkt beim 1:1 in Frankfurt, ist im Kampf um einen Champions-League-Platz auf Rang vier abgerutscht. Das Team von Trainer Dieter Hecking hat nur noch drei Zähler Vorsprung auf Rang fünf. Gewinnt Wolfsburg am Sonntag (18 Uhr/Sky) gegen Bremen, sind es nur noch zwei. Der Höhenflug der Borussia ist längst vorbei. Gladbach steckt in einer Krise.
Hecking über das Gladbach-Spiel: "So darf man nicht spielen"
Hecking übte auf der Pressekonferenz deutliche Kritik an seiner Mannschaft. „Da gibt es nichts schön zu reden. So darf man nicht spielen. Auch nicht gegen Bayern München“, sagte der 54-Jährige. „Das ist naiver Fußball“, stellte er auch mit Blick auf die Anfangsphase der Partie fest.
Schiedsrichter Felix Zwayer hatte das Spiel gerade erst angepfiffen, da kam der Rekordmeister schon zur ersten Großchance − auch weil Gladbachs Defensive nicht eingriff. Thomas Müller passte den Ball durch die Mitte zu Robert Lewandowski, dessen Schuss Torwart Yann Sommer zur Ecke klärte. James Rodriguez führte den Eckstoß aus, Javi Martinez stieg hoch und erzielte den Führungstreffer.
Diese Szene war aber höchst umstritten, weil der Bayern-Profi den Gladbacher Innenverteidiger Nico Elvedi vor dem Tor weggestoßen hatte. Zwayer hielt deshalb noch Rücksprache mit seinem Videoassistenten Frank Willenborg in Köln, pfiff das Tor aber nicht zurück. „Es ist eine Situation, die man auch nach Ansicht der Fernsehbilder in beide Richtungen entscheiden kann“, erklärte Zwayer. „Es ist eine Szene, die Interpretationsspielraum lässt und die dann der Schiedsrichter entscheidet. Es bleibt diskutabel, aber ich hatte meine Wahrnehmung und habe so entschieden.“
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„Unsere Spieler hatten noch gehofft, dass im Videobeweis zu sehen ist, dass es ein Foulspiel ist“, sagte Hecking. „Aber wenn in Köln so entschieden wird, können wir ja wieder alles im Strafraum machen.“ Martinez habe sich „einen klaren Vorteil durch das Schubsen verschafft. Das war kein reguläres Tor.“ Stindl ließ noch wissen: „Wir ärgern uns natürlich darüber.“ Hecking hielt allerdings fest: „Deshalb haben wir das Spiel nicht verloren“. So lag Gladbach aber nach nur 66 Sekunden bereits zurück. Heckings Mannschaft ließ anschließend Entschlossenheit in den Zweikämpfen vermissen. Die Bayern hingegen präsentierten sich bissig.
In der 11. Minute konnte Serge Gnabry unbedrängt aus dem linken Halbfeld flanken. Thomas Müller hielt seinen Fuß rein, Sommer wehrte diesen Ball zwar noch ab, war dann aber chancenlos, als Müller aus kurzer Distanz das 2:0 für die Bayern erzielte. Der Torwart vereitelte weitere Chancen von Lewandowski (22.) und Serge Gnabry (34.), ehe die Gladbacher das Spiel zwischenzeitlich wieder spannend machten: Thorgan Hazard zog nach innen, bediente mit einem klugen Pass Stindl, der aus spitzem Winkel per Linksschuss traf (37.). Die Borussen belohnten sich damit für eine durchaus gute Phase ab der 25. Minute.
Nun spielt Gladbach beim FSV Mainz 05
Die zweite Hälfte begann dann allerdings ähnlich wie die erste: Die Bayern präsentierten sich angriffslustig, die Gladbacher unaufmerksam. Thiago nutzte dem ihm gebotenen Raum im Mittelfeld, um den Ball präzise zu Lewandowski zu spielen. Der Stürmer verwertete das Zuspiel perfekt, drehte sich zum Tor, setzte den Ball zum 3:1 für die Bayern unter die Latte (47.). Gnabry (75.) und Lewandowski per Foulelfmeter in der Nachspielzeit schraubten das Ergebnis noch in die Höhe.
In der kommenden Partie beim FSV Mainz 05 am Samstag (18.30 Uhr/Sky) stehen die Gladbacher wohl schon unter erheblichem Zugzwang. Hecking meint: „Es nützt uns nichts, Mainz so hoch zu hängen, als wenn das jetzt schon ein Endspiel werden könnte. Wir müssen anders spielen, anders auftreten.“ Sonst könnte Gladbach die Teilnahme an der Königsklasse verspielen.