Gelsenkirchen. Die 0:4-Pleite gegen Fortuna Düsseldorf könnte Schalke-Trainer Domenico Tedesco den Job kosten. Eine Entscheidung wird am Dienstag erwartet.

Domenico Tedesco versammelte die Spieler des FC Schalke 04 am Mittelkreis. Ganz eng sollten alle zusammenkommen. Währenddessen wurden die Pfiffe aus der Nordkurve immer lauter. Der Trainer wusste, was passieren würde. Er hielt eine nur kurze Ansprache, dann zeigte er energisch an, in welche Richtung jetzt alle gehen sollten. Zu den tobenden Fans. Er ging zuerst. Er ging vorne weg. Und er ging am weitesten, bis an die Bande.

Seine entschuldigende Geste half ihm nicht. Die Leute ließen ihrer Wut freien Lauf, sie krakeelten ihren Frust heraus. Sie hielten ihm und den Spielern dahinter Fäuste entgegen. “Ich hatte keine andere Reaktion erwartet”, sagte Domenico Tedesco. “Man muss die Fans ja irgendwo auch verstehen.”

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Schalke 04 hat das Heimspiel gegen Fortuna Düsseldorf mit 0:4 verloren. Eine Woche nach dem 0:3 beim FSV Mainz 05. Die Königsblauen taumeln in den Abstiegskampf hinein, die Spieler lassen alles vermissen, was den Begriff Mannschaft rechtfertigen würde.

Schalke-Trainer Tedesco: "Es geht um Überlebenskampf"

“Es geht um Überlebenskampf”, sagte Domenico Tedesco. “Den habe ich heute zu oft vermisst. Der Gegner war einfach zu oft schneller am Ball.” Aber warum passierte das? Warum zeigten die Schalker nach dem peinlichen 0:3 in Mainz keine Reaktion? “Das liegt an der Nervosität”, erklärte Tedesco. “Wir sind extrem nervös.”

Das war in der Tat zu sehen, schon in der Anfangsphase. Da hielt sich die Fortuna noch zurück, sie musste nur auf Schalker Fehler warten. Und die kamen reihenweise.

Ein erstes Kontertor durch Dodi Lukebakio wurde in der 21. Minute noch per Videobeweis aberkannt, weil Amine Harit vorher im Mittelkreis von Benito Raman gefoult worden war. Doch diese Entscheidung von Schiedsrichter Felix Brych gab den Schalkern keine neue Kraft.

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Die Düsseldorfer erkannten, was mit ihrem Gegner los war, und sie stachen gnadenlos zu. Als Matija Nastasic eine Flanke von Raman per Hand ablenkte, pfiff Brych zunächst nicht. Doch erneut sah er sich die Szene auf dem Monitor an. Elfmeter für Düsseldorf, 1:0 durch Lukebakio (35.).

In der zweiten Hälfte, als die Schalker kopflos nach vorne rannten, glänzten die Düsseldorfer mit ihrem Umschaltspiel. Dawid Kownacki (62.), Benito Raman (68.) und erneut Dawid Kownacki (84.) schlossen perfekte Angriffe auch perfekt ab.

Natürlich wird in einer solchen Situation, nach dem zweiten erbärmlichen Auftritt nacheinander, die Frage gestellt, ob es mit dem Trainer weitergehen kann. Am Wochenende herrschte noch ein Machtvakuum, weil Christian Heidel als Sportvorstand zurückgetreten war. Dessen Nachfolger Jochen Schneider beginnt erst am Montag offiziell mit der Arbeit.

Schalke-Ultras nehmen Stambouli die Kapitänsbinde ab

Am Samstag saß Schneider auf der Tribüne neben Aufsichtsratschef Clemens Tönnies. Auf die Frage, wie die Trainerfrage entschieden wird, sagte Tönnies: “Der Sportvorstand ist noch nicht eingesetzt. Er wird am Dienstag etwas dazu sagen.” Tönnies sagte dann auch noch: ”Ich werde jetzt nicht anfangen, den Trainer ein- oder auszustellen.” Die sprachliche Ungenauigkeit muss man ihm verzeihen, auch er stand am Samstag verständlicherweise unter Strom.

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Domenico Tedesco stellte klar, dass er nicht wie Christian Heidel den Rücktritt antreten werde. “Charakter ist jetzt gefragt”, sagte der Trainer. Er selbst hat längst bewiesen, dass ihm dieser Verein nicht egal ist. Die meisten Spieler allerdings scheint das nicht mehr zu interessieren.

Der Kapitän allerdings wirkte traurig und verärgert. Benjamin Stambouli, der bei seiner Rückkehr nach seinem Jochbeinbruch mit Maske gespielt hatte, hatte auch nach der Partie Deprimierendes erlebt. Die Ultras nahmen ihm die Kapitänsbinde ab.

"Ich bin sauer”, sagte Stambouli, richtete seine Worte aber nicht an die Fans, sondern an seine Mitspieler: “Jetzt ist es Zeit für uns zu zeigen, dass wir Männer sind.