Mönchengladbach. Trotz des 0:3 gegen Hertha ist Gladbach dritte Kraft hinter dem BVB und den Bayern. Eine fordernde Situation. Hofmann-Einsatz fraglich.
Eine Stunde nach Spielschluss humpelte im Borussia-Park ein junger Mann in Jeans Richtung Aufzug. Treppensteigen kam für Jonas Hofmann nach der deutlichen 0:3 (0:1)-Niederlage seiner Gladbacher gegen Hertha BSC nicht infrage, und schuld daran war Marko Grujic. Berlins serbischer Mittelfeldspieler hatte Hofmann schon nach sieben Minuten heftig am Fuß erwischt. Die erste Hälfte der ersten Halbzeit, Borussias beste Phase, hielt der frühere Dortmunder noch durch und erlebte so auch Salomon Kalous gewitzten Führungstreffer gegen das behäbige Gladbacher Trio Oscar Wendt, Nico Elvedi und Florian Neuhaus auf dem Platz mit. Doch nach 34 Minuten war dann Schicht für Hofmann.
Schreckmoment für Hofmann
„Irgendwann habe ich nach unten geschaut und meine beiden Knöchel verglichen. Der eine war doppelt so dick als der andere“, berichtete der 26-Jährige von seinem persönlichen Schreckensmoment aus dem Rasen. Übermäßigen Groll gegen Grujic hegte Hofmann aber nicht. „Er hat sich entschuldigt und ist eben generell ein Spieler, der aggressiv zu Werke geht. Je mehr ich gelaufen bin, desto mehr hat es geschmerzt. Gott sei dank bin ich mit einem blauen Auge davon gekommen“, sagte der gebürtige Heidelberger, der da bereits den Krankenhausbesuch hinter sich und die ärztliche Diagnose zu den „zwei, drei offenen Wunden“ an seinem Fuß parat hatte: Knochenhautprellung mit Einblutung im Knöchel.
Heimspiel-Rekordserie bleibt geteilt
„Das war ein kleiner Rückschlag“, kommentierte Hofmann – wobei er nun die Situation der Borussia in der Liga meinte. Trainer Dieter Hecking konnte da schwerlich widersprechen, verbuchte die ersten verlorenen Punkte der Saison im eigenen Stadion jedoch recht milde unter dem Aspekt Reifeprozess. „Für uns, für die Mannschaft war es in den letzten zwei, drei Wochen eine etwas andere Situation“, erläuterte der 54-Jährige die Konstellation, als dritte Kraft nach Borussia Dortmund und dem FC Bayern womöglich ins Meisterschaftsrennen einsteigen zu können. Am Wochenende war seine Mannschaft mit so viel Höhenluft überfordert – und Hecking ahnte, warum: „Das, was Dortmund und Bayern München seit Jahrzehnten haben, haben wir das erste Mal seit langer Zeit. Damit umzugehen, muss man lernen.“
Der alleinige Vereinsrekord an Serien-Heimsiegen jedenfalls war passé, die Bestmarke von zwölf Erfolgen en bloc muss sich das aktuelle Team nun mit dem Gladbacher Ensemble teilen, das im Frühjahr 1984 von Jupp Heynckes trainiert wurde. Viel entscheidender aber war die Erkenntnis, dass den Gastgebern – vom Ex-Borussen Stefan Effenberg unter der Woche zum heißen Titelkandidaten erklärt – gegen die sehr geschickt und offensiv verteidigenden Berliner erstaunlich früh der Geduldsfaden riss.
„In den ersten 25 Minuten sind wir schon mal durchgekommen, danach fehlte uns die Ruhe“, analysierte Hecking. Yann Sommer erkannte gar eine nervliche Instabilität, von der im bisherigen Saisonverlauf so gut wie nichts zu sehen gewesen war. „Herthas erster Treffer war ein Schock für uns“, erklärte der Schweizer Torwart. Während Kapitän Lars Stindl mit Blick auf die zweite Halbzeit monierte: „Da haben wir ein bisschen wild gespielt.“
Nun warten drei schwere Brocken
Nach der Pause, mit den weiteren Treffern durch Ondrej Duda und den starken Mittelstürmer Davie Selke, wurde die sonst so sattelfeste Borussen-Abwehr phasenweise vorgeführt. „Wenn drei oder vier nicht ihre Top-Leistung bringen, passiert so etwas. Aber es gibt keinen Grund, negativ zu sein“, betonte Hofmann. Eine Prognose, ob er beim nächsten komplizierten Spiel am Sonntag in Frankfurt wieder mitmischen kann, wollte Gladbachs zentrale Mittelfeldkraft nicht abgeben. Fest steht: Das Duell mit der angriffslustigen Eintracht und das darauffolgende Heimspiel-Doppel gegen Wolfsburg und die Bayern werden endgültig zeigen, wie viel Meisterschaftsaspirant in Dieter Heckings Schülern tatsächlich steckt.