Mönchengladbach. Dieter Hecking hat Mönchengladbach zu einem Erfolgsteam geformt. Gegen Hertha BSC kann er mit dem 13. Heimsieg in Folge den Klubrekord brechen
Dieter Hecking hat im letzten halben Jahr spürbar Lust daran entwickelt, die Fähigkeiten seiner Mannschaft mit höflichem Selbstbewusstsein darzulegen. Die verbale Einstimmung auf die Bundesliga-Partie gegen Hertha BSC am Samstag (15.30 Uhr/Sky) beinhaltete vieles von dem, was Gladbachs Trainer in dieser Saison vor Heimspielen schon häufiger angeführt hat. Man müsse, dozierte Hecking, den Gegner beschäftigen, auf diese Weise Druck aufbauen und womöglich wieder mal sehr viel Geduld aufbringen. In dieser Disziplin sind die Niederrheinischen längst meisterschaftsverdächtig, die jeweils sehr späten Tore bei den jüngsten 2:0-Siegen gegen Augsburg und auf Schalke sprechen Bände.
Borussias Trainer weiß um diese Stärke, deshalb teilte er den Berlinern vor deren Anreise nach Mönchengladbach offen mit: „Wenn wir unsere Aufgaben gut lösen, ergibt sich vieles von alleine.“ Es läuft bei den Fohlen – obendrauf gibt’s die Chance, mit dem 13. Heimsieg in Folge Klubgeschichte zu schreiben. „Das ist uns allen bewusst und eine schöne Geschichte“, kommentiert Verteidiger Michael Lang den Ausblick, die Bestmarke, die sie seit zwei Wochen mit dem von Jupp Heynckes trainierten Borussen-Team der Saison 1983/1984 teilen, künftig exklusiv zu haben.
Schon an erster Bestmarke beteiligt
„Ein Rekord ist für mich nur ein Rekord, wenn man ihn alleine hat“, stellte Hecking nach dem Erfolg gegen den FCA klar. Der 54-Jährige ist eben kein Mann für halbe Sachen. Und weil dem früheren Angreifer der Offensivgeist auch auf der Trainerbank nicht abhanden gekommen ist, erwähnte er noch beiläufig, er sei ja nun an beiden Bestmarken beteiligt. Schließlich gehörte Hecking im Frühjahr 1984 dem Bundesligakader der Gladbacher an. 19 Jahre zählte er damals, stand allerdings bei keinem der zwölf Heimsiege auf dem Platz.
Dafür führt er nun seit Ende Dezember 2016 als Übungsleiter das Kommando. In seinem ersten Halbjahr stabilisierte er das Team, führte es vom 14. auf den neunten Platz. Weniger zufrieden waren die Verantwortlichen nach Heckings erster kompletter Runde, die erneut auf Rang neun endete. Aufgrund der großen Verletzungsprobleme sprach der Trainer letztlich von einem „normalen Saisonverlauf“. Parallel dazu ließ er die Gladbacher Profis aber auch wissen, dass er ein „selbstgefälliges Auftreten“ nicht mehr akzeptiere.
„Schiele nicht auf Abfindung“
Der Ton an der Hennes-Weisweiler-Allee wurde rauer – und gleichzeitig machten Hecking und Sportdirektor Max Eberl ihre Hausaufgaben. Das Spiel der Borussia war für die Gegner im Frühjahr 2018 zu einem offenen Buch geworden: durchschaubar, langweilig. Über den Sommer folgte eine gezielte Systemumstellung: Weg vom 4-4-2, hin zur Variante mit nur einem defensiven Mittelfeldspieler und drei Stürmern. Der elegante wie zielstrebige französische Angreifer Alassane Pléa, geholt aus Nizza und als Gladbacher bereits zehn Mal treffsicher, wurde dabei zum Synonym für die inzwischen selbstbewusste, defensivstarke, in sich gefestigte Fohlenelf.
Auch Hecking präsentiert sich inzwischen meinungsstärker: mal mit gewitztem Charme, mal mit Sticheleien gegen Kollegen. Der Erfolg erlaubt es ihm allemal. Den eigenen Vertrag bei der Borussia verlängerte Hecking Ende November allerdings nur um ein Jahr. Mit dem Kommentar: „Ich schiele nicht auf eine gute Abfindung, nur weil ich einen Vertrag über drei Jahre habe. Ich will mit diesem Klub einfach erfolgreich sein.“