Mönchengladbach. . Borussia Mönchengladbach legt ein überzeugendes 2:0 zum Start gegen Leverkusen hin. Hofmann glänzt vor den Augen von Bundestrainer Löw.

Seit 20 Monaten leitet Dieter Hecking die sportlichen Geschicke von Borussia Mönchengladbach. Er durchsegelte nach gutem Start dabei speziell in der letzten Rückrunde ein tiefes Wellental – doch eines blieb immer gleich in dieser Zeit. „Seit ich hier bin, erzähle ich, wie viel ich von Jonas Hofmanns Spielweise halte“, beteuerte der Borussen-Trainer nach dem 2:0-Auftaktsieg gegen Leverkusen. Doch Hecking sagt über den gebürtigen Heidelberger, im Januar 2016 aus Dortmund geholt, auch dies: „Er hat häufig nicht mit so viel Glück gespielt wie heute.“

Nun aber steht der 26-Jährige als Sinnbild für die neue Borussia, die unter Hecking zweimal Neunte geworden war. Das grassierende Mittelmaß rief Präsident Rolf Königs auf den Plan, der seinem Sportdirektor in Sachen Saisonziel höflich eine Überarbeitung nahelegte: „Sie kennen die Formel, die Herr Eberl sagt – dass wir einstellig bleiben wollen. Aber das reicht nicht mehr. Wir werden es besser machen.“

Gladbach-Torwart: „Besser geht’s nicht“

Gegen den rheinischen Rivalen, von vielen Experten und von einigen Leverkusener Spielern zum Bayern-Jäger erhoben, war der angekündigte Qualitätssprung bereits klar erkennbar. „Besser als wir es in der zweiten Halbzeit gemacht haben, geht’s nicht“, schwärmte Torwart Yann Sommer. Sportchef Max Eberl hielt fest: „Da hat man gesehen, dass die Mannschaft nach vorne spielen will. Auch gegen eine hohe Hausnummer wie Leverkusen.“

Mit zwei durch Leon Bailey und Kevin Volland vergebenen Großchancen half die Werkself den Gastgebern dabei mit auf die Beine. Danach zeigten die Gladbacher, dass sie ihr langatmiges Spiel der Vorsaison nicht mehr kopieren wollen. Das honorierten auch die nicht immer pflegeleichten Fans – ganz nach Heckings Plan. „Der Müll aus der letzten Saison sollte ein bisschen raus aus dem Borussia-Park“, sagte der 53-Jährige und genoss das „gute Zusammenspiel“ zwischen dem Publikum und seiner Mannschaft. Hecking: „Acht Wochen Vorbereitung haben sich ausgezahlt.“

Profiteure sind Hofmann und Neuhaus

Die entscheidende Schraubstelle in diesen Sommermonaten war der Systemwechsel vom lange gepflegten 4-4-2 auf 4-3-3. Der eingeschlagene Weg mit nur einem defensiven Mittelfeldspieler forderte am Samstag gleich ein prominentes Opfer: Christoph Kramer, der Weltmeister von 2014, saß auf der Ersatzbank. Als einziger Sechser machte Tobias Strobl einen passablen Job.

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Aktuelle Profiteure der Umstellung sind zudem der aus Düsseldorf zurückgeholte Florian Neuhaus und Jonas Hofmann, die in Gegenwart von Bundestrainer Joachim Löw ihre Aufgaben im zentralen Mittelfeld mit zunehmender Spieldauer immer geschickter lösten. Zu Beginn der zweiten Halbzeit hatte sich Hofmann so viel Selbstvertrauen zusammengespielt, dass er beim zweiten Strafstoß für Gladbach – den ersten hatte Thorgan Hazard kurz vor der Pause verschossen – entschlossen nach dem Ball griff und sicher verwandelte. Vor den Augen des brasilianischen Zampanos Raffael, der sonst auch Elfmeter schießt und nun eben drei Minuten später das 2:0 durch Fabian Johnson glänzend vorbereitete.

Verschärfter Konkurrenzkampf

„Jonas hat sich gut gefühlt, das hat man ja gesehen – da nimmt er sich den Ball eben“, meinte Innenverteidiger Tony Jantschke zu Hofmanns Alleingang, ehe er die derzeitige Lage am Niederrhein beeindruckt kommentierte: „Wenn man sieht, wer bei uns heute alles auf der Bank saß – das ist schon Wahnsinn.“

Hecking schätzt sich wegen der gewachsenen Konkurrenz im Kader „glücklich“, entsprechend aufgeräumt erzählte Borussias meist kontrollierter Trainer nach dem Sieg von einer kleinen Begebenheit in der Vorbereitung. „Zwischen Tür und Angel“, berichtete er, „kam Jonas Hofmann auf dem Trainingsplatz zu mir und sagte, er wolle mehr Verantwortung übernehmen – für die Mannschaft, und für sich.“

Gegen Leverkusen hielt Gladbachs Nummer 23 schon mal Wort – und bekannte nach seinem ersten Ligatreffer nach fast dreijähriger Flaute stolz: „Ich habe immer an mich geglaubt und mich für die harte Arbeit in den letzten Wochen belohnt. Nach diesem Start fühle ich mich schon ein wenig wie der Gewinner der Vorbereitung.“