München. Borussia Mönchengladbach steckt in der Krise und droht, die Qualifikation für den Europapokal zu verpassen. Trainer Hecking steht in der Kritik.
Borussia Mönchengladbachs Cheftrainer Dieter Hecking griff nach dem 1:5 bei den Bayern die jämmerliche zweite Halbzeit so auf: “Da ist einiges kritisch zu betrachten.” Vielleicht gilt das nicht nur für jene 45 Minuten von München am Samstagabend. Vier Bundesligaspiele stehen noch an. Doch es scheint, als hätten sich einige Gladbacher Protagonisten aus der Saison gedanklich verabschiedet.
Sportdirektor Max Eberl klingt kratzbürstig beim Versuch, die Dinge positiv einzuordnen: “Platz acht ist nicht Niemandsland. Das hat einen negativen Touch, der mich aufregt.”
Eberl ist Münchener. Da darf er granteln. Die bescheidene Rückrunde mit nur drei Siegen gibt dazu Anlass, wird aber durch eine ordentliche Hinrunde aufgefangen. Immerhin. Ansonsten wäre selbst im beschaulichen Mönchengladbach ein Stühlerücken im Kurzschlussverfahren denkbar.
Der Vertrag von Trainer Hecking läuft bis 2019
Sportdirektor Eberl gilt zwar als besonnen in seinen Entscheidungen, spricht aber auch von “neu aufstellen für die Saison 2018/19”. Ob’s die Trainerposition beinhaltet? Dieter Hecking besitzt ein Arbeitspapier bis 2019. Es gab viele, zu viele Verletzte in dieser Saison, als dass Eberl die Arbeit des Trainers am Ziel internationales Startrecht messen könnte.
Trotzdem bleibt das Gefühl, Gladbach schöpft nicht sein Potenzial aus. “Wir spielen zu oft unter den Möglichkeiten”, sagt etwa Innenverteidiger Jannik Vestergaard.
Vermutlich wird es diesmal nicht mit drei, vier, fünf Sommertransfers getan sein. Gerade die Offensive lechzt nach Auffrischung. Über beide Außenpositionen kommt wenig Schwung. Dazu ist Thorgan Hazard meist zu eigensinnig. Raffael läuft der Form hinterher. Vermutlich tendieren die Gedanken dahin, zwei oder drei selten überzeugende Akteure loszuwerden. Dazu gesellt sich die Hoffnung, dass Hazard bei der WM für Belgien ein Ausrufezeichen setzt und so einen Anbieter aus der Premier League anlockt. Ein gewisser finanzieller Spielraum müsste sein, sonst fällt Eberls Neuaufstellung sehr übersichtlich aus. Der warnt: “Wenn die Erwartungshaltung ist, dass es nur Europa sein darf, können wir Probleme kriegen.”
Gladbach-Weltmeister Kramer: “Europa ist abgehakt"
Weltmeister Christoph Kramer kann allein das Wort nicht mehr hören: “Europa ist abgehakt, und die Tabelle ist mir derzeit unfassbar scheißegal.” Klingt verdächtig nach Katzenjammer am Niederrhein.